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Die Löwin

Die Löwin

Titel: Die Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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fragte er Rodolfo zweifelnd.
    »Rodolfo Caetani, Conte d’Abbati, zu Diensten!« Rodolfo verbeugte sich spöttisch, denn er sah, wie die Nennung seines Ranges und seines Namens die Augen seines Gegenübers aufleuchten ließen.
    »Dann seid Ihr der Neffe des Herzogs von Molterossa!« Der Kaufmann schien sich in der Genealogie der italienischen Geschlechter gut auszukennen, denn er vermochte Rodolfo einige Würdenträger und bekannte Familien aufzählen, mit denen dieser verwandt war.
    Zuletzt hob Rodolfo lachend die Arme. »Verzeiht, mein Freund! Die Beziehungen unseres romagnolischen Familienzweigs zu den Caetani in Rom sind nicht so eng, als dass ich mit jedem von ihnen bekannt wäre.«
    »Ich habe schon gehört, dass die römischen Caetani ein wenig in Streit mit Eurer Sippe liegen, da einer Eurer Vorfahren auf Molterossa die Erbin eines Herzogs geheiratet hat und diese den Titel auf ihre gemeinsamen Nachkommen vererben konnte.« Wäre der Kaufmann ein Kater gewesen, hätte er wohl vor Vergnügen geschnurrt. Ehe Rodolfo sich versah, legte der ihm den Arm um die Schulter, musterte mit zufriedener Miene dessen abgetragene Kleidung und begann einen langen Monolog, in dem er die Hoffnung zum Ausdruck brachte, Rodolfos Verhältnisse würden sich sehr bald zum Besseren wenden.
    »Ich weiß, Ihr verfügt über keinerlei Besitz, der Eures Ranges angemessen wäre, aber ich kenne einige Herren in Deutschland, die nahe genug bei Kaiser Wenzel stehen und Euch gegen ein kleines Dankeschön ein prachtvolles Lehen vermitteln könnten, und ich bin auch in Rom gut angesehen. Die Caetani dort würden einen zu Reichtum gekommenen Vetter gewiss an ihre Brust drücken und ihm weiterhelfen.«
    Rodolfo begriff die Absicht des Kaufmanns und hätte ihm zu jeder anderen Stunde mit ein paar kurzen, aber deutlichen Worten erklärt, dass er sich zum Teufel scheren solle. Einige Becher des guten Weines hatten jedoch seine Anspannung fortgespült, und so genoss er es, ein wenig mit dem anderen zu spielen.
    »Signore, weder bin ich in der Lage, den Beratern Kaiser Wenzels zu einer kräftigen Handsalbe zu verhelfen, noch sehe ich eine Möglichkeit, bald zu Reichtum zu gelangen.«
    Der Kaufmann hob beschwichtigend die Hände. »Conte, Ihr braucht natürlich Freunde, die Euch dabei helfen. Eine Braut mit reicher Mitgift und ein Schwiegervater, dessen Einfluss bis in höchste Kreise reicht, wären das Fundament für Euren Erfolg.«
    »Ehrlich gesagt fühle ich mich gar nicht danach, zu heiraten.« Es gelang Rodolfo meisterhaft, so zu reden, als hätte er dem Wein um einiges mehr zugesprochen, als es tatsächlich der Fall war.
    Der Kaufmann witterte eine Chance und presste seine Finger in Rodolfos Arm. »Euer Titel ist es wert, einem Sohn vererbt zu werden! Ich habe vor einiger Zeit mit Eurem Onkel, dem Kardinal, gesprochen, und er meinte auch, dass Ihr möglichst bald eine Ehe eingehen solltet. Es ist von Gott so bestimmt, dass Mann und Frau zusammenliegen und das Menschengeschlecht fortsetzen.«
    »Gegen das Zusammenliegen habe ich nichts, das macht sogar höllischen Spaß. Aber muss man deswegen gleich heiraten?« Rodolfo sah den Kaufmann so entsetzt an, als wäre eine Ehe mit tausend Jahren Fegefeuer zu vergleichen.
    Sein Gesprächspartner widersprach ihm energisch und breitete die Vorteile einer Ehe in leuchtenden Farben vor ihm aus. Aus einer Laune heraus tat Rodolfo so, als interessiere er sich nun doch für das Angebot des Kaufherrn, und brachte den Mann so weit, allerlei Zugeständnisse zu machen. Der Kaufherr flüsterte ihm schließlich sogar ins Ohr, seine Tochter mache gewiss keinen Ärger, wenn ihr Gatte sich nebenbei noch einer Kurtisane bedienen würde.
    Rodolfo lachte innerlich über den Eifer des Mannes, und während er immer wieder Hoffnungen in ihm weckte, um diese beinahe im gleichen Augenblick wieder zu zerstören, trank er mehr Wein, als er gewohnt war. Dabei war ihm durchaus bewusst, dass er sich nur von dem Ärger darüber ablenken wollte, Borelli verpasst zu haben.

8.
    A ls Gaetano zurückkehrte, stand die Sonne nur noch eine Handbreit über dem westlichen Horizont. Er wirkte abgehetzt und zwängte sich rüde durch die Leute, um zu Rodolfo zu gelangen. »Capitano, es gibt schlechte Neuigkeiten! Ich konnte mit einem Mann sprechen, der mir einiges über die Pläne unseres Freundes zu erzählen wusste.«
    Rodolfo schüttelte die Hand des Kaufmanns ab, der ihn noch immer als Schwiegersohn zu gewinnen trachtete, und wandte sich

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