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Die Lucifer-Connection (German Edition)

Die Lucifer-Connection (German Edition)

Titel: Die Lucifer-Connection (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Compart
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durchnässten Lumpen. Während der Regen gnadenlos auf sie niederprasselte, schrieen und gestikulierten sie mit leeren Hemdsärmeln, die wie Fahnen flatterten. Einer trug ein T-Shirt mit dem Aufdruck: DIAMONDS ARE FOREVER. Sie liefen mit merkwürdig schwingenden Bewegungen vor einem Lebensmittelgeschäft auf und ab. Zwischen ihnen krebsten beinlose Männer auf Brettern mit Rollen am Boden herum. Diese Menschen, die ihr ärmliches Leben in den ruhmlosen Seitenstraßen Afrikas geführt hatten, waren durch Verstümmelungen noch weiter erniedrigt worden. Der Lärm, den sie erzeugten, übertönte sogar den der peitschenden Tropfen. In dieser Straße schlief niemand mehr.
    „Was hat das zu bedeuten?“
    „Opfer der RUF. Männer, denen man Arme oder Hände oder Beine abgeschlagen hat. Sie können nicht mehr für sich selbst sorgen. Ein Krüppel alleine ist dem Untergang geweiht, wenn sich weder Familie noch Hilfsorganisationen um ihn kümmern. Sie haben sich zu Gangs zusammengeschlossen. Eine Gruppe von Krüppeln hat schon eine gewisse Durchschlagskraft. Sie blockieren Geschäfte, bis der Inhaber ihnen Geld oder Lebensmittel gibt. Kein Laden hält so eine Belagerung lange durch, weil die Kundschaft wegbleibt. Die wollen keinen Spießroutenlauf durch die Elenden. Bezahlt er regelmäßig, belästigen sie ihn nicht mehr. Sozialversicherung auf Sierra Leonisch.“
    „Es gibt doch Camps für sie.“
    „Klar gibt es die. Für Journalisten, die Betroffenheitsberichte abliefern und der Weltgemeinschaft zeigen, wie gut doch ihr Geld angelegt ist. Wenn Sie wollen, fahre ich Sie zu einem Camp. Da können Sie dann so viele Armstümpfe schütteln, wie Sie wollen.“
    Der Regen nahm wieder zu und prasselte so hart auf die Wellblech- und Zinkdächer, dass jedes Gespräch unmöglich wurde. Sie erreichten den Stadtrand. Behausungen mit Blech- und Plastikdächern wichen langsam Lehmhütten, die mit Palmblättern gedeckt waren. Wie ein Häuserfriedhof lag der Vorort im grauen Niederschlag. Dann begann Sierra Leones unendlicher Busch, zerteilt von gelben Flussläufen, über denen Fäulnis hing, und wenigen, schlecht befahrbaren Pisten. Die primitive Straße war von Siedlungen aus Lehm und Wellblech gesäumt. Der Regen endete ebenso abrupt, wie er begonnen hatte. Der Himmel riss auf, und die Sonne brannte sich durch die Wolken. Sie fuhren durch die traumatisierte afrikanische Landschaft. Der Beton brach an vielen Stellen auf, darunter lag die ewig rote Erde des Kontinents. Rot, weil sie von Blut getränkt war, wie die Kontinentalafrikaner sagten. Die Wiege der Menschheit, gezimmert aus fahlen Knochen und blutigem Fleisch. Es wurde schwül und windstill. Die Luftfeuchtigkeit saugte wie ein Blutegel an Gill. Nach ein paar Tagen würde es ihm gehen wie allen hier. Alles drehte sich nur darum, den Tag zu überstehen: der Morgen vorbei, endlich Mittag, bald Dämmerung, genauso feucht und stickig. Der Abend schwitzt vor sich hin, und die Nacht ist ein feuchtes Leichentuch aus den heißesten Ecken der Hölle. Er wusste nicht, wie lange seine Willenskraft das aushalten würde. Ein eiserner Wille zur dynamischen körperlichen Aktion war wichtiger als die AK-58.
    Roelf hielt, stieg aus und reckte sich. „Ich muss öfters Pausen machen. Kann nicht zu lange sitzen. Schmerzen von einem alten Unfall bei einem Absprung.“
    Nach fünf Minuten fuhren sie wieder. Auf der abgegriffenen Shell Petroleum Road Map, noch immer der besten Karte für Sierra Leone, betrachtete er ihre Route. Roelf hörte sich grinsend Gills Tape an. Gerade lief „If You Want This Love“ von der West Coast Pop Art Experimental Band. Er sah zu Gill.
    „Das Inland ist so gut wie unerschlossen. Wäre was für Hippies. Marihuana wächst wild auf Feldern und an Straßenrändern. Palmwein gibt es überall. Hell wie Stroh, schmeckt wie Pisse. Der Alkohol fermentiert sich bereits beim Wachstum. Man kann ihn sofort nach der Ernte trinken. Ungefähr so stark wie Bier, macht aber einen Kater, als hätte man Methylalkohol gesoffen.“
    „Was hören Sie für Musik?“
    „In meiner Generation gibt es nur zwei wirklich wichtige Musiker: Elvis für Optimisten und Lee Hazlewood für Leute wie mich. Weil wir gerade beim Realismus sind: Die Straßen hier sind schlecht, und man kommt nur sehr langsam voran. Wenn wir die Asphaltpiste hinter uns haben, machen wir vielleicht noch fünf bis zehn Meilen pro Stunde.“
    „Wie viele Kilometer bis zur roten Zone?“
    „Hier fragt man nicht: Wie viele

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