Die Lucifer Direktive
fuhr dann aber wieder rasch zurück.
Denn ein krachendes Geräusch war an seine Ohren gedrungen. Es kam von links, von der dreifach gesicherten Tür. Nach einem weiteren leisen Plopp im Raum folgte das dumpfe Aufeinanderprallen zweier Körper. Irgendwo zerbrach Glas. Dan hörte Stöhnen und unterdrückte Aufschreie.
Hoffer, dachte Dan. Der schmalschädlige Bodyguard hatte bemerkt, daß sein Brötchengeber in Schwierigkeiten steckte, und hatte sich auf Black gestürzt, ihn überrumpelt. Black hatte nur einen Schuß abgefeuert, mehr nicht. Ihr anhaltender Kampf deutete darauf hin, daß er kaum Schaden angerichtet hatte, wenn überhaupt.
Es blieb keine Zeit mehr zu verlieren. Dan beschloß, den Kampf zur Flucht zu nutzen. Hierzubleiben wäre verrückt gewesen. Er würde der Pokal der Siegesfeier sein. Beide wußten, daß jemand im Schrank steckte, und konnten ihn nicht entkommen lassen. Er war ebenso ein Eindringling wie ein Zeuge. Der Sieger in diesem Kampf würde ihn aus dem einen oder dem anderen Grund töten. Er griff wieder nach dem Knauf und begann, daran zu drehen.
Nichts tat sich. Die Tür war von außen verschlossen!
Ein lauter Knall ertönte, der von weit her zu kommen schien. Ein zweiter, dann ein dritter. Sein Gehör entschied, daß sie aus der Bar unten kamen. Die Schüsse schienen nicht erwidert zu werden. Was war los? Dan strengte die Augen an, als könnte er sehen, was sich hinter Wänden und Türen abspielte. Verzweiflung und Hilflosigkeit übermannten ihn … er fühlte sich eingesperrt.
Das Licht, das durch die Ritze unter der Schranktür eindrang, wurde schwächer, erlosch dann ganz. Im Zimmer dahinter erfolgte ein widerhallendes Schnappen und darauf sogleich ein ersticktes Gurgeln. Ein Körper sackte zu Boden. Einer der Männer war tot. Aber welcher? Er mußte hier raus. Aber wie?
Er rammte seine Schulter gegen die Schranktür. Aber das Holz war dick, und selbst wenn nicht, so würde er zu wenig Spielraum gehabt haben, um auch nur einen winzigen Anlauf zu nehmen. Sein Instinkt sagte ihm, daß der Raum draußen bis auf die beiden Leichen leer war. Damit war entweder Hoffer oder Black noch am Leben, aber wohin war der verschwunden? An ihm waren keine Schritte vorbeigekommen. Ob der Sieger sich irgendwo im Büro verbarg?
Dann kamen Schritte. Sie verließen den Raum nicht, sondern kamen hereingerannt. Sie blieben kurz stehen, als ob sich jemand ein Bild vom Geschehen machen wollte, und näherten sich dann, waren jetzt draußen vorm Schrank. Das Schloß rührte sich. Dan kauerte sich zusammen, zwängte seinen Körper so weit wie möglich gegen die Jacketts, bereit zu springen, wenn der Riegel nachgab.
Es war so weit. Er zögerte, war wie erstarrt. Die Tür schwang auf. Dan sammelte alle Energie, die aber nicht weiter als bis zu seinem Herzen reichte, das wild in seiner Brust hämmerte.
Jill Levine stand da, den Revolver in der Hand, während ihre Augen vor heißer verzweifelter Entschlossenheit blitzten.
»Laß uns bloß von hier verschwinden, Collegeboy!«
27
Sie zerrte ihn aus dem Schrank.
»Schnell! Da lang!« stieß sie keuchend hervor. »Folge mir!«
Dann steuerte sie unerwartet das Ende des Büros statt der Tür an. Dan mußte über die zusammengesackte Leiche von Hoffer steigen, dessen tote Augen leer ins All starrten. Also war Black der Sieger. Bauer lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Teppich neben seinem Sessel. Black hatte beide getötet.
Dan beobachtete, wie Jill hinter dem Schreibtisch an die Wand trat, wo eine Landkarte heruntergerissen worden war und den Blick auf eine große holzgetäfelte Fläche freigab. Sie tastete an einer Kante entlang und drückte dagegen. Die Paneele gaben nach, wurden zur Drehtür.
»Nun komm!« befahl sie Dan, der ihr hindurch folgte. Die Geheimtür rückte wieder an ihren Platz.
Sie befanden sich jetzt in einem feuchten, muffigen Gang. Die Luft war schal und stickig. Es war stockdunkel.
»Was, zum Teufel, war da drinnen los?« fragte sie, während sie sich ihren Weg den düsteren Gang entlangtasteten, der sich wand und bog wie in einem Irrgarten. In Anbetracht der lauernden Gefahren liefen sie viel zu schnell. Ein einziger Fehltritt konnte sie kopfüber gegen eine Wand prallen lassen oder Schlimmeres.
»Black hat die beiden Männer getötet«, murmelte Dan.
»Black war da?«
»Und er muß über den gleichen Weg rausgekommen sein wie wir, ich habe nicht gehört, wie er den Raum verließ.«
Sie zögerte. Dan hörte, wie sie tief Luft
Weitere Kostenlose Bücher