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Die Lucifer Direktive

Titel: Die Lucifer Direktive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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zusammenstießen.
    Der Verkehrsstrom gen Westen war nicht so dicht. Ohne einen einzigen Unfall zu verursachen, wieselten sie zwischen den Autos hindurch, und man hörte nur wenig Bremsenquietschen.
    Hinter ihnen nutzte Renaldo Black das Durcheinander, um Bauers Mann wieder in den Kanalschacht zu stoßen und den Deckel fest zu verschrauben, womit der Rest der Bande lange genug eingesperrt sein würde, um eine weitere Verfolgung sinnlos zu machen. Black vergeudete keine weitere Zeit und setzte seiner Beute nach. Gabriele hatte ihn betrogen. – Der Junge sollte in Hamburg sterben. Er hatte alles arrangiert. Dennoch lebte Lennagin, und Black wußte, daß er dies nur ihr zu verdanken hatte. Sie hatte seine Befehle nicht befolgt. Schade. Jetzt würden beide sterben müssen. Er konnte die fliehenden Gestalten in Richtung Herbertstraße rennen sehen. Er setzte ihnen nach.
    Dan erkannte zu spät, daß Rennen die falsche Strategie war, um noch etwas daran zu ändern. Sie hatten sich bereits von der Menge abgehoben. Sie liefen in gleichmäßigen, weit ausholenden Schritten hintereinander her, wobei Gabriele dem Pfad folgte, den Dan ihnen bahnte. In seinem Kopf war ein schemenhafter Plan entstanden. Erreiche die Herbertstraße. Das war es. Die Fußgängerzone war vollgestopft mit Menschen, die kauften und verkauften. Es mußte fast elf sein. Spitzenzeit. Er rannte weiter, sich durchaus darüber im klaren, daß Black aufholte, aber er wagte nicht, sich umzublicken und zu vergewissern.
    Etwa hundert Meter vor der vollgestopften Herbertstraße zog Black seine Pistole, eine achtschüssige Browning 9-mm. Er hatte eine Kugel für Bauer und eine für seinen Killer verbraucht, womit noch sechs übrigblieben; mehr als genug. Er hielt die Browning nach unten, während er rannte, wobei es ihm gleichgültig war, ob jemand sie sah. Die Polizei war ihm ohnehin egal. In Hamburg liefen sie mit Scheuklappen herum, und in diesem Bezirk kamen sie absichtlich auf den Notruf hin zu spät. Seine Arbeit wäre erledigt, ehe sie sich bequemten, am Tatort zu erscheinen.
    Black beschleunigte seine Schritte, wobei er wie ein durchgehender Hengst durch die Menge pflügte. Angstvoll wichen die Menschen zur Seite. Einige schrien beim Anblick der Waffe auf, aber die Schreie gingen im allgemeinen Lärm des Treibens unter. Andere zuckten bei diesem Anblick die Achseln oder lachten darüber.
    Plötzlich begriff er die Strategie seiner Jagdbeute: die Herbertstraße erreichen und versuchen, im Menschengewühl unterzutauchen. Lennagin war sicher davon überzeugt, daß dies gelang, vielleicht sogar Gabriele. Um so besser, dachte Black.
    Sie würden ihm direkt in die Hand spielen.
    »Gib mir deine Waffe!« befahl Dan, als sie die Passage erreicht hatten.
    »Nein!«
    »Du hattest vorhin die Chance, sie zu benutzen, aber hast es nicht getan!«
    »Es waren zu viele Leute ringsum.«
    »Nicht für dich.«
    »Dan …«
    »Ich will keine Erklärungen, ich will die verdammte Kanone!«
    Als sie immer noch zögerte, zog er die großkalibrige Magnum aus ihrer Tasche. Sie hinderte ihn nicht. Sie bogen in die Herbertstraße ein und wurden von der Menschenmenge aufgesogen. Dan blickte sich um. Black war nirgends zu sehen. Sie mischten sich weiter ins Gewühl. Dan blieb stehen und überprüfte die Waffe.
    »Du kannst ihn nicht umlegen«, flehte Gabriele. Die Maske von Jill Levine zerbröckelte und fiel ab. Sie hatte nicht die Kraft, sie wieder vorzuhalten. Die Begegnung mit Black hatte sie schlagartig mit der Realität dessen konfrontiert, was sie heute abend getan und wozu sie sich verurteilt hatte. Ein Fehler war ebenso schlecht wie hundert. Sie wäre so gern der Mensch gewesen, für den sie sich so lange Zeit ausgegeben hatte. Das wäre leichter gewesen. Dan Lennagin hatte die Dinge ungemein kompliziert. Sie hätte ihn sterben lassen sollen. Das wäre nicht dasselbe gewesen wie ihn zu töten. Aber als es soweit war, hatte sie Black ebenfalls nicht umbringen können. Er war zu sehr Spiegelbild ihrer selbst. Es wäre einer Selbstvernichtung gleichgekommen.
    »Warum?« verlangte Dan zu wissen.
    »Weil er dich töten wird.«
    »Nicht, wenn ich ihn zuerst sehe.«
    »Das wirst du nicht, Dan. Das ist seine Welt.«
    »Was ist aus ›Collegeboy‹ geworden?«
    »Black will, daß du ihn jagst. Du spielst ihm direkt in die Hände.«
    »Du scheinst ihn ja sehr gut zu kennen.«
    Sie ignorierte die Anspielung. »Er wird dich umbringen.«
    »Weil du ihn nicht umgebracht hast, als sich die

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