Die Lucifer-Connection (German Edition)
eigentlich der Satan aus der christlichen Mythologie gewesen sei.
Domogalla trat in Alexas Büro und legte die Blätter auf ihren Schreibtisch. Dann ging er zum Schrank und holte ihren teuren Whisky raus. Er goss sich ein gutes Glas ein und trank es auf ex. Als Alexa ihr Büro betrat, schenkte er nach.
„Sie plündern meine Whiskyvorräte.“
„Mundraub. Reiner Mundraub.“ Er stellte die Flasche mit einem neuen Glas auf ihren Schreibtisch. „Sie werden auch einen brauchen, wenn Sie das gelesen haben. Das Kinderzimmer hat mächtig angebaut. Wir haben ganz tief in die Jauchegrube gegriffen.“
20
Gill fuhr am Sarlinger Feld auf den Standstreifen und blickte auf die leicht ansteigenden Weiden hinaus. Einige Pferde grasten. Er dachte an die Schlusszene aus „Asphaltdschungel“ mit Sterling Hayden, in der er vor dem Untergang ebenfalls Pferde betrachtete. Seine Stimmung sank beständig. Kündigte sich etwa ein Depressionsschub an? Seit einigen Jahren war er anfällig für solche Stimmungsschwankungen – besonders nach Situationen, die sein Adrenalin hochgepeitscht hatten. Er griff ins Handschuhfach und nahm ein paar Pillendöschen heraus: Prozac und Trazodon. Aus letzterem warf er drei Pillen ein. Jetzt bloß keine lähmende Depression!
Wenn ihn die Sinnlosigkeit des Lebens an der Gurgel hatte, dachte er nicht mal an Selbstmord. Er saß nur unbeweglich in einem dunklen Raum, ließ schwermütige Gedanken auf sich lasten und ehrte die Greuel der Trostlosigkeit. Mehr als einmal hatte ihn die Katze da rausgeholt. Wirkungsvoller als alle Pillen. Jetzt hatte er die verdammte Pflicht, den Katzen etwas zurückzugeben und Henry vor dem Abschaum der Menschheit zu bewahren. Folter war etwas, das er nicht verstand. Tiere zu foltern schon gar nicht. Auch zur Informationsgewinnung war Folter so gut wie nie effektiv, da der Gefolterte einem dabei immer erzählt, was man hören will – oder glaubt, dass man hören will. Er wird sich jeden Unsinn ausdenken, um den Schmerz zu beenden. Nur Sadisten und Vollidioten glauben an die Effektivität der Folter. Erpressung war viel besser. Man musste jemanden etwas zu verlieren geben, wenn man ihn sauber erpressen wollte.
Er stieg aus. Mit weit über hundert Stundenkilometern und laut aufgedrehten Bässen raste ein Geisteskranker an ihm vorbei. Gill hatte kurz den Impuls, ihm die Reifen zu zerschießen. Harlan Ellison hatte schon recht: Die Elemente, die im Universum am häufigsten vorkommen, sind Wasserstoff und Blödheit. Er ging zum Weidezaun und atmete tief durch. Ein Pferd drehte ihm den Kopf zu und musterte ihn. Dann graste es stoisch weiter. Gill zündete sich eine Reval an. Was für ein Leben. Er dachte an das Essen mit Alexa. Sollte er vielleicht doch mit ihr schlafen? Er verwarf die Idee gleich wieder. Das wäre jetzt nur Ablenkung von seinen Problemen. Nein, die Frau verdiente es nicht, auf diese Weise benutzt zu werden. Es gab schließlich noch andere Möglichkeiten. Action. Er musste sich ein wenig Bewegung verschaffen. Erst Henry holen und abends ein Zehn-Kilometer-Lauf.
Wie er in der Zwischenzeit herausgefunden hatte, lag „Lokis Welt“ am Rande des Annener Industriegebiets. Im Internet hatte er sich kundig gemacht: ein Laden, der auf irgendwelche spinnerte Esoterik spezialisiert war.
Gill setzte sich wieder in den Wagen und hörte die Droogs: „Set My Love On You“ und dann gleich „Only Game In Town“. Klassiker und absolute Knaller des Eighties-Garagenrocks. Er begann sich gleich besser zu fühlen. Es gibt sie eben, die Art Songs, die eine Energie versprühen, der man sich nicht entziehen kann, und die die Batterien aufladen, damit man durch den nächsten Scheißhaufen kommt. Außerdem hatte man Gill nicht darauf dressiert, seine Seelenlandschaft zu betrachten und sich ihr lange hinzugeben. Er war dazu abgerichtet worden, sich durch Willenskraft zu beherrschen. Die Fähigkeit schmolz jedes Jahr etwas ab; aber noch war sie vorhanden, mobilisierbar, wenn es einen Job zu erledigen galt. Die wunderbare Zukunft, die täglich ein Stück zurückwich!
Gill bog hinter einer Ampel von der Hauptstraße in einen kleinen, trostlosen Weg ab, der vor ein paar Jahrzehnten brutal durch ein völlig intaktes Weidengehölz gestampft worden war. Er fuhr an mehreren flachen, langweiligen Bauten vorbei, in denen irgendwelche Firmen das Ende der Rezession erhofften oder auch von der Krise profitierten. Dann hatte er gefunden, was er suchte – einen genauso langweiligen,
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