Die Lucifer-Connection (German Edition)
Martini aus und gab dem Keeper ein Zeichen. Der nickte und lächelte. Gills erster Martini ging immer aufs Haus. So bedankte sich der Barmann dafür, dass Gill ihm die Romane von Ross Thomas empfohlen hatte. Seither träumte er davon, eine eigene Bar mit dem Namen „Mac’s Place“ zu eröffnen. Er wusch den Shaker mit etwas Malt-Whisky, und gab dann im Verhältnis eins zu drei Noilly Prat und Beefeater hinein, fügte etwas Eis dazu und schüttelte alles elegant und kräftig durch.
„Ich muss zu einer Beerdigung“, sagte Klaus und bestellte ebenfalls noch einen Martini.
„Familie?“
„Von der hab’ ich mich schon vor langer Zeit verabschiedet. Aber ja, in gewisser Hinsicht. Er war mein Vetter. Ich habe ihn immer gemocht. Der einzige in meiner Scheißfamilie, den ich leiden konnte.“
„Wann hast du ihn das letzte Mal gesehen?“
„Zwanzig Jahre her. Vielleicht länger. Als Kind habe ich bei ihm und seiner Mutter immer die Sommerferien verbracht. Am Ammersee. Das waren schöne Zeiten. Sie hatten nur ein sehr kleines Häuschen, und ich musste im Zimmer von Oluf schlafen. Er war zehn oder fünfzehn Jahre älter als ich und lernte Fernsehtechniker. Gibt’s so was überhaupt noch? Sonntags hatte er frei, aber ich ließ ihn nicht ausschlafen, schlug ihm, sobald ich wach war, mit meinem Kissen eins über die Rübe. Und dann bin ich zu ihm ins Bett, und wir haben uns gekloppt. Er war natürlich viel stärker. Aber es war lustig. Bis meine Tante uns hörte und wütend unsere Balgerei beendete. Hat dann immer Oluf zusammengeschissen, obwohl ich angefangen habe.“
„Und du hattest nicht mal einen Anwalt.“
„Später bekam ich raus, warum meine Tante auf unser Gebalge so gereizt reagierte. Oluf war schwul.“
„Frauen nutzen dich nur aus. Wann wirst du das endlich begreifen?“
„Er hat mich nie angefasst. Nie. Wir haben uns nur gebalgt. Wie das Kinder eben so tun.“
„Lebt deine Tante noch?“
„Nein. Ist letztes Jahr gestorben. Mit über neunzig. In meiner Familie wird man alt.“
„Oluf wohl nicht.“
„Er lebte bei meiner Tante. Liebte sie abgöttisch. Wie das bei Schwulen oft so ist. Nach ihrem Tod war klar, dass er es nicht mehr lange machen wird. Ohne seine Mutter war das kein Leben für ihn. Habe nie jemanden erlebt, der so an einem anderen Menschen hing. Kann sein, dass er sich umgebracht hat. Vielleicht unbewusst. Ich fahre da hin.“
„Mach das. Bei der Beerdigung deiner Tante warst du nicht?“
„Scheiße. Nein. Hätte ich machen sollen. Die Alte war nicht so übel.“
„So ist das mit dem Älterwerden: Nicht alle werden mit einem älter. Dann hast du jetzt auch keine Familie mehr. Vielleicht solltest du Cobra adoptieren.“
Theatralisch erhob Klaus sein Glas: „Trinken wir also auf uns drei. Trinken wir auf unsere Gesundheit, das Gedeihen, ein langes Leben, Glück und Wohlergehen, und dass wir lange die stolze Stellung bewahren, die wir in unseren edlen Berufen selbst errungen haben, und die Ehre und Liebe in unseren Herzen.“
Als sie beim dritten Martini waren, kam Alexa. Sie trug ein schwarzes Cocktailkleid, schwarze Strümpfe und hochhackige Schuhe. Klaus grinste anzüglich. Sie gab Gill einen Kuss auf die Wange.
„Du siehst phantastisch aus. Alles für uns?“
Alexa lachte. „Ihr glaubt doch nicht wirklich, dass ich mir für einen Zug um die Häuser mit euch auch nur schminken würde! Nein, ich bleibe nur auf einen Drink. Dann muss ich weg. Ich bin zum Abendessen verabredet. Mit einem der faszinierendsten Männer, die ich je kennengelernt habe.“
„Der Ärmste. Morgen liegt er unterm Sauerstoffzelt.“ Klaus wandte sich wieder seinem Martini zu.
„Sie hätten allen Grund, zuvorkommend und liebenswürdig zu mir zu sein. Aber das würde einen schmierigen Zuhälter wohl überfordern.“
Zornesröte trat Klaus ins Gesicht. Gill drückte seinen Arm. Alexa schwang sich auf den Barhocker und ließ ihre langen Beine baumeln.
„Was willst du trinken? Vielleicht einen trockenen Martini?“
„Von mir aus auch einen nassen. Ich habe mit meinem Bekannten im Finanzamt gesprochen. Ihre Betriebsprüfung fällt aus. Man lässt Sie in Ruhe. Aber Sie sollten den Steuerberater wechseln.“
„W… was? Wie bitte?“
„Ich habe es bestimmt nicht für Sie und Ihre dubiosen Firmen getan. Gill hat mich darum gebeten. Bedanken Sie sich bei ihm. Meinetwegen könnte man aus Ihrem miesen Hasenhaus einen Schweinestall machen.“
Klaus sah dumm aus der Wäsche. „Danke. Sie
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