Die Londoner Drakulia Vampire 01 - Luzifers Wüstling
geheimniskrämerischen Warnungen ausstößt. Wenn Sie bitte von derlei konfusen Aussagen absehen würden und mir schlicht mitteilen könnten, was –“
„Was dann? Würden Sie dann meine Erklärungen annehmen und meinen Befehlen ohne Widerrede Folge leisten?“
Für einen kurzen Moment glaubte er, ihre Lippen zitterten – entweder aus Belustigung oder, Himmel noch mal, wegen irgendeiner anderen Gefühlsaufwallung. „Gewisslich nicht. Aber dann würden Sie es zumindest nicht für nötig erachten, mich einzuwickeln und auf den Balkon zu werfen.“
Würde die Göre denn nie mit dem Gekeife deswegen aufhören?
Dimitri verschränkte die Arme vor der zerknitterten, schmutzigen Weste und starrte wütend auf sie hinunter. „Um Ihnen die Wahrheit zu sagen, Miss Woodmore, Ihr Bruder hat sich mit einer Bande skrupelloser Männer eingelassen und befindet sich in großer Gefahr. Weil er mit der Schwester von einem dieser Männer verschwunden ist, hat er nicht nur sich selbst gefährdet, sondern auch Sie und Ihre Schwestern. Nichts täten diese Männer lieber, als Sie zu benutzen, um sich an Chas zu rächen.“
„Sie möchten uns als Geiseln haben? Als Druckmittel?“, bei dem Gedanken verengten sich ihre Augen. „Aber das hieße dann auch, dass Chas noch am Leben ist und sich irgendwo versteckt hält, wenn sie versuchen, uns zu entführen.“ Erleichterung war klar auf ihrem Gesicht zu sehen, und für einen Augenblick sprang Dimitri die Schönheit und die Intelligenz in ihrem starrköpfigen Gesicht ins Auge. „Er muss noch am Leben sein. Und in Sicherheit.“
Er neigte den Kopf. „Ihr Bruder ist sehr schlau und geschickt, und Sie haben wahrscheinlich Recht. Aber weder Sie noch Ihre Schwester dürfen dieses Haus verlassen oder irgendjemanden ohne meine Erlaubnis empfangen. Sie sind in meiner Obhut absolut sicher, aber Cezar Moldavi ist nicht nur skrupellos, sondern auch sehr intelligent. Und Ihr Bruder hat ihn auf eine ungeheuerliche Art hintergangen. Er wird nicht ohne weiteres aufgeben.“
„Cezar Moldavi?“ Ihre Augen wurden weit.
Jetzt war es an Dimitri, überrascht zu sein. „Sie kennen diesen Namen?“ Woodmore muss seinen Schwestern gegenüber deutlich mitteilsamer gewesen sein, als er angenommen hatte – und mehr als klug war.
„Ähnlich wie in Ihrem Fall, Corvindale, ist mir der Name geläufig, aber ich habe den Mann noch nie getroffen.“ Diesmal lag in der Bewegung ihrer Hände mehr Kummer als Ärger. „Ich wollte sagen, jetzt da ich Sie kennengelernt habe –“
Dimitri scharrte jetzt schon fast vor Ungeduld. „Gewiss, gewiss, Miss Woodmore. Bitte ersparen Sie uns offenkundige Bemerkungen. Doch ich rechne damit, dass Herr Cale demnächst eintrifft. Was haben Sie sonst noch hervorgezerrt, um es mir zum Nachdenken mit auf meinen weiteren Weg zu geben?“
„Ich habe immer noch keine Entschuldigung von Ihnen erhalten“, erwiderte sie spröde und, so dachte er, recht tapfer. „Noch nie in meinem Leben bin ich so –“
„Miss Woodmore“, fiel er ihr ins Wort, „wollen Sie mir damit sagen, dass, sollte ein Mann Sie aus dem Weg einer heranpreschenden Kutsche schubsen, dieser sich noch vor Ihnen verneigen und buckeln sollte und um Verzeihung zu bitten hat, dass er Ihr Kleid zerknautscht hat – bevor er es tut?“
„Nun ich glaube tatsächlich –“, diesmal unterbrach sie sich selbst und presste die Lippen zusammen. Dann holte sie tief Luft und streckte die Schultern. „Es war mir nicht bewusst, dass wir in Gefahr waren. Sie haben keinerlei Anstalten gemacht, mir diese Tatsache mitzuteilen – eine Tatsache die Ihnen wohl bewusst war. In Zukunft, Lord Corvindale, könnten Sie vielleicht etwas mitteilsamer sein. Insbesondere in Bezug auf Dinge, die mich und meine Schwestern betreffen.“
„Vielleicht“, räumte er ein. Nur damit sie den Mund hielt.
Sie besaß die Kühnheit, noch näher zu treten, was eine neue Wolke frischen Blumendufts zu ihm trieb. „Da ist noch eine Sache, Mylord. Ich verlange von Ihnen eine Zusicherung, dass der gute Ruf meiner Schwester unversehrt sein wird, wenn sie wieder hierher unter Ihre Obhut zurückkehrt – oder dass Sie alles Nötige veranlassen werden, sollte die Situation es erfordern.“
Dimitri presste die Lippen zusammen. Sollte Chas Woodmore ihm jemals wieder lebend unter die Finger kommen, würde er ihn töten, weil er ihn in diese missliche Lage manövriert hatte. Er und Chas
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