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Die Löwin

Die Löwin

Titel: Die Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Informationen ihm völlig widersinnig. Aus welchem Grund hätte dieser Ranuccio Monte Elde umbringen sollen? Dann erinnerte er sich an seinen Aufenthalt im Lager bei Pisa und sein Gespräch mit Borelli und stieß hart die Luft aus.
    »Nun wird mir einiges klar! Ranuccio und seine Bande haben euren Capitano umgebracht, das steht für mich fest. Doch der Anstifter des Mordes war ein anderer! Borelli hat Francesco und Giacomo di Monte Elde zu der Unterredung mit Legrelli begleitet – und ihm ist von den Mördern kein Haar gekrümmt worden!«
    Die Umstehenden nickten mit versteinerten Mienen, und der Söldner, der seine Wut am Erdboden ausgelassen hatte, sprang auf und schüttelte die Fäuste. »Borelli hat uns erzählt, der Capitano hätte ihn mit einem lahmenden Pferd zurückgelassen. Doch Francesco di Monte Elde hätte nie im Leben einen seiner Leute im Stich gelassen, und daher haben wir angenommen, Borelli wäre angesichts der überlegenen Anzahl der Räuber davongerannt. Doch was Ihr uns erzählt, passt weitaus besser zu der ruchlosen Tat.«
    Rodolfo kniff die Lippen zusammen. »Borelli wollte Capitano der Eisernen Kompanie werden, um sie Gian Galeazzo Visconti zuzuführen und die Belohnung zu erlangen, die der Herzog von Mailand Monte Elde geboten hat.«
    »Hätte er den Mord nicht Legrelli in die Schuhe geschoben, wäre er sogar unser Anführer geworden. Wir wussten bereits, dass der Podesta von Mentone die Seiten gewechselt hatte, und haben daher Mailand und nicht dessen Feinde für den Mord verantwortlich gemacht. Wenn Caterina di Monte Elde nicht gekommen und Borelli in die Parade gefahren wäre, sähe es jetzt wohl anders aus. Bei der Heiligen Jungfrau und dem Erzengel Michael, mir wird ganz flau bei dem Gedanken, dass wir um ein Haar dem Mann gefolgt wären, an dessen Händen das Blut unseres verehrten Anführers klebt!«
    Der Söldner senkte bedrückt den Kopf, zwang aber seine Erregung dann so weit nieder, dass er Rodolfo anbieten konnte, ihn zu de Lisse zu führen. »Unser Hauptmann wird das, was Ihr uns erzählt habt, ganz genau wissen wollen. Ich glaube aber nicht, dass er besonders glücklich darüber sein wird.«
    »Solange er seinen Ärger nicht an mir auslässt, wird er alles erfahren, was ich herausgefunden habe. Dann kann er sich selbst ein Bild von der Situation machen.« Rodolfo spürte, wie seine Ungeduld wuchs. Wenn Borelli wirklich der Anstifter des Mordes an seinem Onkel war, musste er getötet werden, sonst würde er früher oder später versuchen, Caterina aus dem Weg zu räumen, schon allein aus Angst, sie würde die Wahrheit erfahren und ihren Vater an ihm rächen wollen.

5.
    C aterina genoss die Seereise von Chioggia nach Ravenna, obwohl sie und Bianca Malle pflegen mussten, die so stark von Übelkeit geplagt wurde, dass sie kaum etwas bei sich behalten konnte. Caterina bedauerte den schlechten Zustand ihrer Magd, hätte aber dennoch nicht das Erlebnis missen mögen, auf einem großen Schiff mitfahren zu können. Noch nie war sie dem Meer so nahe gewesen, und sie genoss es, ihre Hände in das sich seltsam weich anfühlende Wasser zu tauchen und den Geschmack von Salz auf den Lippen zu spüren. Weder Malles Seekrankheit noch die Tatsache, dass sie, Bianca und ihre Dienerin die winzige Kabine im Bug der Galeere mit zwei jungen Damen und deren Dienerinnen teilen mussten, waren ihrer Laune abträglich. Während der größten Hitze war der vom Fahrtwind gekühlte Raum trotz der Enge ein angenehmer Aufenthaltsort. Ihren Begleitern und den übrigen männlichen Reisenden ging es nicht so gut, denn sie mussten die gesamte Fahrt an Deck zubringen und konnten sich nur mit einem Stück Segeltuch vor der sengenden Sonne schützen. Noch schlechter dran waren die Ruderer, die zwar freie Männer waren, aber wie Sklaven behandelt wurden.
    D er Kapitän der Galeere hätte seine männlichen Fahrgäste am liebsten ebenfalls auf die Ruderbänke gescheucht, um sein Schiff mit höherer Schlagzahl vorwärts treiben zu können, doch nach einem kurzen Wortwechsel mit Caterina, deren Worte von den halb aus der Scheide gezogenen Schwertern der Söldner unterstrichen worden waren, verzichtete er auf seine Forderung. Wegen dieser und manch anderer misslicher Umstände war Caterina schließlich doch froh, als sie im Hafen von Ravenna wieder festen Boden unter ihren Füßen spürte.
    M alle war noch so schwach, dass sie auf einer improvisierten Trage an Land gebracht werden musste.
    Der Hafenmeister führte die

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