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Die Löwin von Aquitanien

Die Löwin von Aquitanien

Titel: Die Löwin von Aquitanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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von ihrem Gemahl belästigt werden. Setzt ihn neben die Kaiserin und gebt ihm zwei besonders hübsche Sklavinnen zur Bedienung.«
    »So soll es geschehen«, murmelte der Minister und fügte hinzu:
    »Es heißt allerdings, daß der König der Franken es für eine Sünde hält, eine andere Frau anzusehen als seine eigene.«
    Manuel starrte ihn ungläubig an: »Er ist wirklich ein noch größerer Narr, als ich gedacht habe. Es steht zu erwarten, daß er noch nicht einmal bemerkt, warum ich ihn im Philopation untergebracht habe.«
    »Wahrscheinlich nicht«, entgegnete der Minister. »Ich habe durchblicken lassen, es sei eine große Ehre, daß Ihr ihm Euer persönliches Jagdschloß überlaßt.«
    »Und er hat das geschluckt? Hat noch keinen Versuch gemacht, wenigstens in unserer Dienerschaft Spione unterzubringen?« Der Kaiser brach erneut in Gelächter aus. »Oh, ich sehe es kommen, sein Aufenthalt hier wird noch sehr amüsant.«

    Das Philopation, umgeben von Wäldern, in die Manuel zu seinem Vergnügen seltene Tiere aus aller Welt hatte bringen lassen, lag etwas außerhalb von Konstantinopel. Alienor war verzaubert von dem unglaublichen Luxus. Die herrlichen, exquisit gemusterten Teppiche waren so weich, daß man auf ihnen hätte schlafen können, die Wände waren mit Mosaiken bestückt, eine geschäftige Dienerschaft bemühte sich, jeden Wunsch der Gäste schon im voraus zu erraten, und in einem mit zartgeädertem Marmor ausgekleideten Raum fand Alienor endlich wieder die Gelegenheit, ausgiebig zu baden.
    Nicht, daß sie diese fünf Monate im Sattel nicht genossen hätte; ihre Gesundheit war unzerstörbar, der Mangel an Ruhe und Lebensmitteln machte ihr selbst nichts aus, sondern beunruhigte sie höchstens um des Heeres willen, und durch die ständige Abwechslung, die ständig neuen Aufgaben, die es zu bewältigen galt - ihre bald über das Wetter, bald über den Staub klagenden Kammerfrauen weiterzutreiben -, war ihre Stimmung bestens.

    Aber Alienor war der Meinung, sich nun ein wenig Luxus verdient zu haben, und genoß die Wärme des Wassers, in das zwei Griechinnen ständig Duftessenzen schütteten, mit einem wohligen Schauder. Eine dritte Dienerin wusch ihr Haar und massierte ihre Schultern, und sie entspannte sich, ließ ihre Gedanken treiben wie die Boote, die sie über den blaugoldenen Bosporus hatte segeln sehen.
    Als sie, erfrischt und neu gestärkt, mit dem König zusammentraf, bemerkte sie fröhlich: »Ich habe einen Ausflug in die Vergangenheit hinter mir. So müssen die Kaiserinnen im heidnischen Rom behandelt worden sein.«
    »Es scheint auch jetzt wenig Christliches hier zu geben«, sagte Louis mit gerunzelter Stirn. Das Zeremoniell bei ihrem Empfang, als sich der Hofbeamte, der sie zu Manuel Komnenos führte, vor dem Kaiser auf den Boden geworfen hatte, hatte ihn schockiert.
    »Mag sein, aber wir sind eben nicht in Rom, nicht wahr?« Mit einem der jähen Gedankensprünge, die er nicht nachvollziehen konnte, fuhr sie fort: »Ich frage mich, warum uns ausgerechnet dieser Palast gegeben worden ist?«
    »Warum nicht?« fragte Louis überrumpelt zurück.
    »Nun, ich habe etwas mit den Mädchen hier geplaudert, und wie es scheint, werden Gäste von unserem Rang sonst in einem Teil des Bukoleion, des Großen Palastes, untergebracht.«
    »Haben sie das erzählt?«
    »Nein«, erwiderte Alienor ein wenig ungeduldig, »wenn ich mich direkt danach erkundigt hätte, hätte ich vermutlich etwas anderes erfahren. Ich habe mit ihnen über den Durchzug Konrads von Hohenstaufen gesprochen, und dabei haben sie erwähnt, wo er während seines Aufenthalts hier gelebt hat.«
    Louis sah sie an und schwieg. Einerseits wünschte er sich manchmal, daß Alienor von größerer Schlichtheit wäre, andererseits mußte er zugeben, daß sie Dinge bemerkte, die ihm verborgen blieben, und außerdem liebte er sie so, wie sie war.
    Sie griff nun nach ihrer Schmuckschatulle und sagte zerstreut:
    »Von hier aus haben wir keine direkte Verbindung in die Stadt, wo 88
    unsere Leute untergebracht sind, und vor allem keine zum Palast, und wenn… etwas Unvorhergesehenes geschieht, kann es sehr lange dauern, bis wir etwas davon erfahren.«
    Louis grübelte; daran hatte er nicht gedacht. Schließlich meinte er:
    »Glaubst du denn, daß wir dem Kaiser nicht trauen können? Er schien mir zwar ein wenig prunksüchtig, aber doch sehr freundlich zu sein.«
    »O ja, sehr freundlich.« Sie hielt eine Kette in der Hand und ließ sie spielerisch über

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