Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Lucifer-Connection (German Edition)

Die Lucifer-Connection (German Edition)

Titel: Die Lucifer-Connection (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Compart
Vom Netzwerk:
Ich lebe mein niederes Leben auf hohem Niveau.“
    „Sofort?“
    „Ja. Ich gebe nie Kredit. Nicht mal Freddie.“
    Gill zog ein Bündel mit Banknoten aus der Tasche und zählte zweitausend Dollar ab. Roelf steckte sie lässig in die Innentasche seiner Anzugjacke und murmelte: „Dead presidents.“ Die Bezeichnung für Dollarnoten unter alten EO-Kämpen.
    „Ich gebe Ihnen mal einen kurzen Überblick. Nominell herrscht Frieden, aber das ist nur eine diplomatische Umschreibung für einen sehr labilen Waffenstillstand. Natürlich wollen alle daran glauben: die Einwohner, die UNO und vielleicht sogar die meisten Rebellen. In verschiedenen Regionen hat die Regierung offiziell wieder Macht und Kontrolle, aber in Wirklichkeit herrschen dort Söldner, die den Diamantenabbau kontrollieren, Warlords mit ihren Kinderbanden und natürlich die Wild Side Boys. Die glauben nur an Massaker und Plünderungen. Sie lassen einander in Ruhe. Sogar Kony wollte mal einen Abstecher nach Leone machen, hat sich dann aber mit der LRA lieber dem Kongo zugewandt. In den Coltanminen und auf den Diamantenfeldern haben Konzerne das Sagen. Sie beuten die Einheimischen als Arbeiter aus wie schon die Rebellen. Ihre Claims lassen sie durch private Sicherheitsfirmen schützen. Haben sich regelrecht eingeigelt und ihre eigene Infrastruktur mit kleinen Flugzeugen, Stacheldraht und so weiter.
    Grundsätzlich gilt: Nichts ist wirklich sicher. Nicht mal Freetown. Es gibt Zonen, da traut sich die UNO nachts nur in Kompaniestärke hin. Die Gegend um Kambeni ist reines Wild-SideBoys-Gebiet, mitten im Busch. Nur eine beschissene Straße und das verdammte Dorf. Im Busch verändert sich nichts. Fressen und gefressen werden.“
    „Ein bisschen wie das Oktoberfest. Was muss ich über die Wild Side Boys wissen?“
    „Entstanden aus der ehemaligen Bastard Brigade der RUF. Es waren Waisenkinder. Wer keine Waise war, musste als Aufnahmeritual dafür sorgen, dass er eine wurde. Heute sind viele erst um die fünfzehn und rekrutieren weiterhin Drei- bis Achtjährige. Kindersoldaten sind brutaler und bewusstseinsloser als Erwachsene. Sie haben kein politisches Anliegen. Sie machen das einzige, was sie im Leben kennen: sich zudröhnen, morden, foltern, plündern, vergewaltigen. Hören dauernd Gangsta-Rap und verehren Tupac Shakur als Gott. Da muss man bekloppt werden. Ihr Feind ist jeder, der kein Gewehr hat und nicht mordet, foltert, vergewaltigt und sich zudröhnt.“
    „Gangsta-Rap? Mir bleibt wohl nichts erspart. Nur Kinder und Jugendliche?“
    „Nein, sie haben ihre alten Führer, die sie als Väter ansehen. Ihr Boss nennt sich Hiroshima Bomb. Komischer Typ. Trägt einen schwarzen Brillenrahmen ohne Gläser. Vor einem Mikro lallt er natürlich den üblichen Mist: er sei Freiheitskämpfer, gegen die Korruption, liebe sein Land. Was BBC-World-Hörer eben so brauchen. Die Boys werden von einer Bande ungebildeter Gangster angeführt und verfolgen keine politischen Ziele. Außer plündern. Wann wollen Sie aufbrechen?“
    „Morgen früh.“
    Roelf seufzte. „Dann müssen wir heute nacht noch einkaufen.“
    „Ich habe nichts mitgenommen außer meiner Tropenausrüstung.“
    „Klar. Hoffentlich haben Sie Ihren Safarihut nicht vergessen. Wir können die Straße nur bis Mittag benutzen. Zu viele Kontrollstellen. Spätestens mittags sind die Posten so zugedröhnt, dass es unangenehm wird. Egal, ob Boys oder Regierungstruppen.“
    „Sie kennen die Regeln. Ich nicht. Deshalb brauche ich Sie. Gehen wir einkaufen. Ich habe noch achttausend in bar bei mir. Kommen wir damit hin?“
    „Sicher. Sie sind in Afrika, dem größten Waffendiscounter der Welt. Sie wollen ja keinen Panzer kaufen. Ein sowjetischer T-55 kostet übrigens fünfundsiebzigtausend Dollar, weniger als eine Luxuslimousine.“
    „Nehmen wir noch einen zu uns, bevor wir losziehen.“
    Roelf zuckte mit den Achseln. „Erzählen Sie mir etwas über die Leute, die Sie hassen. Vielleicht kann ich Ihnen dabei helfen, sie zu hassen.“
    Gill tat es.
    „Sie kann längst tot sein.“
    „Das hoffe ich nicht.“
    „Hoffnung kann einen Mann umbringen.“
    39
    Der Abschied nahte und verlangte nach einer weiteren Festlichkeit. Drei Wild Side Boys vergewaltigten Alexa neben der Landebahn. Dann schleppte man sie weg. Durch einen Nebel aus Schmerz und Erniedrigung hörte sie Zaran hinter ihr herrufen: „Das hier wird nicht schnell vorbei sein. Und du wirst es nicht genießen.“ Sie sperrten Alexa in den Keller der

Weitere Kostenlose Bücher