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Die Lucifer Direktive

Titel: Die Lucifer Direktive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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Mensch sein, der ich vor zwei Wochen war. Aber ich weiß, das wird nie wieder möglich sein. Ich war ein Collegestudent. Ich habe eine Menge Bier getrunken, hatte viel Spaß und war sogar Präsident einer Studenten Vereinigung. Aber ich kann mich gar nicht mehr recht daran erinnern, denn diesen Burschen gibt es nicht mehr, tot, schätze ich, und er wird nie mehr zurückkommen. Ich möchte um ihn weinen, aber ich kann nicht, denn ich habe sogar vergessen, wie das geht. Siehst du, Gabriele oder Jill, oder wie soll ich dich nennen? Du möchtest jemand anderes sein, und ich möchte bloß wieder sein wie früher. Aber keinem von uns wird das gelingen. Das haben wir gemeinsam.«
    »Du hast nicht das Recht, dein Leben mit meinem zu vergleichen, Collegeboy. Du hast –«
    »Vielleicht nicht. Schließlich wurde dein Vater wegen einer Sache umgebracht, an die er glaubte. Mein Vater wurde wegen der ersten Urlaubsreise seines armseligen Lebens umgebracht, die zufällig mit einer Flugzeugentführung zusammenfiel. Trotzdem, immerhin schickte die American Legion eine Ehrenwache zu seinem Begräbnis, die allerdings früher gehen mußte, weil sie auf der anderen Seite der Stadt noch eine Beerdigung hatte. Ich habe mir immer verschiedene Personen hinter der Waffe vorgestellt, die ihn tötete, und jetzt sehe ich dich vor mir, wie du den Abzug durchziehst. Du warst es nicht, hättest es aber gut sein können, weil ihr alle gleich seid. Ihr habt einen Großteil meines Lebens ruiniert. Ihr habt einem Elfjährigen etwas genommen, das ihm niemand zurückgeben kann. Deshalb kann ich deinetwegen keine Tränen vergießen. Ich habe keine mehr übrig. Sie versiegten, ehe ich noch eine Chance hatte, um meiner selbst Willen zu weinen.«
    Gabriele starrte ihn vom Boden her an, den Tränen freien Lauf lassend. Sie hatte sich erleichtert, ihre Seele entblößt. Seine beiden letzten Wochen voller Haß, Furcht und Einsamkeit bildeten einen Mikrokosmos ihres gesamten Lebens. Er haßte sie wegen dessen, was sie war, weil er sich in eben den kalt gesteuerten Profi verwandelte, der sie nicht mehr sein wollte. Aber beiden war in jungen Jahren ein Teil ihres Lebens entrissen worden, und die Zeit danach von dem Kampf bestimmt, das Loch auszufüllen. Dan merkte, wie er zu ihr rutschte. Dann waren sie zusammen, umarmten einander. Dan hielt sie fester, als er je zuvor jemanden gehalten hatte.
    »Dan … Dan …« Ihr Wimmern drang kaum bis zu seinem Gehör.
    Er strich ihr übers Haar, rückte sachte ein wenig ab, hielt sie aber immer noch fest. Es gab kein Zurück mehr in seine alte Welt. Das begriff er jetzt, und diese Erkenntnis erleichterte die Dinge, wenn sie sie auch nicht minder schmerzlich machte.
    »Wohin gehen wir jetzt?« fragte er leise.
    »Ich weiß nicht«, murmelte sie. »Ich weiß überhaupt nichts mehr.«
    Der Manager des Baur au Lac blickte von dem Foto auf, das man ihm auf den Schreibtisch geworfen hatte.
    »Ich weiß, daß er in diesem Hotel war«, beharrte Paul Quinn. »Und ich will wissen, wohin er sich heute morgen, als er ausgezogen ist, aufgemacht hat.«
    »Ihr FBI hat hier keine Befugnisse, Monsieur«, stellte der Manager ungerührt fest.
    Der Knoten in Paul Quinns Magen zog sich zusammen. Er fühlte sich deplaziert. Eindeutig war das nicht sein Gebiet. Aber immer, wenn er am liebsten mit dem nächsten Flugzeug nach Hause geflogen wäre, sah er Dan Lennagin vor seinem Schreibtisch sitzen. Er schuldete dem Jungen etwas, und wegzulaufen war nicht der richtige Weg, diese Rechnung zu begleichen. Er lief schon zu lange weg, schon seit der juristischen Fakultät und vor allem vor sich selbst. Es wurde Zeit, daß er innehielt.
    »Hören Sie«, begann er in anderem Tonfall, »ich habe keine Befugnisse, aber ein Gewissen. Und trage einen Großteil der Schuld daran, daß Dan Lennagin hier war. Ich habe seitdem keine Nacht mehr geschlafen und habe ihn um die halbe Welt gesucht.« Eine Pause. »Alles, worum ich Sie bitte, ist, mir zu helfen, ihm zu helfen.«
    Der Manager spielte mit seinem Schnurrbart, dachte nur kurz nach. »Hamburg, Monsieur. Ich habe ihm geholfen, nach Hamburg zu kommen.«
    »Danke.«
    »Keine Ursache«, seufzte der Manager. »Ich kenne die Leute, vor denen er davonläuft. Niemand kann ihm helfen. Sparen Sie sich die Zeit. Kehren Sie in Ihre Heimat zurück. Der junge Mann ist tot.«
    »Was hat er gesagt, Freund Quinn?« fragte Felix, als der FBI-Mann zu ihrem Auto zurückkehrte.
    »Der Junge ist auf dem Weg nach Hamburg, aber

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