Die Lucifer-Connection (German Edition)
Cobra hatte wütend auf den Flipper eingeschlagen.
„Jetzt dreht der Azteke wieder durch. Der Aufsteller wird bestimmt dem Sonnengott geopfert. Deshalb gehe ich überhaupt in diese Kaschemme. Gibt ja kaum noch diese Scheißflipper, darum sitze ich in dem verqualmten Loch und saufe schlechtes Bier aus dreckigen Gläsern. Ich muss ’nen Peng haben, mich am Morgen zwischen stinkende Alkis zu setzen. Eine Minute hier drin, und du kannst deine Fahnen in die Reinigung bringen …“
„Was für ein Problem?“
„Hier, Klaus.“ Strahlend reichte Lana dem schlechtgelaunten Klaus die Geldklammer. Der nahm sie, sah sie sich an und riss wütend ein paar Scheine runter, die er in den Raum warf. „Verdammt noch mal, keine Fünfer! Ich bin doch kein Hartgeldloddel. Das trägt nur auf!“ Die ganze Kneipe, bis auf Cobra, starrte ihn sprachlos an. Lana war über den unerwarteten Ausbruch erschreckt. „Das hast du mir aber nicht gesagt.“ Klaus hatte sich sofort wieder im Griff und streichelte zärtlich ihre Brüste. „Schon gut, Kleines. Ich bin nicht böse. Du darfst mir nachher auch einen blasen.“
Lanas Wangen röteten sich vor Freude – so viele wichtige Aufgaben in so kurzer Zeit.
„Was für ein Problem?“
Ein Gast rutschte vom Barhocker und begann die Fünf-Euro-Scheine aufzusammeln. Klaus brüllte ihn an: „Eh, du Eierdieb. Ich streich’ dir gleich eine über. Lass die Scheine, wo sie sind. Die sind für die Putzfrau.“ Verängstigt ließ der Mann die Scheine fallen und ging zurück zum Tresen. Klaus nahm einen großen Schluck und verzog angewidert das Gesicht. „Jaja, es ist schon so: Man muss von früh bis spät unentwegt der ganzen Welt auf die Schnauze hau’n.“
„Was für ein Problem?“
Klaus blickte in Gills blaugraue Augen, die ihn ohne jede Emotion anstarrten. Er sah gleich wieder weg, als könne er den Blick nicht aushalten.
„Ich habe es Ringo gesagt. Der Dreigroschenloddel ist ausgeflippt. Hat sich diesen Rolli geschnappt und ihn in die Mangel genommen. Bevor er ihn überhaupt fragen konnte, war der Typ schon im Koma. Liegt im Knappschaftskrankenhaus, ohne Bewusstsein. Man weiß nicht, ob er überhaupt durchkommt. Ringo musste ein Exempel statuieren, damit kein anderer auf die Idee kommt, hinter seinem Rücken Geschäfte zu machen. Die anderen Kolonnenführer haben zugesehen …“
Gill starrte Klaus noch immer an.
„Tja, vielleicht wacht er ja bald auf. Dann können wir ein paar Blumen kaufen und ihn besuchen.“
Gill beugte sich vor. „Ich habe dir gesagt, dass ich eine Information brauche. Sofort.“
Klaus rutschte unbehaglich auf dem Stuhl herum, wie ein Pennäler, der ohne Hausaufgaben erwischt worden war.
„Ich weiß. Klang nach einer simplen Sache.“
„Es ist immer das Unterschätzen simpler Sachen, das einem das Leben erschwert. Aus den Akten in dieser Kloake ging nicht eindeutig hervor, wohin die Schwarzen geliefert werden. Ich habe nur eine Aussage, die Ringo verifizieren sollte.“
„Und jetzt?“
„Jetzt nimmst du dir einen Tag frei, weil du für mich ein paar Hausbesuche machst. Keine große Sache. Nur zwei Firmen. Eine in Mühlheim und eine in Gevelsberg. Dort halten sie Katzen für Laborversuche. Beide Firmen machen die Drecksarbeit für große Pharmaunternehmen, bestimmte Testreihen, die nicht gut fürs Image sind. Du fährst mal nicht Ferrari, sondern nimmst einen Transporter. Du holst jede, ich betone: jede, Katze da raus. Achte besonders auf einen kleinen schwarzen Kater. Der ist sozusagen mein Klient. Bis heute abend hast du das erledigt.“
„Kein Problem.“
Die Bedienung war unsicher an den Tisch getreten und wartete respektvoll auf Gills Bestellung. „Ich möchte einen Kaffee. Und mein Freund hier gibt eine Lokalrunde. Eine? Was rede ich. Drei Doppelte für jeden. Und geben Sie ihm ein frisches Weißbier. Er hat einen anstrengenden Tag vor sich.“
Und noch einmal krachte es ohrenbetäubend, als Cobra auf den Flipper losging.
14
Domogalla war nach Soest gefahren. Ohne Rücksicht auf Verluste schob er seinen massigen Körper durch die schöne Altstadt. Sein Ziel lag in einer malerischen Seitenstraße, gegenüber einer Bruchsteinmauer. Eingegraben in ein altes Fachwerkhaus, befand sich dort die außergewöhnlichste Buchhandlung Deutschlands: das „Eugens Ergo“. Der Inhaber führte nur Bücher, DVDs und Comics zu Themenkreisen, die ihn persönlich interessierten. Domogalla trat aus dem Sonnenlicht in die mystische Dunkelheit der
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