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Die Löwin von Aquitanien

Die Löwin von Aquitanien

Titel: Die Löwin von Aquitanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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sehen, noch nicht genug der Erniedrigung wäre, wurde er von einem seiner Soldaten auch noch in die Verlegenheit gebracht, sich bei dem verabscheuten Manuel entschuldigen zu müssen.
    Der Mann, ein Flame, hatte sich auf dem Markt der Goldschmiede und Juweliere plötzlich auf die Tische der Händler gestürzt und alles an sich gerissen, was er zu fassen bekam. Ein entsetzlicher Aufruhr entstand, in dessen Verlauf einige Menschen verletzt und zwei in der Panik, in die die Bürger geraten waren, sogar getötet worden waren.
    Louis befahl dem Grafen von Flandern, den Soldaten unverzüglich hängen zu lassen, und brachte mit innerem Zähneknirschen seine Entschuldigung bei seinem Gastgeber vor. Als Alienor an diesem Abend in das Philopation zurückkehrte, war er kurz davor, erstmals wirklich die Beherrschung zu verlieren.

    » Heute abend gibt es kein Bankett«, sagte er gepreßt, »und ich wünsche nicht, daß du noch länger so oft mit dem Kaiser zusammen bist - auch wenn du ihn noch so gerne hast.«
    Alienor blickte ihn prüfend an, bemerkte seine Stimmung und zog eine Grimasse. »Ihn gern haben? Ich kann ihn nicht ausstehen«, erwiderte sie leichthin, »er ist der selbstgefälligste Mann, der mir je begegnet ist. Die Stadt gefällt mir, nicht er.«
    »Mir nicht!«
    Alienor bat Denise, eine von den Damen, die sie aus Frankreich begleitet hatten, ihr und ihrem Gemahl ein wenig Wasser zu bringen.
    »Nun, ich habe dort aber Neuigkeiten erfahren«, sagte sie dann ruhig,
    »die wichtig für uns sind. Unser Freund Manuel soll mit merkwürdigen Abgesandten verhandelt haben; einige behaupten sogar, es wären Türken.« Ihre Mundwinkel zuckten. »Der Allerherrlichste Kaiser glaubt anscheinend, wenn ich mit ihm zusammen bin, bin ich blind und taub und spreche auch mit niemand anderem als mit ihm.«
    Louis war noch dabei, diese Auskunft zu verarbeiten. »Wie hast du es erfahren?« Sie führte die Hand an den Mund, um ein Gähnen zu verbergen. »Ich habe einige von Manuels Sklaven bestochen, nachdem ich herausgefunden hatte, welche von ihnen beständig um ihn sind«, entgegnete sie gleichgültig. Louis war entsetzt.
    »Du hast… Alienor… ich meine…« Er brach ab, rang um seine Fassung. Schließlich sagte er hilflos: »Alienor, ich verstehe dich nicht. Ich will nicht behaupten, daß es nicht sehr wichtig ist, was du entdeckt hast. Aber wie kannst du nur so häufig mit einem Menschen zusammen sein, den du für nicht vertrauenswürdig hältst, so tun, als ob du… ihn gern hättest, und dann auch noch seine Dienerschaft bestechen? Das ist unehrlich und lügnerisch, mehr noch, es ist genau das, was dieser Mann selbst tun würde. Warum tust du das?«
    Alienor betrachtete ihren Gemahl. In ihren braunen Augen lag Wehmut und Mitleid. Ihr lag auf der Zunge, von einem Überlebenskampf zu sprechen, der es erforderte, daß man seinem Feind immer um einen Schritt voraus war, doch solche Überlegungen waren bei Louis Verschwendung. Nicht, weil er sie nicht verstandesgemäß nachvollziehen konnte, sondern weil sie ihn, der nur an das Gute im Menschen glauben wollte, abstoßen würden. Louis würde behaupten, man solle seinen Feind lieber direkt zur Rede stellen.
    Daher sagte sie völlig aufrichtig: »Weil es mir Spaß gemacht hat.«
    »Es hat dir…«
    »Louis«, unterbrach sie ihn, »es hat keinen Sinn. Weißt du, du hättest mich nie heiraten dürfen. Du hättest ein gutherziges, schlichtes Mädchen verdient, jemanden wie Petronille zum Beispiel, aber nicht mich.«
    »Was meinst du damit?«
    »Du bist ein guter Mann, und ich bin eine schlechte Frau, so einfach ist das.«
    »Das bist du nicht!« protestierte Louis heftig, »das warst du nie und das bist du nicht! Und sag nicht, ich hätte dich nicht heiraten dürfen. Es war das Beste, was mir je geschehen ist, ich liebe dich, und ich will keine andere Frau!«
    »Ich weiß«, sagte sie traurig, »ich weiß.«

    Am nächsten Tag, als Louis dem Kaiser mitteilte, daß er sofort abzureisen gedenke, zeigte Manuel aufrichtiges Bedauern. »Andererseits«, verkündete er mit Inbrunst in der Stimme, »trifft es sich gut, denn ich habe wahrhaft glorreiche Nachrichten für Euch! Man brachte mir auf geheimem Weg die Botschaft, daß mein Schwager Konrad in Anatolien einen wichtigen Sieg über die Türken errungen hat; wirklich ein Grund, zu feiern. Ihr solltet sofort zu ihm stoßen, damit ihr vereint nach Jerusalem ziehen könnt.«
    Louis sagte überwältigt: »Das ist in der Tat eine wunderbare und

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