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Die Loge

Die Loge

Titel: Die Loge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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Sie mir nicht den Rest erzählen?«
    Dazu fehlt mir die Kraft, dachte Gabriel. Dann fragte er: »Wie lange muß ich hier bleiben?«
    »Das erfahren Sie morgen früh von Pazner.«
    »Wer ist Pazner?«
    Chiara lächelte. »Sie sind schon länger nicht mehr dabei. Schimon Pazner ist der Stationsleiter in Rom. Im Augenblick versucht er herauszufinden, wie er Sie sicher außer Landes und nach Israel zurückbringen kann.«
    »Ich will nicht nach Israel zurück.«
    »Nun, hier können Sie nicht bleiben. Soll ich den Fernseher wieder einschalten? Die Polizei in ganz Italien fahndet nach Ihnen. Aber das entscheide nicht ich. Ich bin nur eine kleine Agentin. Die Entscheidung trifft Pazner morgen früh.«
    Gabriel war zu schwach, um mit ihr zu diskutieren. Die Kombination aus dem Alkohol und dem starken Schmerzmittel machte ihn unerwartet schläfrig und benommen. Chiara half ihm aufzustehen und führte ihn ins Schlafzimmer. Als er sich auf dem Bett ausstreckte, durchzuckte ein stechender Schmerz seine rechte Seite. Vorsichtig ließ er den Kopf auf das Kissen sinken. Chiara machte das Licht aus und setzte sich mit einer Beretta auf dem Schoß in den Sessel neben dem Bett.
    »Ich kann nicht schlafen, wenn Sie hier sitzen.«
    »Doch, das können Sie.«
    »Gehen Sie bitte nach nebenan.«
    »Ich darf Sie nicht allein lassen.«
    Gabriel schloß die Augen. Chiara hatte recht. Nach wenigen Minuten schlief er tatsächlich. Alpträume flammten in ihm auf. Er durchlebte die Schießerei auf dem Innenhof zum zweiten Mal und sah die Carabinieri in ihrem Blut liegen. Alessio Rossi erschien in seinem Zimmer, aber in Gabriels Traum trug er Priesterkleidung und zielte statt mit einer Beretta mit einem Kruzifix auf Gabriels Kopf. Rossis Tod, als dieser mit ausgebreiteten Armen, von einem Schuß in die Seite getroffen, zusammenbrach, erlebte Gabriel als einen Caravaggio.
    Leah kam zu ihm. Sie trat aus ihrem Altarbild und warf ihre Gewänder ab. Gabriel streichelte ihre Haut und stellte fest, daß die Narben verheilt waren. Ihr Mund schmeckte nach Oliven; ihre gegen seine Brust gedrückten Brustwarzen waren fest und kühl. Sie nahm ihn in sich auf und brachte ihn langsam zum Höhepunkt. Als er sich in sie ergoß, fragte sie ihn, weshalb er sich in Anna Rolfe verliebt habe. Ich liebe nur dich, Leah, versicherte Gabriel ihr. Ich werde immer nur dich lieben.
    Er erwachte kurz; der Traum war so realistisch gewesen, daß er erwartete, Leah bei sich im Zimmer zu sehen. Aber als er die Augen öffnete, sah er Chiara, die in ihrem Sessel saß und mit der Pistole in der Hand über ihn wachte.

20
    R OM
    Am nächsten Morgen um acht kam Schimon Pazner in die sichere Wohnung. Er war ein untersetzter, kräftig gebauter Mann mit Haaren wie Stahlwolle und Aknenarben auf dem breiten Gesicht. Bartstoppeln und rotgeränderte Augen ließen darauf schließen, daß er in der vergangenen Nacht nicht geschlafen hatte. Er goß sich wortlos eine Tasse Kaffee ein und ließ die mitgebrachten Zeitungen auf den Küchentisch fallen. Die Schießerei im Viertel San Lorenzo war in allen Blättern der Aufmacher. Gabriel, der von dem Schmerzmittel noch benommen war, blickte auf die Schlagzeilen hinab, war aber zu keiner Reaktion imstande.
    »Sie haben die Stadt ganz schön auf den Kopf gestellt.« Pazner trank die halbe Tasse auf einmal aus und verzog das Gesicht. »Stellen Sie sich meine Überraschung vor, als ich die Eilmeldung erhalte, daß der große Gabriel Allon auf der Flucht ist und rausgeholt werden muß. Man sollte glauben, am King Saul Boulevard müßte jemand so viel gesunden Menschenverstand besitzen, daß er den Stationsleiter benachrichtigt, wenn Gabriel Allon kommt, um jemanden zu liquidieren.«
    »Ich bin nicht nach Rom gekommen, um jemanden zu liquidieren.«
    »Bockmist!« knurrte Pazner. »Das ist schließlich Ihr Beruf.«
    Er sah auf, als Chiara in die Küche kam. Sie trug einen Bademantel. Ihr von der Dusche noch feuchtes Haar war glatt zurückgekämmt. Sie goß sich ebenfalls eine Tasse Kaffee ein und setzte sich neben Gabriel an den Tisch.
    Pazner sagte: »Wissen Sie, was passiert, sollten die italienischen Behörden jemals rausbekommen, wer Sie sind? Das würde das Ende unserer Beziehungen bedeuten. Dann dürften Sie nie mehr für uns arbeiten.«
    »Ich weiß«, antwortete Gabriel. »Aber ich bin nicht hier, um jemanden zu liquidieren. Die anderen haben versucht, mich umzulegen.«
    Pazner zog sich einen Stuhl heran, setzte sich und ließ seine muskulösen

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