Die Lucifer-Connection (German Edition)
Ritualen ihrer Poro-Gesellschaft die Herzen ermordeter Konkurrenten gegessen und im Jahre 1995 ein okkultes Ritual auf dem Strand außerhalb Monrovias veranstaltet hatten. Bei diesem Ritual soll eine schwangere Frau lebendig begraben und ein lebendes Schaf von den anwesenden Kämpfern mit bloßen Händen in Stücke gerissen worden sein. Auf Nachfrage von Taylors Anwalt, Courtenay Griffiths, sagte Marzah, er bereue nichts, da er auf Anordnung seines „Führers“ Taylor gehandelt habe.
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Es gibt keinerlei Hinweise auf Kannibalismus in diesen regulären Poro-Geheimbünden. Jedoch gab es seit dem späten 19. Jahrhundert immer wieder Berichte über in noch größerer Verborgenheit operierende Geheimbünde, die sogenannten Leopardmenschen oder Alligatormenschen, die angeblich magischen Kannibalismus praktizierten, um ihre mentalen und physischen Kräfte zu mehren. Berichte über die Aktivitäten dieser Geheimbünde sind auch im 20. Jahrhundert immer wieder aufgetaucht, es kam auch zu vereinzelten Prozessen in beiden Ländern. Seit dem 16. Jahrhundert spielte in dieser Region eine weitere Form von Geheimbünden eine wichtige Rolle bei der Kriegsplanung und -führung. Diese exklusiven Vereinigungen waren nur ausgewählten Mitgliedern der regulären Poro-Bünde vorbehalten; sie praktizierten nach zeitgenössischen Berichten magischen Kannibalismus in ihren Kriegszeremonien.
Domogalla stöhnte und nahm das nächste Blatt zur Hand – einen Ausdruck aus dem Online-Blatt TELEPOLIS vom 24. 3. 2008.
General Butt Naked: Für ihn kämpfte unter anderem der Kriegsverbrecher Milton Blahyi alias „General Butt Naked“. Er entstammt der mit den Krahn verwandten Volksgruppe der Sapo. Die bizarre Kleidung seiner Soldaten stellte sowohl die Phantasien John Fords in „The Searchers“ als auch die von Jack Cardiff in „The Mercenaries“ in den Schatten. Seiner 2006 veröffentlichten Autobiographie nach war Blahyi ursprünglich ein traditioneller religiöser Spezialist. Dem „South African Star“ sagte er, dass er bereits im Alter von 11 Jahren regelmäßig an rituellen Tötungen teilgenommen hätte – nicht unter Zwang, sondern aus eigenem Willen.
Entgegen dem europäischen Klischee wurden „Kindersoldaten“ in den beiden liberianischen Bürgerkriegen keineswegs ausschließlich zum Dienst gepresst. Teilweise gab es synkretistische Effekte, in denen traditionelle Übergangsriten, durch die junge Männer ihre Tapferkeit beweisen sollten, mit Diensten bei Milizen ersetzt wurden. Für andere junge Männer war die Gelegenheit zum Plündern nicht nur Versorgung und Schutz, sondern auch eine wirtschaftliche Gelegenheit, die man beim Schopf packen wollte. Ein dritter wichtiger Grund waren magische Kräfte, welche manche Führer ihrer Gefolgschaft versprachen. In Europa gibt es eine bemerkenswerte Bereitschaft, alles außer dem Spezialfall der Zwangsrekrutierung auszublenden und jede nur denkbare Tat zu entschuldigen, solange der Täter dabei bloß minderjährig war. Auch in der SS und der Wehrmacht gab es solche „Kindersoldaten“ – die Alliierten gingen mit ihnen häufig weniger einfühlsam, aber vielleicht auch gerade deshalb gerechter mit ihnen um.
Der Wahrheitskommission, welche die Kriegsverbrechen der zwei liberianischen Bürgerkriege zwischen 1989 und 2003 aufarbeiten soll, nannte Blahyi die stolze Zahl von etwa 20.000 Menschen, die seine Truppen wahrscheinlich getötet hätten. Das Risiko, das er mit seiner Aussage einging, ist gering: Das Gremium kann weder Urteile noch Strafen verhängen, sondern lediglich Sachverhalte aufklären.
Nur ein Teil von Blahyis Opfern waren Soldaten Charles Taylors – ein anderer waren Zivilisten, darunter auch Kinder, die Blahyi einem der BBC gegebenem Interview zufolge vor Schlachten rituell opferte. Angeblich wurden ihnen dabei die Herzen herausgerissen, um dann vom „General“ und den Führungskräften seiner Truppe verspeist zu werden. Als Motiv gab er seine damaligen religiösen Vorstellungen an, weshalb er diese Zeremonie auch nicht, wie ihm manche seiner Kampfgenossen rieten, im Verborgenen durchführte, sondern als öf entlichen Akt. Seine Schutzgottheit Nyanbe-a-weh, so der Kriegsverbrecher, verlangte Ritualopfer. Mittlerweile gibt Blahyi an, dass sich seine religiösen Vorstellungen verändert hätten: Als evangelikaler Prediger verteilt er das Menschenfleisch nur noch in symbolischer Form. Seine damaligen Taten entschuldigt er damit, dass sein damaliger Schutzgott
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