Die Löwin
ein besseres Los gezogen. Wir bewachen nämlich den Besitz der Capitana und bekommen zu unserem Sold gut zu essen. Hübsche Mädchen gibt es ebenfalls, wie Ihr sehen könnt.« Dabei warf er seiner Angebeteten einen seelenvollen Blick zu, der deutlich zeigte, dass Rodolfo störte.
Einer seiner Kameraden erwies sich als gesprächiger. »Ihr dürft nicht glauben, Signore, dass wir hierher gekommen sind, um wie die Maden im Speck zu leben. Zuerst mussten wir nämlich ein paar Schufte verjagen, die sich hier breit gemacht hatten und so taten, als seien sie hier die Herren.«
Rodolfo kniff scheinbar überrascht die Augenlider zusammen. »Ihr musstet das Gut freikämpfen? Wer hatte es denn besetzt?«
»Nur ein knappes Dutzend Kerle, gewöhnliche Räuber, wie die Dörfler uns später erklärt haben. Sie haben doch glatt behauptet, der Besitzer des Gutes hätte sie hier eingesetzt, um sein Eigentum zu bewachen. Na, denen haben wir gehörig heimgeleuchtet!«
Der Söldner berichtete kurz von dem Streit, der unblutig geendet hatte, weil die Räuber angesichts der überlegenen Zahl der Söldner abgezogen waren.
Rodolfo kratzte sich am Kopf. »Das verstehe ich nicht!«
»Was gibt es da nicht zu verstehen?«, wollte der Söldner wissen.
»Wie auch immer. War der Anführer der Bande ein dürrer, lang aufgeschossener Kerl mit einem Pferdegesicht?«
Der Söldner nickte. »Genau! Er hatte Zähne, die jedem Gaul Ehre gemacht hätten, und nannte sich Ranuccio. Was habt Ihr mit diesem Banditen zu schaffen?«
Rodolfo beschloss, mit offenen Karten zu spielen, wollte sich vorher jedoch vergewissern, dass ihm tatsächlich Männer gegenüberstanden, die Caterina den Treueid geleistet hatten.
»Wer ist Euer Anführer?«
»Der alte Jaap de Lisse. Er zählt seit Jahren zu Monte Eldes besten Offizieren.«
»Caterina hat de Lisse hierher geschickt?« Rodolfo war beeindruckt, denn diesem bärbeißigen Offizier traute er nicht nur zu, Giustomina zu beschützen, sondern auch, es gut zu verwalten. Er grinste den Soldaten an. »Ich kenne de Lisse, denn ich habe ihn in Eurem damaligen Lager bei Pisa getroffen.«
Jetzt dämmerte es auch dem Söldner. »Seid Ihr nicht dieser junge Edelmann, den der verdammte Legrelli zu uns geschickt hatte? Amanti oder so ähnlich?«
»Ich bin Rodolfo d’Abbati«, korrigierte Rodolfo ihn lächelnd. »Ich muss unbedingt mit de Lisse reden, denn ich folge einer Spur, die mich zu den Mördern Eures Capitano bringen kann – und die führt ausgerechnet hierher! Die von euch vertriebenen Räuber haben Monte Elde und dessen Sohn umgebracht!«
Der Söldner starrte Rodolfo ungläubig an und stieß einen gotteslästerlichen Fluch aus. »Was sagt Ihr da? Das Diebsgesindel soll den Capitano und Giacomo auf dem Gewissen haben? Und wir haben die Bande ungeschoren ziehen lassen? Wenn das stimmt, soll mir die rechte Hand verfaulen und abfallen!«
»Lass deinen Arm dran, denn du wirst ihn noch brauchen. Aber es stimmt! Die Kerle, die hier waren, sind in jedem Fall die Räuber, die ich verfolge. Einer von ihnen hat die Pferde eures Capitano in Barga verkauft, und er gehört, wie ich aus sicherer Quelle weiß, zu Ranuccios Bande.«
Der Söldner stieß einen weiteren Fluch aus, der mindestens tausend Jahre Fegefeuer wert war, ballte die Fäuste und heulte wie ein Wolf. Auch die anderen Monte-Elde-Leute, die sich nun immer zahlreicher um Rodolfos Trupp versammelten, brüllten wild durcheinander.
»Was ist denn los mit euch?« Trotz des scharfen Tons hatte Rodolfo Mühe, sich Gehör zu verschaffen. Erst als er seinen Gesprächspartner packte und rüttelte, nahm dieser ihn wieder wahr.
Die Augen des Mannes glitzerten feucht. »Conte, Ihr ahnt nicht, welche Botschaft Ihr uns gebracht habt. Dieser Ranuccio ist ein Vetter von Fabrizio Borelli! Ich hatte ihn schon einige Male gesehen, denn er kam öfter in unser Lager, um mit seinem Verwandten zu sprechen. Als wir nach Giustomina kamen, hat es uns in den Fingern gejuckt, ihm wegen ein paar der Sachen, die hier passiert sind, das Fell zu gerben. Aber wir haben ihn nicht zuletzt wegen seiner Verwandtschaft zu Borelli laufen lassen! Hätten wir gewusst, dass er am Tode unseres Capitano schuld ist, hätten wir ihn …« Der Söldner konnte nicht weitersprechen, denn Wut und Tränen übermannten ihn so, dass er in die Knie sank und mit den Fäusten den Boden bearbeitete.
Rodolfos Gedanken wirbelten wie ein Staubteufel durch seinen Kopf. Im ersten Augenblick erschienen die
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