Die Lucifer-Connection (German Edition)
vorsetzen. Ich käme mir wie ein Trottel vor, wenn ich ihn verstauben ließe, anstatt ihn in so einem Moment zu genießen. Mit oder ohne Zitrone?“
„Keine Obstschorle.“
Er lachte und brachte ihr das Glas.
Sie setzten sich einander gegenüber auf schwere Ledersofas, und Zaran konnte kaum den Blick von ihren Beinen wenden.
„Ich habe nie eine größere Bibliothek gesehen.“
„Und trotzdem ist sie zu klein für unser Gespräch. Aber wenigstens fragen Sie nicht, ob ich all diese vielen Bücher gelesen habe.“
Ich lebe selbst mit Büchern und weiß, wie man mit ihnen umgeht und eine Fachbibliothek nutzt.“
„Leider muss ich hier oft gering gebildete Menschen empfangen.“
„Politiker, nehme ich an.“
„Lässig sprechen Sie es aus. Und wenn mal diese unvermeidbare Frage kommt, ziehe ich irgendein Buch heraus und sage: nicht alle, dieses noch nicht.“
„Geradezu spitzbübisch.“
„Als ich jung war, war ich jähzornig. Hatte aber ein gutes Herz.“
Alexa trank ihr Glas aus. „Phantastisch. Ich hätte gerne noch einen.“
„Kommt sofort.“
Während Zaran den Drink zubereitete, machte er weiterhin belanglos-amüsante Konversation: „Eine Freundin eines Bekannten wollte mich mal mit ihrer Tochter verkuppeln. Obwohl ich noch am Anfang meiner zweifelhaften Karriere stand, galt ich bereits als kommende Zierde der Wissenschaft, was für die Dame mit Liebe zu Büchern gleichbedeutend war. Also zeigte sie mir das Kinderzimmer ihrer Tochter. Darin befand sich auch ein größeres Bücherregal voller pubertärer Basisschriften.“
„Was sind pubertäre Basisschriften?“
„Oh, davon quellen die Bücherpaläste über. Kann ich gar nicht alles auflisten. Dumme Unterhaltungsromane von Günter Grass oder Simmel …“
„Da machen Sie keinen Unterschied?“
„Doch. Ich will fair sein: Simmel ist weniger pervers. Damals waren wohl diese ,Angelique‘-Romane in Mode. Eben solches Zeug – Anne Golon, die ich historisch für äußerst fragwürdig halte. Sartre, Konsalik, Steinbeck, Freud … dieser merkwürdige Mischmasch, der das komplexbeladene Bürgertum gar nicht wirklich interessierte, dem es aber aus lauter Eitelkeit zugewandt war. Doch die Pointe kommt erst.“
„Das war sie noch nicht?“ fragte Alexa, während sie provozierend die Beine übereinanderschlug.
„Wie? Sie machen sich ein wenig über mich lustig, Frau Kriminaldirektor. Herrlich! Jedenfalls sagte die unbedarfte Frau zu mir: ,Das Kind liest ja zu gern. Es gibt kaum ein Buch, das sie nicht gelesen hat.‘ “
Er reichte Alexa ihr Glas. Sie nahm es und strich dabei mit ihren Fingern über seine kühle Hand.
„Warum setzen Sie sich nicht neben mich?“
„Das Dessert zum Aperitif?“
Zaran wirkte keineswegs verunsichert. Das passierte Alexa nicht oft, wenn sie offensiv einen Mann anging. Es erregte sie. Sie zog ihn an seiner Krawatte neben sich. „Wissen Sie, Herr Professor, es gibt kaum ein Buch, das ich nicht gelesen habe.“ Ihre Lippen näherten sich, ihre Hand glitt seinen Oberschenkel hinauf …
Die Tür wurde geöffnet, und Guido von Prelatis trat ein. Die Situation, die er vorfand, beeindruckte ihn nicht. „Es tut mir wirklich leid, Sie zu stören, Herr Professor. Etwas Dringendes. Wirklich wichtig.“
„Schon gut, Guido.“ Zaran erhob sich mit einer eleganten, fließenden Bewegung und ging zur Tür, die er hinter sich schloss. Alexas Augen verengten sich zornig. Sie nahm ihr Glas.
Vor der Bibliothekstür wartete Guido aufgebracht. „Ich habe eine Nachricht von Shield.“
„Unserem Abschirmprogramm?“
„Ja. Jemand durchforscht unser Firmensystem.“
„Das ist wasserdicht.“
„Sie wissen, wo es endet?“
„Natürlich, Guido. Bei dir. Aber so weit kommt niemand.“
„Offensichtlich ist Shield nicht so gut, wie wir geglaubt haben. Ich bin aufgeflogen.“
„Unmöglich … wie … oder wer …?“
„Ganz in unserer Nähe. Dieser verfluchte Internet-Pirat surft aus einem Puff. Dem Hasenhaus. Kaum zehn Kilometer entfernt. Das Puff gehört einem Klaus Danner.“
„Sagt mir nichts.“
„Ein Freund von diesem Gill.“
„Verdammt! Und Gill ist ein Freund von dieser Nutte. Die Sache ist ernst. Der Stützpunkt wird sofort geschlossen. Diese verfluchte Hure! Das wird sie mir büßen. Das werden alle büßen.“
Guido war nervös. „Wie gehen wir vor? Was machen wir jetzt? Sie wollten doch morgen nach Sierra Leone …“
„Daran ändert sich nichts. Nur fliege ich jetzt gleich und nehme die Nutte
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