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Die Lucifer-Connection (German Edition)

Die Lucifer-Connection (German Edition)

Titel: Die Lucifer-Connection (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Compart
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Normalität in dem geschundenen Land. „Wenn der Landwirt nicht auf Ordnung hält, die Natur tut’s nicht“, grinste Roelf. Die Schlaglöcher wurden größer, und Roelf musste das ohnehin geringe Tempo noch reduzieren.
    Sie hielten an einem Straßenstand, den eine alte Frau und ein junger Mende betrieben. Der junge Mann hatte primitive Prothesen an beiden Armen, die er geschickt einsetzte. Neben Vinto, einem kohlensäurehaltigen Getränk aus Trauben und Beeren, konnte man hier Palmwein, Flip-Flops und Poster von 9/11 kaufen. Roelf entschied sich für Vinto. Gill passte. Er wollte mit Getränken, an die sein Körper nicht gewöhnt war, kein unnötiges Durchfallrisiko eingehen.
    „Hier kriegen Sie leider keine Cola.“
    „Waren Sie schon mal an einem Ort, an dem es keine Coca-Cola gibt?“
    „Im Knast von Atlanta.“
    Gill nahm die Wasserflasche aus dem Wagen und trank gierig. Das Schwitzen nahm kein Ende. Er sah zu, wie der Amputierte Flip-Flops in einen Korb warf. „Sie fragten damals: Willst du kurzärmlig oder langärmlig? Kurzärmlig hieß, die Hand am Knöchel abhacken. Langärmlig – am Ellenbogen. Die RUF hatte es echt drauf.“
    Hinter den Feldern begann wieder der Busch. Noch höhere Bäume und Dschungelpflanzen, die bis an den Asphalt heran krochen und von beiden Seiten auf die Straße drängten. An manchen Stellen berührten sich die Kronen der Dschungelriesen und machten die Straße zu einer grünen Höhle, in die kaum Sonnenlicht drang. Ein gigantischer Blättertunnel.
    „Wie kommen Sie klar – mit alledem, meine ich?“
    „Jeder Tag ist einer weniger.“
    Plötzlich hielt Roelf an, nahm seine Sonnenbrille ab, schaltete den Motor aus und starrte auf den Rand des Dschungels. Ungläubig blickte Gill die Wasserspuren unter Roelfs Feldflasche an. Man konnte keine zwei Meter in das grüne Dickicht hineinsehen.
    „Was ist …“
    Mit einer Handbewegung brachte er Gill zum Schweigen.
    „Ich sehe nichts“, flüsterte Gill, der seine Glock bereits gezogen hatte. Roelf zeigte mit dem Finger. Gill blickte in den Busch, ohne etwas zu erkennen. Dann sah er etwas unnatürlich braun durch das dunkle Grün schimmern. Gill konnte nichts Genaues identifizieren. Baumstämme? Nein. Roelf zog die MP5SD mit integriertem Schalldämpfer aus der Halterung im verdeckten Fußbereich und stieg langsam aus. Gill folgte ihm und legte die Glock über der Motorhaube an, um Roelf nötigenfalls Feuerschutz zu geben. Katzenhaft überquerte Roelf die Straße in Höhe des braunen Schimmerns. Er verschwand im Dickicht, nur sein Kopf war zu sehen. Gill folgte. Er wühlte sich einen Meter durch den Busch. Sie standen vor einem braunen Pickup.
    „Ein Technical. Kann nur Rebellen oder den Wild Side Boys gehören.“
    Der Pickup war zu einem Kampffahrzeug umgebaut worden, wie sie in Schwarzafrika schwer in Mode waren. Mit einer Kettensäge hatte man Dach und Windschutzscheibe abgesägt; auf der Ladefläche war ein Maschinengewehr montiert, das sich ohne diese Stabilisierung nur schwer abfeuern ließ.
    „Hier kann man einen Meter von der Straße einen Panzer verstecken.“
    Roelf fühlte an der Motorhaube. „Der Motor ist noch warm. Sie müssen in der Nähe sein.“
    „Warum fahren wir nicht einfach weiter?“
    „Ich habe nicht gerne Rebellen im Rücken. Warten Sie hier.
    „Nein.“
    „Dann bleiben Sie dicht hinter mir. Lassen Sie mich nicht aus den Augen, sonst verirren Sie sich.“
    Gill folgte Roelf über glitschige Blätter durch das peitschende Unterholz des Dschungels. Vor ihnen lag ein schmaler Trampelpfad, den man von der Straße aus nicht sehen konnte – ein Tunnel, der aus einer festen Masse Wildwuchs bestand. Roelf bewegte sich parallel zum Pfad langsam vorwärts. Der Pfad machte eine Krümmung. Roelf blieb stehen, lauschte. Das Lachen von Männern. Vorsichtig bewegten sie sich weiter. Dann verharrte Roelf wieder regungslos. Ein paar Meter weiter auf dem Pfad, vom spärlichen Sonnenlicht beschienen, standen zwei Schwarze, lachend. Einer war völlig nackt bis auf eine Halloween-Maske, die von den „Scream“-Filmen inspiriert war, und Nike-Sportschuhe. Der zweite war wie ein durchschnittlicher Berliner Straßenrapper gekleidet. Mehrere Uhren am Arm, die blitzten, wenn er wild mit den Händen gestikulierte. Zwei Kalaschnikows lagen mitten auf dem Pfad im roten Staub. Die Männer sahen immer wieder in höhnischem Spott nach unten. Gill schob den Kopf etwas nach vorne. Da musste so was wie ein Loch sein.
    „Wild Side

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