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Die Lucifer Direktive

Titel: Die Lucifer Direktive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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besaß. Sie würden ihn für den Killer ihres Arbeitgebers und Hoffers halten.
    Er tastete sich mit beiden Händen an der Wand entlang, als ginge er auf einem Sims. Er schob die Füße vorwärts, hob sie nicht an. Bauers Leute holten weiter auf. Lediglich die Biegungen und Nischen des düsteren Labyrinths retteten ihn. Er blickte zu den aufblinkenden Lichtern zurück und prallte mit der nächsten Wand zusammen, die aus dem Nichts auftauchte. Er wäre beinahe wieder zu Boden gegangen, fing sich und fand sich auf einer Art Steg wieder. Er kroch auf allen vieren hinüber. Durch seine übervorsichtigen Bewegungen schien der Weg endlos zu sein. Schließlich befand er sich wieder im Gang, und eine kalte Hand griff nach seinem Arm. Er wollte schreien, aber eine Hand bedeckte seinen Mund.
    »Nur noch ein Stückchen«, sagte Jill.
    »Du hättest nicht zurückkommen sollen.«
    »Da hast du wahrscheinlich recht«, sagte sie und führte ihn jetzt weiter. »Aber der Pfadfinder in mir siegt immer wieder.«
    Sie erreichten einen Vorsprung in der Wand, eine graue Silhouette, die sich gegen die dunklen Schatten abhob. Gabriele stemmte sich mit den Schultern dagegen. Eine andere Geheimtür gab nach. Der Geruch der Stadt drang in ihre Nüstern. Sie krochen einen weiteren steilen Aufgang hinauf. Über ihnen war Licht, das durch eine Anzahl genormter Löcher von irgend etwas über ihnen fiel. Sie waren wie im Marmeladenglas gefangene Insekten, denen man nur ein paar Luftschlitze gelassen hatte.
    Dan beobachtete, wie Jill nach der Leiter griff, die vor ihnen auftauchte. Sie begann zu klettern. Er folgte.
    Der geheimnisvolle Deckel gab gleich nach und entließ sie in einen Abschnitt von Hamburgs Kanalisation. Das Licht, so gedämpft es auch war, blendete Dans Augen. Er hob schützend einen Arm und ließ ihn dann langsam sinken. Jill steuerte bereits auf eine andere Leiter zu, die sich aus dem tropfenden Schmutz erhob. Der Gestank zwang Dan, die Luft anzuhalten, und er betete, daß er sich nicht übergeben mußte. Während der Flucht war ihm der Geruch ein paarmal aufgestoßen, aber hier an seiner Quelle war er viel stärker.
    Jill stieg die zweite Leiter hinauf. Dan stieß den Atem aus und blieb mit seinen Händen immer direkt unter ihren Füßen. Sie stemmte einen Deckel hoch und hatte die Stadt vor Augen. Strahlende Lichter sickerten herein. Der Geruch von Beton und Auspuffgasen verdrängte den Gestank der Kanalisation. Hupen quäkten. Reifen quietschten. Dan stemmte sich aus dem Loch und stand neben Jill auf dem Asphalt. Sie ließ den Deckel wieder an seinen Platz fallen und trat vom Rinnstein auf den Bürgersteig. Menschen sahen sie und Dan fragend an, schüttelten die Köpfe und gingen dann weiter. Schließlich war hier die Reeperbahn. Da konnte einen nichts mehr überraschen.
    Dan klopfte sich den Staub und Schlamm von den Sachen und ekelte sich bei diesem Gefühl an den Händen. Er schätzte, daß sie sich ungefähr auf der Hälfte des Hauptabschnitts der Straße befanden, gerade außer Sichtweite des Zum Vergnügen, etwa eine Viertelmeile von der Herbertstraße entfernt. Bislang waren ihre Verfolger noch nicht aus dem Untergrund aufgetaucht. Hoffentlich würden sie ein Weilchen mit dem Kanaldeckel zu tun haben. Dan und Gabriele hasteten weiter und schlängelten sich zwischen verharrenden und schlendernden Gestalten hindurch.
    Plötzlich blieb die junge Frau wie angewurzelt stehen. Dan an ihrer Seite. Direkt vor ihnen, reglos im treibenden Strom der Menge, stand ein blonder Mann mit stählernem Blick. Ein Aufblitzen des Erkennens trat in seine Augen. Seine Hand fuhr zur Tasche.
    Renaldo Black! Dan erkannte ihn aufgrund des Fotos in Bathgates Akte. Dieses Gesicht war unverwechselbar. In den Augen des Terroristen leuchtete immer noch das Wiedererkennen. Über seine Lippen huschte ein kleines Lächeln. Seine Hand tauchte wieder aus der Jackentasche auf.
    Jill Levine griff nicht nach ihrer Waffe. Dan zerrte sie herum, weg von Black.
    Der Kanaldeckel klappte auf. Eine Hand erschien, dann eine andere. Jetzt war es Dan, der die Führung übernahm und Jill am Arm zog.
    »Komm schon!«
    Eine Gestalt stemmte sich aus dem Schacht. Renaldo Black drehte sich zu ihr um. Irgend etwas rührte an Dans Bewußtsein, aber er schob es beiseite. Er zog Jill mitten ins Verkehrsgewühl und fügte ihren Schwierigkeiten damit eine dritte hinzu. Ringsum quietschten Bremsen. Reifen radierten den Asphalt. Stahl krachte auf Stahl, als Kotflügel

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