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Die Lucifer-Connection (German Edition)

Die Lucifer-Connection (German Edition)

Titel: Die Lucifer-Connection (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Compart
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wechselte ein paar Worte mit dem Kommandanten, übergab den Koffer, und der Wagen wendete. Die Piloten hatten die Motoren abgestellt und begannen sofort mit der Wartung. Klaus sah bewundernd, wie jeder Griff saß und mit welch konzentrierter Ernsthaftigkeit die Männer ihre Arbeit verrichteten. Inzwischen hatte sich die zehn Mann starke Kampftruppe gesammelt und überprüfte ihre Ausrüstung.
    „Wir liegen im Zeitplan. Sehen Sie zu, dass wir rechtzeitig die Koordinaten erhalten“, sagte Colonol Njaima, den alle nur als „Colonel Python“ kannten und der in Sierra Leone zur Welt gekommen war. Er war ein stolzer Mann und ein Söldner, der sich die Kontrakte aussuchte. Man konnte ihn nicht kaufen, aber seine Arbeitskraft mieten – wenn ihm der Preis und das Ziel zusagten.
    „Ich kriege sie rechtzeitig. Spätestens, wenn wir in der Luft sind. Die Richtung ist bekannt. Yendema River. Kambeni.“
    „Sind Sie sicher, dass Ihr Mann noch am Leben ist?“
    „Keine Sorge. In sowas ist er gut.“
    „Nachts … mitten im Dschungel. Er wird sich nicht besonders wohl fühlen.“
    „Männer wie Gill sind nicht auf der Welt, um sich wohl zu fühlen. Er weiß gar nicht, wie das geht. Typen wie er sind dazu da, die Drecksarbeit zu erledigen.“
    „Und die Frau? Glauben Sie, sie lebt noch?“
    „Niemand verschleppt jemanden fünftausend Kilometer weit, um ihn dann zu töten. Ja, da bin ich ebenfalls sicher. Aber ich bin auch ziemlich sicher, dass es Gill im Vergleich zu Alexa geradezu paradiesisch geht.“
    „Dann gehen wir nochmals die Operation durch. Das heißt: Erst will ich meinen Männern zusehen.“
    „Wie Sie wollen.“
    „Für uns Menschen aus Sierra Leone ist das der schönste Anblick der Welt. Es gibt auf der ganzen Erde nichts Schöneres als einen Kampfhubschrauber.“
    Klaus sah den Colonel mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Nicht Ihr Ernst.“
    „O doch. Wenn Sie eingekreist im Dschungel liegen, der RUF hoffnungslos unterlegen, die letzten Magazine eingeschoben haben und wissen, dass Sie in zehn Minuten gefoltert oder zerhackt werden – und plötzlich hören Sie das Jaulen eines Hind, dann glauben Sie wieder an Gott, und die härtesten Männer beginnen zu heulen. 2000 rückten die Rebellen ohne Widerstand auf Freetown vor. Alle Ausländer wurden panisch evakuiert. Die Freetowner erinnerten sich noch genau an die Massaker, die diese Wahnsinnigen im Jahr davor angerichtet hatten. Die Panik war gigantisch. Wäre Neal Ellis mit seiner Hind nicht gewesen, dann hätte die Stadt nicht durchgehalten. Man sollte dem Mann ein Denkmal setzen – aber die Weltbank und die UNO wären garantiert dagegen …
    Der Kampfhubschrauber ist das Symbol für Sierra Leones Frieden. Nicht die lächerlichen Blauhelme.“
    53
    Der Regen endete gerade rechtzeitig. Plötzlich sah er zwei Schatten auf dem Pfad. Sie sagten kein Wort, machten keine Geräusche. Sie standen wie Geister im Mondlicht, Linien, die mit der Dunkelheit verschmolzen.
    Gill bewegte sich rückwärts, ohne die stummen Schemen aus den Augen zu lassen. Er musste den vorgeschobenen Wachtposten umgehen. Er kroch leise über faulige Blätter, auf denen Patronenhülsen lagen. Eine Schlange streifte seine Wange, als sie sich über Gill hinweg durch die Zweige wand. Er verharrte und hielt den Atem an, bis sie neben ihm in den Blättern verschwunden war. Zentimeter für Zentimeter ging er rückwärts. Dann hörte er den Fluss. Er war von seiner Route abgekommen. Gill stand auf und trat ans Ufer. Das Flusswasser hinter den Stromschnellen teilte sich in mehrere Bäche auf. Einige rannen nur träge dahin, fast bewegungslos; ihr Wasser war vermutlich mit Bilharziose verseucht. Die zahllos herumschwirrenden Fliegen warteten auf Opfer, die sie mit Flussblindheit strafen konnten. Er sah über den Hauptfluss. Neben ihm trank eine Schlange. Sie hielt inne und sah zu Gill, der reglos verharrte. Sie trank weiter und schlängelte sich davon. Leise trat er in den Dschungel zurück und sah einen Pfad im spärlichen Mondlicht schimmern. Der schmale, ansteigende Weg, der sich kurvig durch den Busch wand, wurde breiter. Dann der Geruch nach domestizierter Wildnis: Rauch, Gebratenes, Abfälle.
    Er war auf dem Hang. Unter sich sah er das Camp der Wild Side Boys hinter einer Flussbiegung. Feuer in brennenden Öltonnen erhellte das gespenstische Treiben. Gill erkannte die provisorische Landebahn. Kein Flugzeug. Die verfallende Villa schimmerte unnatürlich weiß mitten in dieser Landschaft.

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