Die Löwin
Gaetano zu. »Was hast du in Erfahrung bringen können?«
Gaetano streifte die Menge in der Gaststube mit einem zweifelnden Blick und wies nach draußen. »Hier ist es zu laut für ein Gespräch.«
Trotz des Nebels, den der Wein um seine Sinne gelegt hatte, begriff Rodolfo, dass sein Gefolgsmann keine Zuhörer in der Nähe haben wollte. Also musste es sehr interessante Neuigkeiten geben. Er stemmte sich hoch, warf ein paar Münzen auf den Tisch und folgte ihm ins Freie.
In der Nähe des Stalles blieb Gaetano stehen und fasste Rodolfo am Arm. »Ich hatte großes Glück, Capitano, denn als ich nach Borelli gefragt habe, bin ich an einen Mann geraten, der sich gegen dessen Anmaßungen zur Wehr gesetzt hat und dafür streng bestraft worden ist. Wie alle guten Italiener hat der Soldat eine Gelegenheit zur Rache gesucht und Borelli deswegen heimlich beobachtet. Dabei hat er einiges erfahren, das für Euch wichtig sein könnte. Ich habe dem Soldaten eine Hand voll Dukaten für die Informationen versprochen, die er mir gegeben hat. Ich hoffe, Ihr macht mich nicht zum Lügner.«
»Gewiss nicht!«, bestätigte Rodolfo, obwohl diese Belohnung ein großes Loch in seine bereits arg leere Börse reißen würde.
Gaetano nickte zufrieden und näherte sich dem Ohr seines Vorgesetzten, damit niemand sonst seine Worte aufschnappen konnte. »Malatesta und Borelli wollen der Capitana der Eisernen Kompanie unterwegs auflauern und sie gefangen nehmen.«
Rodolfo schüttelte lachend den Kopf. »Das glaube ich nicht! Da würden sie mehr Söldner brauchen, als Malatesta aufzuweisen hat. Die Eisernen werden sich ihre Anführerin nicht ohne Kampf abnehmen lassen und sie hauen verdammt hart zu.«
»Die Capitana ist derzeit nicht bei ihrer Kompanie! Sie soll mit nur wenigen Leuten nach Venedig gereist sein, um dort eine Condotta zu erwerben, und man will ihr den Rückweg verlegen.«
Venedig lag etliche Tagesreisen von Molterossa entfernt und es gab mehr als eine Straße, die von dort in die Romagna führte. Die Konsequenzen aus dieser Tatsache überforderten Rodolfos umnebelten Kopf. Er starrte Gaetano an, als mache er ihn für die schlechte Nachricht verantwortlich, und fluchte dann vor sich hin. »Wir müssen sofort aufbrechen! Sorge dafür, dass die Pferde gesattelt werden! Ich hole inzwischen unsere Leute.«
Gaetano starrte seinen Anführer an. »Capitano, es ist gleich Nacht!«
»Na und?« Rodolfo stand einen Augenblick hilflos da, holte dann tief Luft und verzog sein Gesicht zu einem jämmerlichen Grinsen. »Ich bin nicht mehr ganz nüchtern, mein Guter! Der Teufel hole den Kaufmann, der mir seine Tochter aufschwatzen wollte, und mich dazu, weil ich so dumm war, mich auf ein Wettsaufen mit dem Kerl einzulassen! Wir müssen tatsächlich bis morgen früh warten. Vorher will ich aber selbst mit dem Söldner sprechen, von dem du deine Weisheiten erhalten hast. Da er auf seine Belohnung wartet, kann ich hoffentlich feststellen, ob er dir nicht einen Bären aufgebunden hat.«
»Das hat er gewiss nicht, Capitano! Soll ich Euch zu ihm führen?«
»Was denn sonst? Los, gehen wir!« Da das Tor noch offen stand, verließen sie ungehindert die Stadt und wanderten auf eine einsam stehende Steineiche zu, die von Gebüsch umgeben war. Als sie näher kamen, sahen sie einen Söldner in den Farben Ugolino Malatestas gegen den Stamm gelehnt stehen, der scheinbar versonnen in die Ferne starrte. Als er ihre Schritte vernahm, schnellte er herum und griff zu seinem Schwert.
Rodolfo blieb vor dem Söldner stehen und musterte ihn. »Du bist also derjenige, der Borelli belauscht haben will.«
Sein Gegenüber verzog beleidigt das Gesicht. »Ich habe mit eigenen Ohren vernommen, was dieser räudige Hund plant! Euer Begleiter hat mir etliche Dukaten für mein Wissen versprochen! Ich hoffe, Ihr habt sie bei Euch.«
»Wenn du die Wahrheit sagst, wirst du das Geld erhalten.« Rodolfo klopfte auf seine Börse, und deren Klingeln ließ die Augen des Söldners begehrlich aufflammen. »Du behauptest also, Borelli wolle Monte Eldes Tochter auf dem Heimweg von Venedig abfangen und sich ihrer bemächtigen.«
»Deshalb ist er fortgeritten!«
»Ich will dir vorerst glauben. Was hat Borelli mit der Tedesca vor und wohin will er sie bringen?« Rodolfo blickte dem Söldner unverwandt in die Augen, um sich keine Regung entgehen zu lassen, und wunderte sich, wie klar sein umnebelter Kopf unter der Anspannung wurde.
»Die Capitana der Eisernen Kompanie soll auf ein
Weitere Kostenlose Bücher