Die Londoner Drakulia Vampire 01 - Luzifers Wüstling
und auch die Tatsache, dass sie die Tür gleich nach dem Anklopfen geöffnet hatte, verrieten, dass sie keine Dienerin war.
„Guten Morgen“, sagte Angelica und betrachtete die Hereingekommene.
Sie war älter, vielleicht über dreißig. Ihr Kleid, ein Tageskleid, welches aber dank eines sehr großzügig geschnittenen Ausschnitts auch als Abendkleid hätte durchgehen können, war aus gutem Batist, und der Schnitt entsprach der neuesten Mode. Ein Muster aus großen, hellroten Rosen zierte das Material, und breite, rosa Schleifen schlangen sich um Ärmel und Saum. Obwohl sie keine Handschuhe trug, war ihr Haar zu einem ordentlichen Chignon zusammengefasst, und eine kleine Locke unterstrich den ungewöhnlichen Charme ihres Gesichts. Man könnte sie nicht als schön bezeichnen, aber sie war eine angenehme, ja sogar interessante Erscheinung, mit ihren hohen Wangenknochen und einer guten Haut.
„Ich bin Rubey“, sagte sie zu ihr, drehte sich abrupt um und winkte.
Eine weitere Frau, jünger und ganz eindeutig eine Dienerin, kam herein mit einem Tablett mit Essen und Tee, und Angelica wurde auf einmal klar, wie hungrig sie war.
„Danke“, sagte sie, als das Tablett neben ihr auf dem Bett abgestellt wurde. Die Dienerin ging hinaus, und die zwei Frauen waren alleine.
„Sie haben gut geschlafen“, sagte Rubey, während sie den Tee einschenkte. Es war eine Feststellung und nicht etwa eine Frage. „Nach einer schrecklichen Nacht.“
Angelica schluckte ein köstliches Orangen-Teegebäck hinunter und wollte sofort noch eins. „Wo bin ich? Lord Dewhurst hat mich hierher gebracht.“
Rubey nickte und ließ sich auf einem Stuhl in der Ecke nieder. Um ihr vielleicht beim Essen zuzusehen? „Voss ist immer noch zu Bett.“ In ihren Augen schien ein Schalk zu liegen. „Er brauchte ein wenig ... Ruhe ... nach den Geschehnissen der Nacht, bis hin in die Morgenstunden. Ich vermute, er wird in Kürze mit Ihnen zu sprechen wünschen.“ Obwohl ihr Gesichtsausdruck nicht unfreundlich schien, erweckte er doch zusammen mit ihrem Verhalten den Eindruck, dass Angelica hier etwas Wichtiges entging.
„Sie haben mir nicht gesagt, wo ich bin.“
„Sie sind in Sicherheit. Das ist alles, was Sie vorerst wissen müssen.“
„Ich muss meiner Schwester eine Nachricht zukommen lassen“, sagte Angelica. „Sie wird mittlerweile außer sich vor Sorge um mich sein. Es gibt keine Uhr hier im Zimmer. Können Sie mir sagen, wie spät es ist?“
„Es ist fast vier Uhr.“
Angelicas Augen weiteten sich vor Überraschung. Sie erinnerte sich dunkel an ihre Ankunft hier, und dass die Sonne gerade dabei war, aufzugehen, aber sie konnte kaum glauben, so lange geschlafen zu haben. Selbst wenn es bei Tanz und Lustbarkeiten spät wurde, wachte sie gewöhnlich vor zwölf Uhr auf.
Aber die vergangene Nacht war anders gewesen ... in mehr als einer Beziehung.
Rubey fuhr fort, „was die Nachricht anbetrifft, ich bin sicher, Voss hat sich bereits darum gekümmert. Aber Sie werden ihn fragen müssen.“
„Nur eine von vielen Fragen, da bin ich mir sicher“, erklang eine tiefe Stimme.
Angelica hatte nicht bemerkt, wie sich die Tür geöffnet hatte, aber dann war sie auch recht beschäftigt gewesen, mit ihrem Tee und dem Teller voll Käse und Gebäck. Der Anblick seiner großen Gestalt, gut sichtbar in ihrem sonnenbeschienenen Zimmer, ließ ihr Herz höher schlagen, und brachte ihren Magen wieder zum Flattern, und jedweder Gedanke an Orangengebäck verflog.
Überraschend nachlässig gekleidet trug er keinen Gehrock über Hemd, Hose und Weste, und ein loses Halstuch hing ihm um den Hals. Sie konnte sich nicht erinnern, jemals einen so gutaussehenden, so goldenen, so bemerkenswerten und so köstlichen Mann gesehen zu haben. Und einen mit so vollen Lippen, so weich und warm ... Röte schoss ihr bei der Erinnerung daran in die Wangen, und rasch hob sie die Tasse zu den Lippen für einen Schluck Tees. Oder, um sich vielleicht dahinter zu verstecken.
„Wie fühlen Sie sich heute, Miss Woodmore?“, fragte er in der gleichen, glatten Stimme, während er da in der Tür stand. Er warf einen Blick zu Rubey hinüber, die sich von ihrem Stuhl erhob. „Wohl geruht, hoffe ich doch?“
„Ja, und auch gut genährt“, erwiderte sie und zeigte auf ihr Teegebäck. „Hierfür habe ich sicherlich Ihnen zu danken.“
Voss neigte den Kopf in höflicher
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