Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Löwin

Die Löwin

Titel: Die Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
Vom Netzwerk:
Kastell in der Nähe von Pesaro gebracht werden. Dort wollen Malatesta und die anderen sich an ihr vergnügen und ihr anschließend die Kehle durchschneiden.« Der Mann klang fast so, als bedaure er es, nicht mit von der Partie sein zu dürfen.
    »Weißt du auch, wo sie der Capitana auflauern wollen?«
    Der Söldner schüttelte den Kopf. »Sie planen, sie nach ihrem Aufenthalt in Ravenna zu überfallen. Mehr haben sie dazu nicht gesagt.«
    »Um welches Kastell handelt es sich?«
    Der Söldner zuckte mit den Schultern. »Eines, das einem Vetter Malatestas gehört. Das ist alles, was ich weiß!« Er verzog unwillig den Mund und schien zu befürchten, Rodolfo würde ihm die versprochene Belohnung kürzen, weil er nicht alle Einzelheiten kannte. Dieser nestelte jedoch seine Börse los und schüttete einen Großteil des Inhalts in die eilig ausgestreckten Hände des Mannes. Noch während der Söldner sich wortreich bedankte, hatte Rodolfo ihn bereits aus seinen Gedanken verbannt.
    Er wandte sich Gaetano zu und wies mit dem Kopf zur Stadt. »Kehren wir zurück, bevor die Tore geschlossen werden. Morgen früh will ich der Erste sein, der die Stadt verlässt!«

9.
    N ach dem kurzen und nicht gerade angenehmen Aufenthalt in Ravenna setzte Caterina ihre Reise fort. Für die Strecke nach Molterossa hätte sie normalerweise knapp eine Woche gebraucht, doch die politischen Umstände zwangen sie zu geradezu lächerlichen Umwegen, denn sie musste jene Gebiete meiden, die sich Gian Galeazzo Visconti unterworfen hatte, und auch fast alle anderen Städte auf ihrem Weg. So mancher Capitano del Popolo des einen oder anderen Örtchens hätte sich nämlich gefreut, sie gefangen zu nehmen, um sie dem Visconti auszuliefern oder dem Herzog von Molterossa ein hohes Lösegeld für sie abzupressen.
    Die allgegenwärtigen Räuber machten ihr weniger Sorgen, denn die würden sich nicht auf einen Kampf mit einem Dutzend Söldner einlassen, doch gegen die Garde oder Miliz einer Stadt konnten ihre Begleiter nichts ausrichten. Daher musste sie Augen und Ohren offen halten, in Italien drehte sich der politische Wind schneller als das Wetter. Aus diesem Grund zogen sie ständig Erkundigungen ein, um nicht in die falschen Orte zu geraten. Caterina gab auch nie ihr wirkliches Ziel an, wenn sie danach gefragt wurde, sondern nannte irgendeine Stadt, die sie mit Sicherheit nicht betreten würde. Ohne es zu ahnen, zwang sie damit Borelli und seine Leute, die verbissen nach ihr suchten, zu manch vergeblichem Ritt, und die Flüche, die ihr galten, hätten selbst Luzifer die Ohren rot gefärbt.
    Caterinas Glück war jedoch ebenso wetterwendisch wie die politischen Verhältnisse, denn ehe sie die halbe Strecke zurückgelegt hatte, kam Borelli ihr auf die Spur. Diese war zwar schon zwei Tage alt, aber da er die politischen Verhältnisse besser kannte als die Verfolgten, nahm er eine Abkürzung, die ihm die Chance gab, ihr den Weg zu verlegen. Gerade als er seine Männer aufteilen wollte, um die in Frage kommenden Wege zu überwachen, entdeckte einer seiner Leute Caterinas Trupp. Dieser näherte sich über einen schmalen Gebirgspfad dem Städtchen Marradi. Caterina hatte schon öfter Wege dieser Art gewählt, obwohl ihre Begleiter murrten, denn eine Vorahnung drohenden Unheils hatte von ihr Besitz ergriffen. Auf diese Weise hoffte sie dem Schicksal ein Schnippchen schlagen zu können. Deswegen nahm sie auch keine Rücksicht auf Malle, die immer noch kränkelte und sich auf den steil ansteigenden und unvermittelt wieder abfallenden Pfaden verzweifelt an den Sattelbogen klammerte und alle Heiligen zu Hilfe rief, als gelte es erneut, die Via Mala in Graubünden zu bezwingen.
    An diesem Tag ließ Caterinas warnender Sinn sie jedoch im Stich, und sie ritt achtlos an Borellis Leuten vorbei, die neben einer kleinen Taverne angehalten hatten, um sich zu beraten.
    Zu ihrem Pech hatte Ranuccio sich mit Borelli und ein paar anderen, den Eisernen bekannten Männern im Stall versteckt. Als die Reisegruppe vorbeigeritten war, schlug er mit der Faust in die offene Hand.
    »Gott und die Heiligen scheinen doch mit uns zu sein! Ich habe schon gedacht, wir würden noch wochenlang im Schlamm stochern, während dieses Weib sich auf Molterossa ins Fäustchen lacht. Malatesta hätte dir die Ohren abgeschnitten, wenn dir die Tedesca trotz deines angeblich narrensicheren Planes entgangen wäre.«
    Ranuccio nahm seinem Vetter gegenüber kein Blatt mehr vor den Mund und reizte dessen

Weitere Kostenlose Bücher