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Die Lucifer-Connection (German Edition)

Die Lucifer-Connection (German Edition)

Titel: Die Lucifer-Connection (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Compart
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vor sich. Er war in einer anderen Dimension unterwegs. Der Dschungel nimmt einen entweder an oder lehnt einen ab. Die Dinge um ihn wurden etwas unscharf. Nach einiger Zeit war er lebendiger, wurde eins mit dem Dschungel. Er bewegte sich nicht mehr in ihm, sondern mit ihm. Die Welt hinter ihm verblasste im Adrenalin.
    Die Luftfeuchtigkeit saugte jedes Geräusch auf. Vorsichtig und lautlos kämpfte sich Gill durch das Grün. Dieser Dschungel war anders als in Asien. Das Grün schien giftiger. Hatte er die Menschen vergiftet? Oder war er durch die Menschen giftiger geworden? Dornen, die stachen, Blätter, an denen man sich schneiden konnte, Wurzeln, über die man stolperte. Gelegentlich hörte man das Fallen eines vermoderten Baumes, der kleinere mit sich riss. Die Luft war so dicht wie die dumpfe Stille. Verrottete Blätter bedeckten Wurzeln und Erde. Das diffuse Licht drang kaum durch das Blättergewirr. Dunkelheit. Zweige und Dornen griffen nach seinem Rucksack. Sanft entzog er sich den Umklammerungen. Er wanderte wie ein Geist durch die Wirrnis der Schlinggewächse. Er vermied es, Bäume zu berühren. Kleine Bewegungen unten können oben große Wirkungen haben und einem aufmerksamen Wachtposten etwas verraten.
    Alle paar Meter sah er auf den Kompass. Ohne den würde er im Kreis laufen. Das GPS konnte er nachts nicht benutzen, da es ein gelbes Licht abgab, das durch die Dunkelheit schimmerte. Keine Lebewesen, keine Tiere oder Menschen. Nur Insekten, die ihre Tyrannei ausübten, stachen, saugten und bissen. Der Gestank von faulenden Pflanzen. Die klebrige Hitze an der Haut. Der Schweißstrom brach nicht ab. Trotz Roelfs Rat nahm er immer wieder kleine Schlucke aus der Feldflasche. Wenn er dehydrierte, wäre alles vorbei. Er verfluchte Gepäck und Weste. Er fühlte sich verweichlicht. Er vermisste nicht mal eine Zigarette. Er warf die RPG weg und sah auf die AK. Sie war ihm bereits vertraut, da er sie und die Glock bei einer Rast mit Roelf eingeschossen hatte. Doch die Waffe lud Schlingpflanzen geradezu magisch ein, sich um sie zu wickeln. Er hätte auf Roelf hören und eine kurzläufige MAC-11 nehmen sollen. Aber die Kalaschnikow war ihm vertrauter. Wenn er sich schon aus dem Land ernähren wollte, konnte er sich auch die Hardware hier besorgen. Missmutig ließ er die AK-58 fallen.
    Auf einem Baum saß ein Geier und beobachtete ihn. Er schien etwas zu wissen, das Gill nicht wusste. Die Sonne starb einen schnellen Tod. Unter dem Blätterdach konnte Gill lediglich erahnen, wie die gleißende Feuerkugel hinter den Horizont rollte und den Tag enden ließ. Die Nacht kam schnell und überraschend, tauchte die Welt in absolute Finsternis. Dschungel bei Nacht: merkwürdige Schemen, beängstigende Schatten und überall Geräusche, die man nicht zuordnen kann. Die Nacht in Afrika ist ein anderer Planet. Tagsüber kann man die Umgebung irgendwie beherrschen und Gefahren erkennen. Aber nachts ist man hilflos den Feinden ausgeliefert, die als Menschen, Tiere oder Dämonen auf einen lauern. Die Nacht ist ein Alptraum und versetzt jeden in existentielle Angst, der nicht in einer Gemeinschaft ist, nicht in einem Dorf am Feuer sitzt oder sich in einer lärmenden Stadt befindet, deren Geräusche und Lichter die beklemmende Dunkelheit zurückdrängen.
    Er streifte das ATN Night Cougar über den Kopf. Gill bewegte sich langsam und vorsichtig. Er schaffte zwei bis vier Meter in der Minute. Dann kam der Regen.
    52
    Die Helikopter brummten über das nächtliche Flugfeld und sanken am äußersten Ende langsam zu Boden. Klaus und der Colonel waren die ersten, die ihre Maschine verließen. Der zweite Heli war ebenfalls gelandet. Das schwarze Gesicht des Colonels schimmerte im Mondlicht. „Geben Sie mir den Geldkoffer. Die afrikanische Krankheit.“
    „Sind Sie da nicht ein bisschen streng? Was meinen Sie, wie korrupt es in meinem Land zugeht?! Vielleicht fehlt es am britischen Einfluss …“
    Der Colonel sah Klaus fassungslos an. „Britischer Einfluss? Davon hatten wir genug. Von Idi Amin bis Foday Sankoh wurden sie alle von den Briten ausgebildet. Oder den Belgiern. Oder den Franzosen. Einige haben in England studiert oder waren in Sandhurst. Die Kolonialisten haben uns die Korruption hinterlassen, als Ausgleich für die Bodenschätze.“
    Während die Söldner mit ihrem Gepäck aus den Hubschraubern kletterten, näherte sich ihnen ein Landrover mit dem Flughafenkommandanten. Der Colonel ging ihm entgegen. Der Landrover hielt, der Colonel

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