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Die Logik des Verruecktseins

Titel: Die Logik des Verruecktseins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Preiter
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Alarmierungsgründe und die dynamische Beweglichkeit des Binnenvolumens sind der evolutionäre Boden dieser sogenannten »psychodynamisch erklärlichen Abwehrprozesse«. Unter hohem subjektiven Leidensdruck spinnen sich diese Patienten in einen körperlichen Alarmierungskokon aus illusionären Sorgenfäden ein und isolieren sich erfolgreich von den eigentlichen Sorgeauslösern, die aus dem menschlichen Miteinander gespeist worden sind. Der Preis für diese Sorgenentlastung durch Fehlalarm an falscher Stelle ist die Problemprogression, da keine geeigneten Entsorgungsinitiativen eingeleitet werden können und das eigentliche Sorgenfeld unbearbeitet bleibt.
     
    Damit wollen wir es mit Überlegungen zur Evolutionstheorie zunächst belassen und uns vor allem an Folgendes erinnern:
    Die Evolution führt dazu, dass sich Organismen verändern. Durch Zufall entwickeln sie über die Sexualität und die Neukombination des genetischen Materials Optionen, die auf bestimmte Gefahren und Herausforderungen vorbereiten. Einmal evolvierte Gefahrenbewältigungsstrategien bleiben im Organismus integriert, auch wenn sich der Organismus bereits komplexeren Gefahrenhorizonten evolutionär »zugewendet« hat. Als dynamisches Binnenvolumen liegen Alarmierungsthemen gestaffelt und untereinander hierarchisiert abrufbereit und werden, wenn notwendig, erfolgreich aktiviert. Die Angstbereitschaft eines Individuums für bestimmte Themen ist die Vergangenheitsspur seiner evolutionären Entwicklung: Das, was uns heute noch Angst macht, wurde im Verlauf der Evolution durch unsere Vorfahren seit vielen Millionen von Jahren in das dynamische Binnenvolumen integriert.

7. Otellex ®
    Die Liebes- und Eifersuchtskompetenz des Menschen
    Wir haben im vorangegangenen Kapitel gesehen, dass Angstmobilisationsbereitschaften evolutionär gewachsene Fähigkeiten sind, mit wiederkehrenden Gefahrenmomenten zutreffend umzugehen. Angst wird dann mobilisiert, wenn das ganze Individuum auf eine bestimmte Gefahrensituation aufmerksam gemacht werden soll, ohne deren Bewältigung das Individuum Schaden nehmen würde. Dies gilt für den »Schienenbeißer« aus Kapitel 5 und seine Gefahrenerkennungsmöglichkeit bezogen auf heranrollende Bahnräder wie auch für uns Menschen. Allerdings sind unsere Gefahrenmomente, wie wir gleich sehen werden, überwiegend von anderer Natur.

Die Pille gegen Eifersucht
    Waren Sie jemals in Ihrem Leben, wie sich hinterher herausstellte, unbegründet eifersüchtig? Haben Sie sich jemals auf einer Party mit jemandem unterhalten und dabei mit einem Ohr zum Gespräch Ihres Partners hinübergelauscht, weil Sie glaubten, etwas Irritierendes in seinem Gesprächsverhalten wahrzunehmen? Etwas merkwürdig Interessiertes, etwas unpassend Zugewandtes. Und wie sie zusammen lachen, wie unangebracht vertraut sie miteinander tun. Haben Sie daraufhin jemals nachts wachgelegen, im Herzen ein leises, aber wirksames Gift des Misstrauens destillierend, schlaflos sich hin und her wälzend und fragend: Stimmt was nicht mit uns? Haben Sie dann jemals am Tage Schwierigkeiten gehabt, sich auf Ihre Arbeit zu konzentrieren? Ständig gehen die Gedanken zu der Party zurück, wie mit einem Filmrecorder wird das verdächtige Gespräch des Partners
immer wieder neu zurück- und abgespult und der Gesprächsverlauf abgesucht nach Anzeichen für ein Interesse, das eigentlich nur Ihnen zukommen sollte. Haben Sie sich dann jemals bei dem Gedanken erwischt, doch vielleicht die Anruflisten des Handys Ihres Partners zu kontrollieren oder einmal die privaten E-Mails anzusehen? Sind Sie jemals durch solche kreisenden Gedanken und misstrauischen Gefühle in Gewissensbisse gegenüber dem Partner geraten, da sich im weiteren Verlauf Ihrer Beziehung einfach gar kein Hinweis ergeben hat, dass Ihr Partner irgendetwas vorhatte? 25 Vielleicht sind Sie dann zu dem Ergebnis gekommen, dass solches Misstrauen die Partnerschaft und vor allem Ihre seelische Stabilität ganz unnötig belastet hat und es besser wäre, solche Gedanken und Gefühle gar nicht durchleiden zu müssen?
    Wenn das so sein sollte, kann Ihnen bald geholfen werden. In Kürze wird das Pharmaunternehmen »Brave New Pills« ein Medikament gegen Eifersucht auf den Markt bringen. Sein Name: »Otellex ® «, in Anlehnung an die berühmte Tragödie Othello, der Moor von Venedig von William Shakespeare. In dem Theaterstück verfällt Othello bekanntlich, angestachelt durch einen falschen Freund, in wilde Eifersucht gegenüber seiner

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