Die Lucifer-Connection (German Edition)
Großangriffe leitete er von einem Regiestuhl aus, umgeben von Bodyguards und einer riesigen Hi-Fi-Anlage, die amerikanische Rap-Musik plärrte. Er hatte in England studiert und eine Weile in London gelebt. Er ließ keine Gelegenheit aus, um auf die Briten zu schimpfen und zu lamentieren, welchen Verbrechen gegen die Menschlichkeit er ausgesetzt gewesen war. Die schlimmste Misshandlung hatte er erdulden müssen, als ein Polizist sein Auto angehalten und ihn gebeten hatte, die Rap-Musik in seiner tausend Pfund teuren Stereoanlage leiser zu stellen. Aus England hatte er die Angewohnheit mitgebracht, überallhin mit einem geöffneten Regenschirm zu gehen. In der Trockenphase schützte er ihn vor der Sonne, in der Regenzeit vor dem Regen. Mit erweiterten Pupillen stand er grinsend da, während seine Seele schon auf dem Weg ins Schattenreich war. Ein echter Posterboy für den Ku-Klux-Klan.
Zaran verließ als erster das Flugzeug und umarmte Hiroshima Bomb. „Mein Bruder! Ich habe dir ein paar neue Spielzeuge mitgebracht. Und ich hoffe, du hast auch was für mich.“
Der Anführer der Boys gluckste begeistert. „Hi, Mega Therion, du großes Tier! Drei Babys, zehn Jungen und drei kleine Mädchen.“
Bolt hatte Alexa aus dem Flugzeug gezerrt und warf sie neben Zaran. Aus der Perspektive eines Kriechtiers erblickte sie ihre neue Heimat: einen halben Hektar Hölle. Zaran beugte sich zu ihr herab und deutete auf die Boys. „Sieh dir all diese grässlichen Schurken an. Sie sind glücklich. Du gehörst nicht dazu. Sieh nur all diese zugedröhnten, glücklichen Menschen.“
Alexa sah hoch zu den wilden Gesichtern. Deren Lächeln war ein anzügliches Grinsen, eingebrannt in von Drogen verwüstete Gesichter voll dumpfer Grausamkeit. Sie sahen aus wie ein Rudel wilder Hunde. Ihre Hirne waren zerbombt von all dem Zeug, das sie in sich hineinpumpten.
Das Schicksal hatte mit spitzgefeilten Zähnen zugebissen. Wie ein plötzlicher Schmerz schoss ihr ins Gehirn, dass sie diesen Monstern völlig ausgeliefert war und nichts, absolut nichts, daran ändern konnte. Sie war Tausende von Kilometern entfernt von ihrer Zivilisation. Tausende Kilometer von dem letzten Menschen, der wusste, dass sie existierte. Bevor der Schmerz in ihr explodierte, war sie so alleine wie nie zuvor.
Der völlig durchgeknallte Hiroshima Bomb sagte zu Zaran: „Ich werde genauso wie die USA, Frankreich oder Großbritannien einen Sitz in der UNO haben. In jeder Botschaft werde ich eine Suite haben und mit den Botschaftern des arroganten Westens Karten spielen.“
„Und man wird jubilieren und dich anbeten. Aber sicher.“
Bolt lud einige Kisten mit Waffen und Munition aus.
„Ich will, dass ihr dieser Schlampe ein Kind für mich macht. Fangt noch heute damit an. Sie bleibt so lange am Leben, bis ich ihr Balg hole. Dann könnt ihr mit ihr machen, was ihr wollt.“
„Sie wird bei mir im Haus wohnen. Im Keller.“ Kreischendes Gelächter. Die Frauen und Kinder mit den toten Augen sprangen erschreckt ein paar Schritte weiter hinter den Zaun zurück. Sie wussten, was passierte, wenn dieses Flugzeug kam. Es riss Kinder endgültig von ihren Müttern fort. Es war das Ende aller Hoffnungen.
Alexa hatte das Gespräch mitangehört. Zaran und seine Kumpane hatten keine Ahnung, dass sie sterilisiert war. Das bedeutete Zeit. Würden sie es erfahren, wären ihre Tage gezählt. Noch funktionierte ihr Überlebenswille. Aber wie lange noch?
36
Nach ein paar Stunden legte der ältere Mann mit einem Aufseufzen seine Zeitungen weg. Er musterte Gill von der Seite. Gill ließ sein Buch sinken. Sein Sitznachbar streckte die Hand aus: „Pieter Zorgenfreij.“
Gill drückte sie. „Gill.“
„Drinks?“
„Unbedingt.“
Sie ließen sich Whisky kommen und orderten in den nächsten Stunden einige Male nach.
„Also Freetown. Ich habe Sie dort noch nie gesehen …“
„Aha, man kennt sich dort also? Nein, es ist mein erster Besuch.“
„Was wissen Sie über Sierra Leone?“
„Wenig. Fast zwei Jahrzehnte Bürgerkrieg. Finanziert, wie im Nachbarstaat Liberia, durch Blutdiamanten. Eigentlich derselbe Krieg. Sankoh und Taylor haben ihn koordiniert. Ein Staat, den die Engländer ihren freigelassenen Sklaven geschenkt haben. Liberia war ein Geschenk der Amerikaner.“
„Ein Danaergeschenk.“
„Natürlich halten die Imperialmächte weiterhin den Daumen auf die Rohstoffe. Immer dasselbe Lied. Ansonsten das Übliche: In beiden Staaten wurde der Bürgerkrieg mit
Weitere Kostenlose Bücher