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Die Lucifer-Connection (German Edition)

Die Lucifer-Connection (German Edition)

Titel: Die Lucifer-Connection (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Compart
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Buchhandlung und stand vor Gängen aus hohen, schweren alten Holzregalen. Die dicken Wände hielten die Hitze draußen. Es roch nach Staub und Papier. Licht spendeten nur die Spots an den Regalen, ansonsten herrschte das sakrale Halbdunkel einer Kathedrale in der späten Vormittagssonne. In jeder Reihe waren die Bücher und DVDs nach Sachgebieten geordnet. In der Abteilung „True Crime“ wurde unterschieden nach organisierter Kriminalität, Serienmördern, Celebrities, Spree-Killers, ungeklärten Mordfällen und etlichen Unterkategorien. In weiteren Reihen fand man Zeitschriften, Videos sowie in- und ausländische Literatur über Verschwörungstheorien, Geheimdienste, Marquis de Sade, Pulps, James Bond, Beats, Jack London, Freikorps, Okkultismus, Mark Twain, Waffenhandel, Daniel Defoe, Pornographie, den russischen Bürgerkrieg, poetischen Realismus, „Suske en Wiske“, britische Gangsterfilme, Gilbert Keith Chesterton und mehr.
    Domogalla ging den Gang an der Außenwand entlang bis zu einem tief herunterreichenden Fenster. Im Schatten darunter hatte der Betreiber die Schallplatten gelagert. Nur Vinyl, versteht sich. Vor allem Jazz. In ganz Soest hatte er keine hundert Kunden. Und Eugen lehnte es ab, einen Versandhandel zu betreiben oder übers Internet zu verkaufen oder zu bestellen.
    Einmal im Jahr schloss das verwöhnte Einzelkind den Laden und ging auf Einkaufstour in alle Welt. Er hatte den Globus nach Buchhandlungen eingeteilt. Wenn er zurückkam, trafen Wochen später kistenweise die Neuerwerbungen ein. Wer ein Buch von ihm kaufen wollte, musste sich schon hierherbewegen. Keine Kompromisse. In einem guten Monat machte er ein paar Tausender Umsatz. Meistens aber kaum hundert. Doch darauf war Eugen ohnehin nicht angewiesen. Er war stinkreich und brachte mühsam und kontinuierlich das ererbte Familienvermögen durch, immer Errol Flynns Satz vor Augen: „Jeder, der einen Dollar zurücklässt, ist ein Versager.“
    Domogalla hörte zwei Männer in einem hitzigen Gespräch. Er bog ums Regal, riss es mit seinen breiten Schultern fast um und ging auf die Sitzecke zu. Hier hielt Eugen hof, auf einem speckigen Ledersofa und ein paar Sesseln aus dem Sperrmüll. Davor ein niedriger Tisch, auf dem Zeitschriften und Kataloge verstreut waren. Daneben ein Weinregal mit feinsten Trentinern (die Eugen großzügig und reichlich seinen Kunden kredenzte) und eine hypermoderne Espressomaschine.
    „Der Bericht des Pathologen ließ die Todesursache offen.“
    „Die Barbiturate hatten Jimis Hustenreflexe gehemmt. Da er den Wein nicht aushusten konnte, gelangte er direkt in die Lunge. Und die behaupten, dass er trotzdem kübelweise weiter Wein in sich reingegossen haben soll, obwohl der direkt in die Lunge ging?“
    „Also hat jemand Hendrix festgehalten. Steht alles minutiös in Alex Constantines ,Tötet den Rock’n’Roll‘.“
    „Kenn’ ich.“
    „Weiß ich, dass du das kennst.“
    „Warum erzählst du es dann?“
    Vor Domogalla saßen Eugen und sein einziger Stammkunde Mick. Eugen war schmal, trug einen schwarzen Maßanzug und sah aus wie ein schwuler Vampir. Seine sexuellen Präferenzen waren unklarer als der Tod von Jimi Hendrix. Der wild gestikulierende Mick stand vor ihm, mit fast zwei Metern noch größer als Domogalla, muskelbepackt in einem T-Shirt und enger Jeans. Er hatte langes blondes Haar und eine Brille, die ihm jeden Moment von der Nase zu rutschen drohte. Da Mick nur einen schlecht bezahlten Job als Geldtransportfahrer hatte, beliefen sich seine Außenstände bei Eugen auf eine Summe im vierstelligen Bereich. Die beiden Freaks unterbrachen ihr Gespräch und sahen zu Domogalla hin.
    „O nein, Domogalla. Und es war bisher ein so friedlicher Tag.“
    „Der anonyme Brief ist nicht von mir, Herr Kommissar.“
    „Na, ihr Schwuchteln! Treibt ihr wieder Sachen, die das Sonnenlicht scheuen?“
    „Er braucht unsere Hilfe. Wir sollen wieder einen Fall für ihn klären. Musik-CDs am Tatort könnten ein Indiz dafür sein, dass das Opfer nicht taub war, Domogalla.“
    „Wie damals mit Barschel.“
    „Oder die Sache mit dem lächelnden Papst. Da ist er auch nicht weitergekommen.“
    „Wein her, ihr Schwuchteln.“
    „Für ihn ist jeder ’ne Schwuchtel, der nicht täglich zwei Frauen vergewaltigt.“
    „Er war Dschinghis Khans bester Mann.“
    „Der Erfinder der Schutzgelderpressung im großen Stil.“
    Eugen holte ein Wasserglas und füllte es randvoll mit Wein. Dann goss er sich und Mick nach. Der nahm in

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