Die Lucifer-Connection (German Edition)
über beide Ohren mit Drogen vollgepumpt worden war.
Schwer schnaufend eröffnete der Docre die Messe mit seinen Blasphemien: „Ich grüße euch, Brüder und Schwestern in Satan. Luzifer! Lichtbringer! Morgenstern! Es soll dir ein Opfer gebracht werden! Lasst uns beten! Vater unser, der du bist in der Hölle. Geheiligt werde dein Name. Zu uns komme dein Reich, wie in der Hölle, so auf Erden. Unser tägliches Blut gib uns heute. Belohne unsere Schuld, wie auch wir bestrafen die Unschuldigen. Und führe uns in Versuchung, erlöse uns mit dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.“
Die Gemeinde heulte wie tolle Kojoten. In der Hoffnung auf neue Attraktivität und Jugend verlangten die Verlebten hysterisch nach Satan.
„Lasst uns kämpfen! Lasst uns gewaltsam errichten das Königreich Satans! Und zugleich lasst uns bauen die glorreichen Sodom und Gomorrha! Meister aller Tumulte, der du austeilst die Wohltaten des Verbrechens, Verwalter der üppigen Sünden und der großen Laster, Satan, dich beten wir an, du logischer, gerechter Gott! Du hast gesehen, wie man die Schwachen zermalmte, hast gehört das Röcheln der Verschüchterten, die Hungersnot lähmte. Meister, deine getreuen Diener flehen dich auf Knien an, bitten dich, bei den Missetaten zu helfen, deren unbekannte Spuren die menschliche Vernunft aus der Bahn werfen. Sie erbitten endlich Ruhm, Reichtum und Macht für dich, o König der Enterbten, o Sohn, den der unerbittliche Vater verjagte. Amen.“
„Amen!“ brüllte die Gemeinde. Danach Stille bis auf das Gejaule alter Weiber, die in der Ekstase ihrer kranken Sexualität mit Kruzifixen masturbierten. Schon der Gedanke, ein unschuldiges Kind zu quälen und auf schreckliche Weise zu töten, um damit die Tyrannei des Bösen am Leben zu erhalten, machte sie ekstatisch. Mitten im Rauch, wie durch einen Nebel hindurch, sahen sie die roten Hörner des Docre, der jetzt in Raserei schäumte, Hostien aß und wieder ausspie, sich den Arsch damit wischte, um sie dann an die Frauen zu verteilen; die wühlten das Erhaschte mit Brunstschreien in sich ein. Vor geiler Wut stand ihm Schaum vor dem Mund.
„Lasst uns in den ausschweifenden Genüssen Satans schwelgen. Möge das Dasein in diabolischer Trunkenheit verrinnen. Herr der Fliegen, wir opfern dir heute und in aller Zeit.“
Er drang in das aufschreiende Mädchen ein und schnitt ihm die Gurgel durch.
13
Gill betrat die Kneipe „Schwiegermutters Alptraum“ und sah sich um. Trübes Morgenlicht strahlte auf Verwegene, die um diese Uhrzeit ihren Frühschoppen genossen. Vielleicht hatten sie auch den Mond unter den Tisch gesoffen. Die Betreiber warben mit dem Slogan: „Bei uns steht der Zapfhahn niemals still.“ Vom Tresen blickten desinteressierte Gesichter kurz zu ihm hin. Einen Moment lang verstummte das Gestammel. Dann kehrten sie zu ihrem morgendlichen Suffgelaber zurück. Städtische Hinterwäldler ohne Hinterwald. In einer Ecke stand ein altmodischer Flipper, an dem Cobra voller Begeisterung und mit hoher Geschwindigkeit die Kugel spielte. Er war als Wüstenstein zur Welt gekommen und hatte sich zur Härte eines Diamanten entwickelt, war in der Welt herumgeirrt und hatte seinen Unterhalt nie anders als mit Verbrechen bestritten. Eine rastlose Seele, die erst ein wenig zur Ruhe gekommen war, als sie auf Karibik-Klaus traf. Und aus einem Grund, den niemand – außer vielleicht Gill – verstand, waren die beiden so unterschiedlichen Männer Freunde geworden.
Klaus saß am einzigen besetzten Tisch vor einem Weißbierglas. Die protzige Goldkette um seinen Hals hing über dem offenen Hemd bis zum Bauchnabel. Neben ihm räkelte sich Lana, seine aktuelle Liebe. Groß, blond, hübsch – wie sie Klaus liebte. Immer derselbe Typ, dachte Gill, man könnte sie durchnumerieren. Er hatte sie aus einem illegalen Bordell befreit, nicht ohne Gewalt und sehr zum Nachteil eines zeternden Haufens albanischer Zuhälter. Auf dem Tisch lagen zerknitterte Geldscheine. Lana strich sie glatt und steckte sie in Klaus’ Geldklammer, ein goldenes Dollarsymbol. Gill nickte Cobra zu und setzte sich dann zu Klaus, der Lana seine Wünsche verdeutlichte: „Gleichmäßig … große Zahl auf große Zahl. Aufsteigend. Zuoberst die hohen Scheine. Na, Gill. Spaß gehabt?“
Lana war mit ihrer anspruchsvollen Aufgabe zu beschäftigt, um Gill zu begrüßen.
„Hast du mit Ringo gesprochen?“
„Gibt da ein Problem.“
Es krachte laut.
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