Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Lucifer Direktive

Titel: Die Lucifer Direktive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
Vom Netzwerk:
vorbei. Dürftig bekleidete Nutten verließen ihre Freier, um neugierige Gesichter gegen die Fensterscheiben zu pressen. Niemand öffnete die Tür. Dadurch wirkte die Herbertstraße wie ein alptraumhafter Tunnel, aus dem es nirgends ein Entrinnen gab. Es blieb nur die Flucht nach vorn.
    Aber Black holte weiter auf. Noch zwei Schuß. Mehr würde er nicht benötigen.
    Dan warf einen Blick zurück und sah eine Schneise in der Menge entstehen, als sich eine große Gestalt den Weg bahnte und auf Schußweite herankam. Dan stockte der Atem, sein Wille brach zusammen. Er wollte stehenbleiben, dem Mädchen an seiner Seite erklären, daß er am Ende sei und Black ihn haben könne, wenn er wollte, aber nicht ohne Gegenwehr, wie fruchtlos sie auch immer sein mochte.
    Eine geöffnete Tür auf Souterrain-Ebene fiel ihm auf, und er stürzte darauf zu, Gabriele im Schlepp. Einen Sekundenbruchteil, ehe Black sich aus der Menge löste, und mit erhobener Waffe auf Opfer zielte, die nicht mehr da waren.

28
    Dan schloß die Tür hinter ihnen und vergewisserte sich, daß der Riegel eingerastet war. Sie befanden sich in einem dunklen Keller, der lediglich durch das Licht erhellt wurde, was gegebenenfalls von außen durch die Fenster zur Straße einfiel. Er war schmutzig und stank, war vollgestopft mit Kisten und Gerümpel und besaß eine kleine Latrine am Ende.
    Dans Augen hielten Gabriele fest. Blitzschnell war er bei ihr, packte sie bei den Schultern und zwang sie gegen die Wand. Ein Streifen Licht fiel auf ihr Gesicht und ließ die Furcht in ihren Augen erkennen.
    »Es war gar nicht ich, den er vorhin auf der Straße erkannt hat!« warf er ihr mit einem unterdrückten Wutschrei vor. »Du warst es! Black wußte, wer du bist! Er kennt dich, verdammt, und ich nicht!«
    »Doch!« behauptete sie.
    »Wer bist du?« Er schüttelte sie fest. »Sag mir, wer du bist!« forderte er lauthals, gleichgültig gegen die Tatsache, daß Black gerade jetzt draußen vor der Tür stehen könnte.
    Gabriele erwiderte nichts. Dan schüttelte sie abermals, drückte ihre Schultern gegen den bröckelnden Putz.
    »Komm schon, Jill Levine, Kreuzritterin auf der Suche nach den Mördern ihrer Eltern, erzähl mir von Alexandria, Virginia. Erzähl mir, welche Haarfarbe dein Bruder hatte. Erzähl mir, welchen Job dein Vater bei der Regierung hatte. Das kannst du nicht, oder? Weil das alles erstunken und erlogen ist! Du bist erstunken und erlogen!«
    »Nein!«
    »Du hattest die Gelegenheit, Black zu töten, und hast es nicht getan. Du hättest die verdammte Kanone, mit der du so gut bist, benutzen können, aber du hast es nicht getan! Er kennt dich, und du kennst ihn. Ihr zwei steckt die ganze Zeit unter einer Decke!«
    »So ist es nicht«, schluchzte sie.
    »Dann sage mir, wie es ist!«
    Schweigen.
    Dan schlug sie.
    Weiterhin Schweigen.
    Wieder schlug er sie.
    Die Schläge abzuwehren, wäre eine Kleinigkeit für Gabriele gewesen. Mit Leichtigkeit hätte sie ihn außer Gefecht setzen können. Der Zorn des Jungen konnte nicht mit ihrem kaltblütigen Kampftraining konkurrieren. Aber sie ließ die Hände herunterbaumeln, als ob der Schmerz, den sie bei jedem Schlag empfand, irgendwie die Qualen, die ihr Inneres zerrissen, lindern könnten.
    »Wer bist du?« fragte Lennagin wieder. »Woher kanntest du den Grundriß vom Zum Vergnügen so gut? Was ist aus der eiskalten Jill Levine und ihrer Blutrache an den Mördern von vierzig Kindern in Virginia geworden?«
    »Ich bin einer der Mörder.«
    Dans Hand sank von ihrer Schulter, blieb schlaff in der Luft hängen. Er sah sie an, durch sie hindurch, auf die Wand. Aus seinen Augen wich der Zorn, wich alles. Er war ein leerer Umriß, der darauf wartete, gefüllt zu werden. Er machte ein paar Schritte rückwärts und schüttelte langsam den Kopf, fragte sich, ob ihm Tränen in die Augen stiegen oder ob er die Fähigkeit verloren hatte, welche zu vergießen.
    »Nein«, stammelte er. »Nein …«
    »Du hast mich die ganze Zeit gekannt«, fuhr Gabriele fort, »seit du Bathgates Unterlagen gelesen hast.«
    »Gabriele Lafontaine …«
    »Du kriegst eine Eins in dem Kurs, Collegeboy.«
    »Aber das Bild, das warst nicht du.«
    »Beschreibe es.«
    »Du hast einen Kampfanzug getragen. Die Haare waren kurz und dunkel.«
    Beinahe hätte Gabriele gelacht. »Wurde vor sechs Jahren aufgenommen. In dieser Branche muß man sein Aussehen ebensooft ändern wie sein Verhalten.«
    Dan sah sie wie betäubt an, sein Gesicht nur eine leere Maske. Dann

Weitere Kostenlose Bücher