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Die Lucifer-Connection (German Edition)

Die Lucifer-Connection (German Edition)

Titel: Die Lucifer-Connection (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Compart
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Ihnen ein Beispiel: Die Grenze zwischen Liberia und der Elfenbeinküste bildet ein schmaler Fluss. Auf beiden Seiten leben Krahn und Gio. Während sich die beiden Stämme auf liberischer Seite massakrierten, lebten sie auf der anderen friedlich einen Kilometer voneinander entfernt. Aber Sie haben mich noch gar nicht gefragt, was ich in Freetown mache.“
    „Wer dorthin fliegt, will wahrscheinlich nicht danach gefragt werden.“
    „Sehr sensibel. Ich arbeite seit vielen Jahren für einen multinationalen Konzern und habe einen Logenplatz in der Hölle.“
    Gill war verdutzt, dann lachte er. Sie stießen an.
    „Auf die Barbarei.“
    „Es ist Blödsinn, afrikanische Kriege als barbarisch zu bezeichnen. Krieg ist immer barbarisch, ob er nun mit High-Tech oder Macheten geführt wird, mit neuesten Panzern oder chinesischen AK-47-Nachbauten. Wirklich dahinter steht nur, dass afrikanische Kriege billig sind. Wo steigen Sie ab?“
    „Im ,Mammy Yoko‘.“
    „Natürlich. Es ist wieder wunderbar hergerichtet, nachdem die Rebellen dort gehaust haben. Ich gebe Ihnen für alle Fälle meine Karte. Ich lebe seit mehr als zwanzig Jahren mit Unterbrechungen in Freetown.“
    „Sehr freundlich.“
    „Haben Sie diesen merkwürdigen Putschversuch in Äquatorialguinea verfolgt?“
    „Der von Simon Mann, in den auch der Sohn von Margaret Thatcher verwickelt war? Nur oberflächlich.“
    „Woher bekamen die den Tip, dass die Söldner unterwegs waren – damit man sie gleich vom Flugzeug weg verhaften konnte?“
    „Angeblich vom südafrikanischen Geheimdienst.“
    „Und wer hat den in der Tasche?“
    „CIA.“
    „Und wessen Knechte sind das?“
    Sie grinsten einander wissend an.
    „Cheers.“
    „Cheers.“
    „In Harare möchte ich den Knast nicht mal als Freund des Präsidenten besichtigen.“
    „Als Feind schon gar nicht. Man sagt, Obiang bevorzugt es, seine Gegner zu fressen. Aber sein Onkel, den er weggeputscht hat, war auch nicht besser. 1975 hat er hundertfünfzig vermeintliche Regimegegner ins Fußballstadion getrieben und von seiner marokkanischen Leibwache erschießen lassen. Dazu spielte die Palastband ,Those Were the Days‘.“
    „Er fördert mehr Öl als Saudi-Arabien.“
    „Und das gehört meinen Arbeitgebern.“
    „Finden Sie es nicht etwas unvorsichtig, sowas einem zufälligen Mitreisenden zu erzählen?“
    „Ach was. Wen interessiert das schon? Wer das wissen will, weiß es. Oder glauben Sie etwa noch an den entsetzten Aufschrei der Öffentlichkeit, der alles ändert?“
    „Nicht in meinem Land, wo ein Ex-Bundeskanzler sich heute als Helot der russischen Mafia verdingt.“
    „Ihr wunderbarer Schröder! Ein kleiner Mann, der ans große Trinkgeld gekommen ist. Ein guter Vasall. Politiker begeistern mich. Ihr Mangel an Wissen über so ziemlich jedes Thema dürfte beinahe vollkommen sein.“
    „Proll-Gert. Mich erinnert er an einen Schiffsschaukelbremser, der in einem NSU-Prinz mit Fuchsschwanz an der Antenne von Kirmes zu Kirmes fährt.“
    „Der sah im teuersten Brioni-Zwirn immer noch wie ein Penner aus. Schrecklich, wie der mit den Händen in den Taschen langlatschte auf der Suche nach einem Bierzelt.“
    Gill faszinierte der Mann. „Was hält Sie in Afrika?“
    „Ich bin meinen Jugendträumen hinterhergezogen. Zu viele Tarzan-Comics, zuviel Rider Haggard, zuviel Conrad. Hier lebt man am Rand der Dinge. Oder, um es mit Graham Greene zu sagen: Mit einunddreißig Jahren habe ich mein Herz an Afrika verloren. Ich fing bei der belgischen Rex Mining an; die gehört dem Milliardär Raymond Boulle. Sein Name fällt sofort, wenn Sie von einer afrikanischen Krise hören. Dann haben mich die Amerikaner abgeworben. Ich wollte unbedingt in Afrika bleiben.“
    „Trotz all der Schrecken und des Elends?“
    „Je tiefer Sie hineingehen, umso verderblicher wird Afrika. Afrika ist die Dritte Welt der Dritten Welt. Auch der liebe Gott macht es nicht allen recht“, gluckste er zynisch und trank den Whisky leer. „Die Hoffnung kann ebenso quälen wie die Verzweiflung. Das müssten Sie verstehen. Sie sind ein Mann mit einem Geheimnis. Und ein Mann mit einem Geheimnis ist ein einsamer Mann.“
    ***
    In der Elfenbeinküste wechselten sie am Abidjan-Airport das Flugzeug und flogen durch den gleichgültigen Himmel Afrikas weiter ins Herz der Finsternis. Die Maschine schwenkte in einer Rechtskurve vom Atlantik auf die Küste zu. Vor Gill lag das kleine, gerade mal knapp zweiundsiebzigtausend Quadratkilometer umfassende

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