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Die Lucifer-Connection (German Edition)

Die Lucifer-Connection (German Edition)

Titel: Die Lucifer-Connection (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Compart
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die bei der Explosion in einem Sechzig-Grad-Winkel nach vorne schießen. Auf fünfzig Meter Breite und zwei Meter Höhe macht sie alles platt. Maximale Reichweite zweihundertfünfzig Meter. Damit auch der Dümmste damit umgehen kann, steht vorne drauf: ,Front Toward Enemy‘. Aber selbst damit waren die Analphabeten von den Rebellen überfordert. Hahaha. In Vietnam wurden ein Drittel der GIs zu Opfern ihrer eigenen Waffen. Der Vietcong hatte die Claymores einfach umgedreht. Großartig! Gibt nichts Blöderes als Amis. Wie viele wollen Sie?“
    „Drei reichen. Ich kann nicht zuviel Gepäck mitschleppen.“
    „Nur ein Kurzurlaub in unserem schönen Land? Na ja, Sie wissen jetzt jedenfalls, wo es unbegrenzt Nachschub gibt.“
    „Ich brauche auch eine Machete.“
    „Ein Panga? Das schenke ich Ihnen. Immer noch das beliebteste Tötungsinstrument in Afrika. Eigentlich zum Zuckerrohrschneiden gedacht, aber bestens zum Arme- und Köpfe-Abschlagen geeignet. Da ist man nah genug dran, um den heißen Atem in den Schreien der Opfer zu schmecken.“
    „Und dann will ich noch eine Panzerfaust.“
    „Eine RPG-7. Sehr günstig. Chinesische Herstellung. Eignet sich auch als Flugabwehrgeschoss.“
    „Mann, wenn Sie das alles alleine durch den Busch schleppen, kriegen Sie Probleme,“ sagte Roelf.
    „Ich kann jederzeit etwas abwerfen. Aber im Busch kann ich mir wohl kaum was Neues bei Amazon bestellen.“
    Sie luden die Hardware in den Toyota. Einem unbestimmten Gefühl nachgebend, sah Gill zu den Fenstern der Kolonialvilla hinauf. Im zweiten Stock stand eine bekannte Gestalt im Halbdunkel: Pieter Zorgenfreij. Gill nickte ihm zu, Zorgenfreij winkte zurück. Dann bezahlte er, und sie fuhren zum „Mammy Yoko“ zurück. Gill steckte nur die Glock ein.
    „Ich verstaue alles und hole Sie in zwei Stunden ab, damit wir rechtzeitig rauskommen. Wann haben Sie das letzte Mal geschlafen?“
    „Ein paar Stunden im Flugzeug.“
    „Sie können im Wagen schlafen. Außerdem habe ich Benzedrin und Captagon.“
    „Darauf komme ich bestimmt zurück.“
    Gill ging auf sein Zimmer, bestellte den Weckruf und schlief sofort ein. Wie Nebel krochen ungute Vorahnungen in den stickigen Raum.
    41
    Es regnete in Strömen, als Roelf mit seinem Toyota-Pickup am „Mammy Yoko“ vorfuhr. Vier Benzinkanister waren hinter dem Führerhaus festgezurrt. Während er sein Bag hinter den Sitz warf, sagte der bereits völlig durchnässte Gill irritiert: „Eine Menge Benzin. Wo haben Sie die Artillerie gelassen?“
    „Unter der Ladefläche ist ein Stauraum. Keine Angst. Ihr Zeug ist verladen – und noch etwas mehr. Das spürt kein Kontrollposten auf, falls er so wirklich so dämlich sein sollte, uns zu durchsuchen. Benzin ist immer ein Problem. Sie finden es an den unmöglichsten Orten, wenn Sie lange genug suchen. Der einzige Ort, wo es garantiert keines gibt, ist eine Tankstelle. Machen wir, dass wir hier wegkommen. Möglichst niemals nach Mittag einen Kontrollpunkt passieren. Dann sind die Soldaten komplett betrunken von Palmwein und Bier. Oder sonstigem Scheiß.“
    Das Land dampfte unter den Regenfällen, saugte den Menschen die Energie aus den Knochen. Sie fuhren los. „Tür verriegeln und kein Fenster runterlassen“, sagte Roelf.
    Der Regen war zu dicht, um die andere Straßenseite zu erkennen. So zügig wie möglich fuhr Roelf durch Freetown, vorbei an von Kugeln und Granaten zernarbten Häusern, an qualmenden Müllkippen, an Hütten, die aus Treibholz zusammengebaut und mit blau-weißen Plastikplanen gedeckt waren. Manche Stadtteile wirkten wie Labyrinthe aus Ruinen. Hier hatte die Zerstörungslust der RUF noch mal Anabolika geschluckt. Die Vergangenheit war wie ein Traum, der nur vage Spuren in den Einschusslöchern der Häuser zurückgelassen hatte. Verlorene Seelen schlichen in zusammengetriebener Hoffnungslosigkeit durch diese Straßen.
    „Saranfolie, die vom UN-Hochkommissariat verteilt wurde“, sagte Roelf und deutete abschätzig auf die Plastikplanen. „Hält den Regen ab, verstärkt aber die Hitze im Inneren höllisch. Von Juli bis September ersäuft man im Regen. Im Januar gibt es dann kein Trinkwasser mehr. Afrikanische Städte gehen nicht kaputt wie europäische. Sie werden nicht bombardiert, sondern ersticken in Menschenmassen und ihren Exkrementen.“
    In einer Straße mit flachen Gebäuden voller rußgeschwärzter Fenster betrieben einheimische und libanesische Händler kleine Läden. Davor standen Gruppen amputierter Menschen in

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