Die Lucifer-Connection (German Edition)
Zwischen dem Kolonialgebäude standen die Hütten der Boys. Eine riesige Stereoanlage am Ufer bedröhnte das Lager mit Rap-Musik. Er nahm sein Nachtglas und suchte das Areal ab. Ein Boy zog von den umzäunten Hütten eine Frau hinter sich her. Hinter Stacheldraht waren die entführten Frauen und Kinder untergebracht. Dahinter, am Rande des Dschungels, sah er Tümpel und Gruben. Hier mussten Frauen und Kinder tagsüber Diamanten waschen. Die meisten Boys tanzten. Einige saßen herum, aßen oder tranken und rauchten Joints. Er suchte mit dem Glas das ganze Camp ab, sah Alexa aber nirgends.
Entweder hatte man sie in eine der Hütten gesperrt oder in die Villa. Er tippte auf letzteres. Wäre sie in dem Lager, würde sie sich sichtbar machen. Eine Gruppe Boys ging krakeelend zur Villa. Einer holte unter dem Gelächter der Kumpane seinen Schwanz aus der Hose. Offensichtlich wollten sie sich sexuelle Entspannung besorgen. Ein weiteres Indiz dafür, dass sich Alexa in der Villa befand. Nach einer Viertelstunde kam die Bande gut gelaunt zurück, gesellte sich zu anderen an ein brennendes Ölfass und kübelte Palmwein und alle verfügbaren Drogen in sich rein. Sie hatten ihr Leben aufs Wesentliche reduziert.
Der Pfad führte hinunter zum Lager. Von hier aus würde er am Morgen seinen Angriff starten. Jetzt musste er sich einen Platz suchen, an dem er unbemerkt die nächsten Stunden verbringen konnte. Vorsichtig tastete er sich den Pfad entlang.
Erst glaubte Gill an einen Irrtum – aber dann konnte er das Brennen nicht länger ignorieren. Die Patrone des Kamajors gab eine unglaubliche Hitze ab. Gill blieb stehen und griff in die Tasche. Er befingerte die Patrone. Eiskalt. Dann schien sie plötzlich heiß wie Feuer. Er war verwirrt. Ein nicht nachvollziehbarer Gedanke brachte ihn dazu, den schmalen Pfad vor sich genauer zu betrachten. Palmblätter lagen einen Meter breit und dicht über dem Boden. Wieder diese idiotischen Palmblätter – und keine Palme weit und breit! Zu ordentlich, zu viele auf einem Haufen. Wie bei der Straßengrube. Er bückte sich und hob ein Palmblatt hoch. Wütendes Zischen. Er sah den Kopf einer Grünen Mamba aus der Grube auf sein Gesicht zustoßen. Aber die Grube war zu tief. Das wütende Reptil erreichte ihn nicht. Gill zog alle Palmblätter zur Seite. Vor ihm war eine in den Boden gegrabene Schlangengrube, die quer über den Buschpfad verlief. Vielleicht einen Meter breit und zwei Meter lang. Im grün fluoreszierenden Licht seiner Nachtbrille sah er mehrere Schlangen, die sich auf dem Boden wanden. Ein Schritt weiter, und er wäre hineingetreten. Mitten in ein Knäuel aufgeregter Mambas, die ihn nicht nur einmal gebissen hätten. Es wäre sein sicherer Tod gewesen. Gegen fünf oder zehn Mamba-Bisse war sein Serum nutzlos. Gibt es überhaupt eine ausreichende Dosis Serum gegen so viel Nervengift? Der Biss der Mamba soll durch die Rinde des Munjahi-Baumes geheilt werden können. Man zerkaut sie, dann schiebt man dem Opfer den Brei in den Mund und streicht ihn auf die Bisstelle. Dreimal. Nach einiger Zeit lösen sich die eingedrungenen Giftzähne mit viel Eiter aus dem Fleisch. Der Patient erholt sich langsam. Funktionierte das auch bei Europäern?
Die Mambas waren so aggressiv, weil man sie ihres natürlichen Lebensraums beraubt hatte. Sie waren es nicht gewöhnt, auf dem Boden oder gar in einer Grube dahinzuvegetieren. Bäume sind der bevorzugte Aufenthaltsort der Grünen Mamba. Von dort herunter schlägt sie Vorübergehenden in die Schulter. Früher war es in Afrika üblich, einen Topf mit heißem Brei oder heißem Wasser auf dem Kopf zu tragen, damit sich die Schlange, wenn sie zuschlägt, verbrennt und von ihren Angriffen ablässt oder stirbt. Bei den Luo im Westen Kenias war es Brauch, lebende Mambas am Schwanz an Bäume neben dem Weg zu binden, den das vorgesehene Opfer nehmen würde. Aus Wut über die Gefangenschaft griffen die Schlangen alles an, was in ihre Reichweite kam. Für die Luo war das eine Methode, sich frisches Fleisch zu verschaffen, denn ein Mambabiss brachte selbst einen ausgewachsenen Büffel um, ohne sein Fleisch zu verderben. Aber natürlich konnte man so auch Rache nehmen oder einen Weg sichern.
Der Vietcong benutzte Giftschlangen, um seine Tunnelsysteme gegen amerikanische „Tunnelratten“ zu sichern. Die Falle bestand aus einem Bambusrohr, das in die Decke eingelassen war und kaum mehr als zwei Zentimeter nach unten herausragte. Die Chinesische Baumviper, deren Biss
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