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Die Lucifer-Connection (German Edition)

Die Lucifer-Connection (German Edition)

Titel: Die Lucifer-Connection (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Compart
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sorgte dafür, dass die Söldner verschwinden mussten. Immerhin war es noch zu in Afrika typischen Wahlen gekommen, die 1996 Ahmed Tejan Kabbah gewann.
    Weitere Barbareien folgten, die von den Medien kaum zur Kenntnis genommen wurden. Die Organisation der westafrikanischen Staaten unter dem Kommando Nigerias und die UNO schickten schließlich Dritte-Welt-Truppen, um den Frieden wiederherzustellen. Das gelang zwar nicht – doch die fremden Soldaten erfreuten sich an der Korruption und fraternisierten mit der RUF, bis hin zum gemeinsamen Plündern, Morden und Vergewaltigen. Als die Revolutionary United Front sich wieder auf Freetown zubewegte, stand zwischen ihr und der Bevölkerung kaum mehr als ein einzelner Pilot: Der Exsöldner Neal Ellis flog mit seiner Mi-8 bis zu acht Einsätze täglich, um Himmelsfeuer über die Rebellen zu bringen. Nachdem endlich die einstige Kolonialmacht Großbritannien eingegriffen hatte, kam es 2001 zu einem Friedensschluss, der den Bürgerkrieg offiziell beendete und einige Schlächter dem internationalen Gerichtshof zuführte. Mehr als zehn Jahre lang hatten die verrohten Elemente in einer Orgie des Lasters und Verbrechens geschwelgt, bevor sie im blutigen Nebel der Niederlage des ständigen Randalierens müde wurden. Die bewusst nicht ausgetretene Flamme des afrikanischen Brudermordes war inzwischen in die Elfenbeinküste und den Kongo vorgezüngelt, wo der nächste Bürgerkrieg seinen Tribut forderte, während internationale Konzerne die Ressourcen ausbeuteten.
    Die Todeszuckungen eines von Lemmingen bevölkerten Planeten interessierten Gill weniger als seine Zielsetzung, ein einziges für ihn wichtiges Leben zu retten.
    ***
    Roelf kam zurück. „Okay, die Ladenöffnungszeiten sind verlängert. Gehen wir einkaufen.“
    Es war immer noch schwül, gut dreißig Grad, als sie – von den Schatten der Stadt verschluckt – langsam durch das Gassengewirr von Freetown fuhren. Die leichte Meeresbrise reichte nicht bis in die von Autowracks und Schutt verstopften Straßenschluchten, durch die Roelf auf zahlreichen Umwegen manövrieren musste. Sie fuhren durch Schmutz und Chaos, vorbei an Ruinen und verbarrikadierten Steinhäusern. Ein Gewirr aus Pappkartonhütten, Schlamm, Holzhäusern, Blechdächern und vom Krieg gezeichneten Hochhäusern. Der Gestank nach Rauch und geräuchertem Fisch hing über allem. Sie passierten Teenager, die mit ihren ramponierten Ghettoblastern ohrenbetäubenden Lärm machten. Kaum eine Straßenlaterne funktionierte, und aus den Elendshütten flackerte der Schein der Öllampen. Den Lichtern gelang es nicht, die abgrundtiefe Finsternis der Stadt zu erhellen.
    Die Straßen waren zu Müllkippen verkommen und bildeten die perfekte Kulisse für einen Alptraum. Alles fiel auseinander. An einer Kreuzung glühte ein LKW-Wrack. Dahinter war Bewegung. Glühende Augen starrten aus der Dunkelheit, und Gill erkannte menschliches Strandgut in verschmutzten Lumpen. Die Gesichter von Drogen und Fusel verzerrt, kauerten sie vor den zerstörten Gebäuden und brabbelten zusammenhangloses Zeug über Hoffnungen, die niemals wahr werden konnten. Eine Stadt, die nicht ruhte, eine Stadt ohne feste Schlafenszeit. Freetown war trotz des Gelärms in einigen Discos die Heimat der Toten, voller Zombies und Krüppel, die überall herumirrten.
    Der Toyota erreichte eine scheinbar bessere Gegend mit ummauerten Grundstücken an den Hügelhängen. Je höher man kam, um so ansehnlicher wurden die Häuser. Hier oben, wo einen die Meeresbrise erreichte, lebten die Wohlhabenden. Vor einigen Villenzufahrten hingen aus den Angeln gerissene Tore.
    Roelf hielt vor einer Einfahrt. Drei mit Maschinenpistolen bewaffnete Männer bewachten sie. Der Söldner wechselte ein paar Worte mit ihnen und winkte in die Überwachungskamera. Man ließ sie passieren. Eine kurze Auffahrt durch dichte Dschungelpflanzen führte zu einer Villa im Kolonialstil, die vor einer langen Halle mit Zinkdach stand. Gill war durchgeschwitzt und müde. Vor der Villa stand ein grinsender Weißer in den Dreißigern, hinter ihm ein Schwarzer mit Maschinenpistole. Roelf hielt, stieg aus und schüttelte dem Weißen die Hand. „Sehr freundlich, dass sie für mich die Geschäftszeit verlängert haben, Mr. Munn.“
    „Für Geschäfte habe ich immer Zeit.“
    Gill musterte den Mann. Er hatte eine durchtrainierte Boxerfigur, deren untere Hälfte in einer Designerjeans steckte. Munns muskulöser Oberkörper war nackt, seine Gesichtszüge

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