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Die Lucifer-Connection (German Edition)

Die Lucifer-Connection (German Edition)

Titel: Die Lucifer-Connection (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Compart
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innerhalb von dreißig Minuten tötet, steckte mit dem Kopf nach unten im Rohr und war ziemlich schlecht gelaunt, da ein Kapokstöpsel am unteren Ende sie an der Flucht hinderte. Durch den Stöpsel war ein Stück Angelschnur gefädelt, das zwischen zwei Pflöcken quer durch den Tunnel gespannt wurde. Wenn ein kriechender GI an die Schnur stieß, zog sie den Stöpsel aus dem Bambusrohr über ihm, und die Schlange landete in seinem Genick.
    Wahrscheinlich hatte es in Vietnam nie mehr als dreihundertfünfzig Tunnelratten gegeben – eine kleine Einheit bei den Pionieren der Big Red One und eine entsprechende Einheit von der 25. Division der „Tropic Lightning“. Hundert von ihnen kamen nie wieder nach Hause. Weitere hundert wurden schreiend und mit Nervenzusammenbrüchen aus der Gefechtszone geschleppt.
    Gill ging um die Grube herum. Nun bewegte er sich noch langsamer voran. Keine zwei Meter entfernt sah er zwei dunkle Gestalten an einem Feuer sitzen und Palmwein trinken. Vor jedem Schritt suchte er den Boden nach Hinweisen ab. Bei diesem Tempo brauche ich wahrscheinlich die ganze Nacht, um einen akzeptablen Rastplatz zu finden, dachte er. Entschlossen kroch er neben dem Pfad tief in den Wald. Er fand einen Baum, gegen den er sich lehnen konnte. Dann zog er das Satellitentelefon hervor und briefte Klaus. Keinesfalls durften sie die Villa und das abgetrennte Lager mit den Frauen und Kindern unter Beschuss nehmen. Er schloss für einen Moment die Augen. Alles um ihn herum schien zu leben und zu krabbeln. Das hatte er in Asien im Dschungel auch erlebt, aber nicht so intensiv wie hier. Gill verdrängte jeden Gedanken an todbringende Tausendfüßler, Spinnen oder Giftschlangen. Er trank aus seiner halbvollen Wasserflasche. Die größte Angst hatte er vor Viren oder Bazillen. Auf die konnte man nicht schießen.
    Noch lange nach dem Regen tropfte es aus dem Blattwerk herunter. Man wurde nie trocken. Und der Gestank. Der lastende Geruch fauliger Vegetation setzte sich in Gills Kleidung fest. Er dämmerte vor sich hin, versuchte Kraft zu tanken und sich für das Kommende zu erholen. Er hatte eine gute Stelle erwischt: keine Ameisen. Die schmerzhaft beißenden Tyrannen hätten ihn sofort weitergetrieben. Filariawürmer fürchtete er ganz besonders, weil die sich in Haut und Organe bohren und man sie vorsichtig vom Kopf her wieder herausziehen muss. Dunkelheit, Lähmung. Alles versank in der Flut der Nacht, ertrank in der dunklen Einmütigkeit. Die Stunden vergingen, ohne dass menschliche Geräusche an sein Ohr drangen. Die Nacht war heiß und schwül. Gill war so kalt wie die Klinge seines Messers.
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    Letztlich ist das, was wir Wahrheit nennen, doch nur die Hypothese, die sich am besten bewährt hat, dachte Alexa verwirrt. Unkontrolliert tasteten sich die Gedanken durch ihr fiebriges Bewusstsein. In klaren Momenten ahnte sie, dass sie wahnsinnig werden musste. Wenn sie ihren geschundenen Körper bewegte, durchfuhren sie Schmerzen. Ein Konglomerat aus Schmerzen, die sie nicht orten konnte. Ihre Tränen waren längst versiegt. Ihr Kopf lag in der fauligen Pfütze. Ab und zu leckte sie mit der Zunge das ölige Faulwasser, um etwas Feuchtigkeit aufzunehmen. Blut hatte sich unter ihrem Leib ausgebreitet und strömte. Eine erneute Massenvergewaltigung würde sie kaum überleben. Nicht ohne unheilbare Verletzungen.
    Sie wusste nicht, dass das auch dem Chef ihrer Peiniger klar war. Bomb hatte verboten, sie in absehbarer Zeit nochmals zu missbrauchen. Er fürchtete Zarans Zorn, wenn er seinen Auftrag nicht erfüllte. Sie dachte nicht mehr an Rettung. In weniger als vierundzwanzig Stunden war ihr Wille gebrochen worden. Das hätte sie sich niemals vorstellen können. Nie hätte sie geglaubt, wie schnell es geht, einen Menschen in seiner Substanz physisch und psychisch zu vernichten, ohne ihn zu töten. Sie hatte sich immer für hart gehalten. Sie hatte schon Menschen getötet – in Notwehr, nie aus kalter Berechnung. Ihr einziger kraftspendender Impuls war, Zaran und seine Schergen umzubringen. Dieser Impuls ließ sie leben. Aber wie lange noch? Wie lange noch würde sie sich daran klammern können? Würde ihr Verlangen nach Rache die nächste Vergewaltigung überleben?
    Soviel Kraft hatte sie nicht. Sie hörte Tropfen aus einer undichten Leitung auf den Boden fallen.
    55
    Am Morgen legte sich unheimlicher, nasser Nebel auf den Urwald.
    Gill starrte angespannt durch die graugrünen, verblassenden Schleier. Die Dunkelheit wurde

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