Die Löwin
hatte sie gewisse Pläne mit den beiden, und sie freute sich schon ein wenig über den Streich, den sie Bothos Vater spielen konnte. Die einstige Mätresse ihres Vaters erschien ihr genau die Richtige, um Herrn Trefflichs Wappenschild aufzupolieren, denn sie entstammte altem Adel und würde damit seinem Stolz schmeicheln. Gleichzeitig war sie die Geliebte eines Söldnerführers gewesen und konnte daher nur bedingt als standesgemäße Schwiegertochter angesehen werden. Caterina genoss das Vorgefühl ihrer Rache, die sie an Trefflich zu nehmen gedachte, auch wenn sie sich ein wenig für ihre Bosheit schämte, denn sie liebte Bianca von ganzem Herzen und wollte sie auf keinen Fall unglücklich machen. Wären da nicht die schmachtenden Blicke, mit denen Botho Bianca verfolgte, wenn er sich unbeobachtet glaubte, wäre sie vielleicht gar nicht auf die Idee gekommen, die beiden zu verkuppeln. So aber klammerte sie sich an die Hoffnung, dass Botho Manns genug sein würde, seine Frau zu verteidigen und seinen Vater in die Schranken zu weisen.
Sie ballte die Fäuste, blickte Bianca an und sagte: »Ich werde es tun.«
Bianca lachte hell auf. »Was führen wir doch für ein seltsames Gespräch! Wir reden die ganze Zeit aneinander vorbei.«
Caterina schloss Bianca in die Arme und zog sie an sich. In dem Moment fiel ihr ein, dass Malle im Zimmer war, und sah erschrocken zu ihr hinüber. Aber die Dienerin lag demonstrativ röchelnd und mit geschlossenen Augen da, als wolle sie protestieren, dass sich keiner um sie kümmerte. Daher hatte sie nicht bemerkt, dass die Umarmung zwischen Caterina und Bianca keine unschuldig zärtliche Geste war, sondern fordernd und voller Leidenschaft.
Die einstige Mätresse spürte, wie angespannt ihre junge Freundin war, und nahm sich vor, sie in der Nacht zu erfreuen. Malle würde sie nicht stören, da die Magd um einen Schlummertrunk gebeten hatte. Nun aber fragte Bianca die Freundin noch einmal gründlich aus, was diese bei ihrem Besuch bei Obizzo da Polenta gesehen und gehört hatte, und schloss sich schließlich Caterinas Urteil an. Der Stadtherr von Ravenna war ein unmöglicher Mensch, um den man tunlichst einen weitem Bogen machen sollte.
6.
A uf der gegenüberliegenden Seite Norditaliens hatten sich am selben Abend vier Männer in Ugolino Malatestas Zelt versammelt. Der Capitano lag betrunken und mit zerknitterter Kleidung auf seinem Feldbett. Ihm gegenüber hockte ein ebenfalls nicht mehr nüchterner Lanzelotto Aniballi auf dem Boden und stierte vor sich hin. Fabrizio Borelli saß stocksteif auf dem einzigen Feldstuhl und umklammerte einen Weinbecher, aus dem er kaum genippt hatte, während Ranuccio, der nun auch offiziell als Stellvertreter seines Vetters galt, mit lauerndem Blick hinter diesem stand und sich auf die Stuhllehne stützte.
Eine Weile beklagte Ugolino Malatesta wortreich die Ungerechtigkeit der Schicksalsgöttin, die ihm jeglichen Erfolg mit heimtückischen Schlägen zunichte machte. Als er endlich schwieg, herrschte im Zelt eine bedrückende Stille.
Borelli drehte den Becher in seiner Hand und starrte auf den dunklen Wein. »Seid Ihr wirklich der Ansicht, Fortuna sei Eure Feindin, Signore Ugolino?«, fragte er schließlich mit lauerndem Unterton.
»Zumindest geizt sie derzeit arg mit ihren Geschenken«, antwortete Malatesta bitter.
»Ich nehme eher an, es ist die Tedesca, die Euch im Magen liegt. Sie hat Euch vor ganz Italien blamiert, und das Gelächter über Euch wird nicht verstummen, solange sie lebt.«
»Der Teufel hole dieses unnatürliche Weibsbild!«, brach es aus Malatesta heraus.
»Der hält es mit Fortuna. Wenn man ihn braucht, lässt er sich nicht sehen. Wir werden selbst etwas gegen Monte Eldes Weibsteufel unternehmen müssen, mein Guter.« Borelli lächelte dabei so zufrieden, dass Malatesta ärgerlich auffuhr.
»Was können wir denn tun – außer fluchen? Das Miststück ist weit weg und immer von einem Kordon aus Kriegsknechten umgeben. Zudem hat mir der Herzog jeden selbständigen Vorstoß gegen die Eiserne Kompanie untersagt, obwohl er weiß, dass ich meine Ehre erst wiedergewinnen werde, wenn die Tedesca meine Beute geworden ist.«
»Nicht nur die Eure!«, setzte Borelli hinzu. »Ich muss dieser Hure ebenfalls beweisen, dass man nicht mit mir umspringen kann wie mit einem Sack Lumpen! Wäre sie nicht aufgetaucht, so stände ich heute als hoch geachteter Condottiere und Capitano der Eisernen Kompanie in den Diensten Gian Galeazzo Viscontis und
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