Die Lucifer-Connection (German Edition)
Als Jugendlicher war er erstmals auffällig geworden, weil er ein Auto für eine Spritztour gestohlen hatte. Studium der Wirtschaftswissenschaften und Mathematik. Anschließend hatte er mehrere Unternehmen, Wirtschaftsagenturen und Coachingfirmen für das mittlere Management gegründet. Damit war er stets gescheitert und pleite gegangen. Dann war er in die Produktion von Pornofilmen eingestiegen, hatte aber in dem hart umkämpften Markt keine Lücke gefunden. Also hatte er sich kurz und erfolglos der Kinderpornographie zugewandt. Und Drogengeschäften.
Die Stahltür wurde geöffnet, und ein Wärter brachte Mark Schmeichel herein. Alles an ihm war schmal: Schultern, Gesicht, Taille. Er wirkte jünger und verletzlicher als auf dem Polizeiphoto. Unter seinen flink umherblickenden Augen lagen tiefe Schatten. Bekam er etwa nicht genug Schlaf? Der Wärter brachte ihn zum Stuhl vor dem Tisch, hinter dem Alexa und Igel Platz genommen hatten.
„Lassen Sie uns alleine.“
„Wie Sie wollen“, sagte der Beamte unbeteiligt. Schmeichel fiel ganz sicher nicht unter die Kategorie „gefährlich“.
„Ich bin Kriminaldirektorin Bloch. Vielleicht kann ich Ihnen ein vorteilhaftes Angebot machen.“
„Und wer ist das?“ „Kommissaranwärter Igel. Er protokolliert unser Gespräch. Er sieht nicht so aus, aber er kann lesen und schreiben“, antwortete Alexa, die mit dieser Volte sofort eine gewisse Kumpanei zwischen Schmeichel und sich herstellen wollte.
„Und zwar besser als du, blöde Fotze“, dachte Igel, ohne dabei in die Irrwege eines Schachtelsatzes abzugleiten.
„Was können Sie mir anbieten?“ fragte der Häftling.
„Das mindeste ist eine Einzelzelle. Sie sehen so aus, als würden Sie ziemlich hart rangenommen.“
„Seitdem ich hier bin, werde ich jede Nacht vergewaltigt. Ich liege mit vier anderen auf einer Zelle für zwei. Mein Anwalt hat mehrere Eingaben gemacht. Sinnlos.“ Mark Schmeichel schien längst resigniert zu haben. Das war keine gute Grundlage. Alexa musste ihm eine Perspektive eröffnen. Hoffnung schaffen, sonst würde er nicht mithelfen.
„Sie warten auf Ihre Revision. Ich bin der Meinung, dass das Strafmaß zu hoch ist. Ich könnte natürlich auch da etwas für Sie tun.“
Schmeichel lachte freudlos. „Freund und Helfer. Aber sicher. Sobald Sie haben, was Sie wollen, vergessen Sie jede Abmachung.“
„Deshalb habe ich einen Protokollführer mitgebracht. Nach Ende des Gesprächs kommt Ihr Anwalt herein und bekommt eine von Ihnen und mir unterschriebene Kopie.“
„Und warum darf er nicht schon jetzt dabeisein?“
„Erstens, weil das Teil meiner Bedingung ist. Und zweitens würden sich daraus ein paar Probleme ergeben, die ich nicht brauchen kann. Und wenn es schlecht für mich ist, ist es auch schlecht für Sie.“
Er zuckte mit den Schultern. „Im Grunde habe ich nichts zu verlieren. Mein einziger Spaß wäre, Sie zu ärgern. Aber das gibt mir keinen Kick mehr. Nee, nicht mehr. Könnten Sie mich auch verlegen lassen?“
„Auch das. Falls Sie wirklich kooperativ sind, verbringen Sie bereits die heutige Nacht in einer Einzelzelle. Und morgen bringt man Sie nach Dortmund oder Hagen.“
Igel kam kaum mit. „Chefin, ich bin erst bei den vier Vergewaltigern …“
Alexa stöhnte. Warum hatte sie bloß diesen Idioten mitgenommen? Sie hätte ihm nie glauben sollen, als er behauptet hatte, Steno zu können. Sie stand auf, ging zur Tür und klingelte. Der Wärter öffnete sofort. „Sagen Sie bitte dem Direktor, dass ich doch seine Sekretärin brauche – und zwar schnell.“
Die Tür wurde wieder geschlossen, und Igel sah Alexa entgeistert an. Wozu war er denn hier? Hatte die Frau etwa ihre Tage und wusste nicht mehr, was sie wollte? Vielleicht hatte die Fotze ja auch vor, ihn auf der Rückfahrt zu vernaschen. Es gab da so Gerüchte über ihre Mannstollheit …
Alexa nahm ihre Zigaretten aus der Handtasche und bot Schmeichel eine an. Er nahm sie langsam und zögernd. „Ausgerechnet Menthol.“
„Ich nehme an, Ihre Zellengenossen haben Ihnen Ihre abgenommen.“
„Die haben mir alles abgenommen.“
„Scheint ein rauher Haufen zu sein.“
„Djangos. Eine Motorradclique. Sitzen wegen Betäubungsmitteln.“
Alexa tat ehrlich entsetzt. „Wie konnte man jemanden wie Sie mit denen zusammenlegen?“
Wieder zuckte Schmeichel nur resignierend die Schultern. „Überbelegt. Wie jeder andere Knast auch. Wenn du nicht Terrorist oder Kindermörder bist, hast du keine Chance auf eine
Weitere Kostenlose Bücher