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Die Lucifer Direktive

Titel: Die Lucifer Direktive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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geschah etwas. Es begann als Frösteln längs seiner Wirbelsäule und wanderte lawinenartig in seinen Schädel. Seine Gesichtszüge verzerrten sich, zornig, rot. Der Druck brauchte ein Ventil. Er stürzte vorwärts und stieß Gabriele hart gegen die Wand. Sie war völlig überrumpelt.
    »Du bist eine elende Mörderin! Du bist ein mieser Killer! Renaldo Blacks Hure mit der Kanone in der Hand, während er an deinen Titten fummelt!«
    »Nein«, flehte sie. »Jetzt will er auch mich umbringen!«
    »Du hast vierzig Kinder umgebracht!« Wieder schüttelte er sie. »Vierzig Kids!«
    »Das mußte ich tun.«
    »Mußtest du auch mit mir ficken?«
    »Ich mußte dich töten. Heute abend. Ich habe es nicht getan.« Eine Pause. »Ich wußte von dem Auto. Ich – ich – ich konnte es einfach nicht zulassen, daß sie dich töten. Ich habe mich entschieden.«
    »Tut mir leid, ich kann mich nicht bedanken.«
    »Haß mich bitte nicht«, schluchzte sie. »Mein Leben lang haben mich die Leute für das gehaßt, was ich war und was ich nicht war.«
    »Du brichst mir das Herz.«
    »Du bist der erste Mensch, den ich mich beinahe getraut hätte … zu lieben. Ich schätze, da habe ich einen Fehler gemacht.«
    »Stimmt«, erklärte Dan und hielt sie immer noch fest im Griff.
    »Haßt du mich?«
    »Ich hasse, was du darstellst.«
    »Dann nimm ein Messer. Schneide mir die Kehle durch. Ich würde mich nicht wehren. Es macht mir nichts mehr aus. Ich werde dir sogar die sauberste Art, es zu tun, zeigen. Bring mich um. Wenn du's nicht tust, wird es Black tun.«
    »Das wird nicht ausrotten, was du bist.«
    »Gut, Lennagin, wirklich gut«, sagte sie, während sich Tränen der Wut mit denen der Verzweiflung mischten. »Vor zwei Wochen bist du aus deinem kleinen Märchenland mit den Büchern und Freunden und Bier ausgezogen und hast dir zeigen lassen, wie herrlich die Welt doch außerhalb der heiligen Hallen der Ivy League sein kann. Du hast Menschen sterben sehen. Nun, jeden Tag bringen Leute sich gegenseitig um. Falls sie keinen guten Grund dafür finden, suchen sie sich einen, und wenn sie immer noch keinen erfinden können, dann benutzen sie ihre Kanonen trotzdem. Wir nähren uns vom Haß, nicht von der Liebe. Es gibt keine Liebe mehr, vorausgesetzt, es hat je welche gegeben. Jeden Tag sterben tausend Kinder durch Verhungern, Collegeboy. In Virginia haben wir bloß vierzig getötet. Ich habe jede Minute davon gehaßt, aber es war notwendig. Die Medien nannten es Blutigen Samstag. Well, wie wär's mit Blutiger Montag und Dienstag und Mittwoch? Die Welt ist ein Scheißhaufen. Sieh dieser Tatsache ins Gesicht.«
    Er blickte ihr direkt in die Augen. »Ich denke, das tue ich.«
    Sie stürzte sich auf ihn, drosch mit beiden Fäusten auf ihn ein. Die Schläge kamen ungezielt, schlecht plaziert, all ihr Training war vergessen. Sie schlug ihm ins Gesicht, auf die Arme und seine Brust, ehe sich seine Hände um ihre Gelenke schlossen und sie gegen die Wand drückten. Sie fauchte. Er schüttelte sie fest, zog sie von der Wand fort und schleuderte sie gegen die Mauer. Das tat gut. Vor ihm standen all der Horror und die Qual der letzten beiden Wochen. Sie mußten vernichtet werden.
    Wieder bröckelte der Putz ab. Gabrieles Augen wurden glasig. Dans Körper funktionierte völlig unabhängig von seinem Verstand. Ihm war sein Handeln nicht bewußt. Damit war es eigentlich kein Handeln. Zum vierten Mal prügelte er sie gegen die Wand. Blut quoll ihr aus der Nase. Dieser Anblick ließ ihn plötzlich innehalten und den Griff lockern. Gabriele glitt zu Boden, wobei ihr Kopf eine Blutspur hinterließ. Sie landete in einer halben Hocke, die Hände schlenkerten hilflos neben ihrer Jeans. Ihre Augen waren leer, fast so leer wie seine.
    »Was habe ich getan?« stammelte Dan abwesend. »Was habe ich getan?«
    »Mach schon, Collegeboy«, murmelte sie und zwang sich, zu ihm aufzublicken. »Gib mir den Rest.« Sie wollte sich an der Wand abstützen. »Kannst du nicht zu Ende bringen, was du angefangen hast? Bring mich um. Gib mir den Rest.«
    »Laß mich in Ruhe«, seufzte er. »Laß mich bloß in Ruhe.«
    Sie blickte ihn ausdruckslos an. »Das würde ich gerne, wirklich. Aber dafür ist es zu spät. Das Komische ist, daß ich mein eigenes Todesurteil unterschrieben habe, als ich dir heute abend das Leben rettete, verstehst du? Nicht, daß es was ausmacht, denn in Wirklichkeit bin ich vor vierzehn Jahren gestorben, aber ich wußte nicht recht, wie ich mich zur ewigen Ruhe

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