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Die Lucifer Direktive

Titel: Die Lucifer Direktive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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er meint, wir verschwenden unsere Zeit.«
    Felix lachte kurz in sich hinein. »Zeit kann man nicht verschwenden. Im Zen heißt es, daß Sekunden nur für diejenigen verrinnen, die sie zählen.«
    »Nun, der Hotelmanager meint, daß Lennagin bereits tot ist.«
    »Wenn sein Karma bestimmte, daß er hierdurch sterben soll, dann wäre sein Leichnam in Amerika geblieben.«
    »Ein gutes Argument.«
    »Hamburg, Freund Quinn?«
    »Hamburg.«
    Dan und Gabriele benötigten anderthalb Stunden, als sie sich am nächsten Morgen zum Hauptbahnhof von Hamburg begaben. Gabriele benutzte vor allem die U-Bahn. Ohne System fuhren sie kreuz und quer durch die Stadt, stiegen an einer Station aus, nur um zwei Straßen weiter in die nächste Bahn zu steigen. Als sie am Bahnhof ankamen, waren sie sicher, nicht verfolgt zu werden.
    Beide waren müde. In der vergangenen Nacht hatte Gabriele an der Kellertür eine Falle gebaut, für den Fall, daß jemand eindrang, während sie schliefen, was ziemlich überflüssig war, denn die meiste Zeit der Nacht verbrachte sie damit, den Dreck in dem kleinen Spülstein in der Ecke aus ihren Kleidern zu waschen, wobei sie einen Rest Seife benutzte, der dort lag. Dan fiel unterdessen in einen unruhigen, oft unterbrochenen Schlaf. Durch die Flucht schmerzten seine Rippen wieder, so daß jede kleine Drehung oder Verlagerung ihn brutal weckte. Schließlich gab er es auf und starrte trübsinnig in die von fahlem Neonlicht überlagerte Dunkelheit.
    Nachdem sie den Bahnhof erreicht hatten, entschieden sie sich für einen Bummelzug nach Amsterdam. Diese Wahl bot mehrere Vorteile. Abgesehen davon, daß er gut besetzt war, boten die vielen Stationen die Möglichkeit zu flüchten, falls irgend etwas nicht nach Plan lief. Falls alles klappte, würden Dan und Gabriele von Amsterdam aus nach London reisen. Dort würden sie die amerikanische Botschaft aufsuchen und ihre Geschichte erzählen. Dan besaß, weshalb er nach Europa gekommen war: ein Stückchen ganz spezifischen Wissens betreffs Lucifer in Form des Beweises, daß Isosceles existierte. Er würde den amerikanischen Behörden von der geheimen Piste auf einer der Ostfriesischen Inseln berichten. Dann würde sich alles wie von selbst regeln. Isosceles wäre enttarnt und würde verhindert werden. Lucifer würde als das erkannt werden, was es war. Er würde in Sicherheit sein. Jetzt würden die Beamten ihm glauben, weil er einen Beweis besaß.
    Und er hatte Gabriele.
    Ihre Beziehung basierte auf verzweifelter Notwendigkeit und dem gegenseitigen Nutzen, das war alles. Liebe konnte es zwischen ihnen nicht geben, und Dan fragte sich ernsthaft, ob überhaupt Vertrauen möglich war, trotz allem, was sie für ihn auf eigene Gefahr hin getan hatte. Sie hatte seinen Tod verhindert; sie hatte ihm nicht das Leben gerettet. Das war ein Unterschied, wenn auch geringfügig, in jener komplizierten Welt, in die er sich plötzlich hineingeworfen fand.
    Er wollte leben. Sie wollte leben.
    Soviel hatten sie gemeinsam. Und mehr brauchten sie zu diesem Zeitpunkt auch nicht.
    Der Zug begann, sich mit ihnen, die sich verunsichert in ein Erster-Klasse-Abteil zurückgezogen hatten, in Bewegung zu setzen. Sie hingen ihren Gedanken nach.
    »Einsteigen!«
    Der letzte Fahrgast, der dem Befehl des Schaffners Folge leistete, mußte sich beeilen, um den Zug noch zu erwischen, war aber nicht einmal aus der Puste. Bis auf ein paar Schweißtropfen, die ihm von den dichten Brauen auf den schwarzen Schnäuzer tropften, zeigte er keinerlei Anzeichen von Erschöpfung.
    Der Mann strich sich das silbergraue Haar zurück und suchte sein Abteil auf.

29
    Auf der anderen Hälfte der Weltkugel, im Oval Office, wandten sich der Präsident und das kurzfristig gebildete Sonderkommando der Oscar-Verleihung in der Montagnacht zu.
    »Thames«, begann der Einsatzleiter, »wie kommen wir im Los Angeles Music Center voran?«
    Farminson rutschte in seinem Sessel nach vorn. »Seit der Sitzung am Dienstag steht das Gebäude unter Bewachung. Bislang sind alle Berichte negativ. Der Prometheus -plastique ist eben bisher noch nicht drinnen, noch hat irgend jemand Anstrengungen gemacht, ihn hereinzuschmuggeln. Wenn es soweit ist, werden wir zur Stelle sein.«
    »Haben Sie eine Liste der potentiellen Verstecke gemacht?«
    »Wir haben uns bemüht. Aber da Prometheus sich zu fast jeder beliebigen Form pressen läßt, ist die Liste endlos. Außerdem wird wegen der Oscars der ganze Dorothy-Chandler-Pavillon im Music Center renoviert.

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