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Die Lucifer Direktive

Titel: Die Lucifer Direktive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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den Häusern zu bleiben wie möglich. Aber seine Taktik war überstürzt, verfehlt. Er mußte die Auswirkungen der plötzlichen Veränderungen berücksichtigen. Zweck und Anlaß dafür herausfinden, wo er im Augenblick überhaupt nichts erkennen konnte. Er mußte nachdenken.
    Dan verlangsamte seinen Schritt. Vor ihm fiel der Bürgersteig zu einer Reihe von Wohnhäusern ab, um den Zutritt zu den Souterrain-Wohnungen zu ermöglichen. Er nahm die erste Treppe nach unten, zwei Stufen auf einmal, wobei er seitwärts wie ein Krebs lief, um nach etwaigen Verfolgern Ausschau halten zu können. Etwas aus dem Gleichgewicht, erreichte er den unteren Absatz der finsteren Treppe.
    Und das war der Moment, in dem sich ihm eine kalte Hand auf die Schulter legte.

32
    Oberst Koralski richtete sich nur so lange auf, um Dan herunter in die Hocke zu ziehen. Lennagin spürte die Kälte seiner Hand selbst durch seine Jacke. Und als er den Russen sah, wußte er, warum.
    Koralski saß in einer sich ständig weiter ausbreitenden Lache seines eigenen Blutes. Mit einer Hand stützte er sich auf, mit der anderen hielt er sich den Bauch, als wollte er die Eingeweide nicht verlieren. Bathgate war in der gleichen Weise tödlich verwundet worden, aber der Russe war sogar noch übler dran. Seine rechte Gesichtshälfte war ein einziger blutiger Brei. Dan hätte nicht sagen können, ob das Auge geschlossen war oder fehlte. Koralskis rechte Schulter war auf eine verrückte Weise verdreht, der Arm hing nur noch an ein paar Muskeln und Sehnen. Die linke Seite seines starken Nackens hatte direkt unter den Jugularvenen einen riesigen Riß. Bei jedem seiner mühsamen Atemzüge sprudelte das Blut hervor. Die Kehle selbst sah seltsam eingefallen aus. Dan konnte nicht glauben, daß der Mann noch lebte.
    »Die Dinge liefen nicht so, wie ich geplant hatte, Lennagin«, flüsterte Koralski, denn anders ging es nicht mehr.
    »Ihr Team! Was ist mit Ihren Leuten passiert?«
    »Der Stahlmann hat sie alle umgebracht. Er packte mich von hinten, als es mir gerade bewußt geworden war, und ließ mich, im Glauben ich seit tot, liegen. Aber so schnell sterbe ich nicht. Ich setzte mich ab und schaffte es bis hierher.«
    Koralski hustete. Blut rann ihm aus den Mundwinkeln. »Er ist hinter Ihnen her.«
    »Versuchen Sie, nicht zu reden«, sagte Dan hilflos und schauderte bei der Vorstellung zusammen, dem schwarzen Riesen gegenüberzustehen, der gerade mühelos drei KGB-Agenten ermordet hatte.
    »Warum? Ich werde sowieso sterben, junger Freund, und es gibt Dinge …« Wieder hustete Koralski, diesmal tief aus der Brust, und noch mehr Blut rann ihm aus dem Mund. »… ich muß Ihnen sagen. Alles liegt jetzt bei Ihnen.«
    »Nein! Ich kann nicht! Ich … ich …«
    »Sie sind besser als Sie glauben, besser, als sie glauben. Sie und ich, wir sind beide dieselbe Treppe hinuntergeflüchtet. Zwei Profis.« Koralski hustete und spuckte wieder Blut, während er weiter in sich zusammensackte. Dan richtete ihn wieder etwas auf und stützte ihn gegen das Gemäuer. »Ich wußte, Sie würden kommen, young Lennagin. Ich weiß, wie Sie denken, denn ich weiß, wie ich denke. Sie müssen meine Arbeit beenden, die Nachricht weitergeben.«
    »Welche Nachricht?«
    Koralski wandte sich ab. Jetzt kam sein Blut auch aus der Nase. Sein Gesicht war kalkweiß, die Augen leblos. »Kehren Sie ins Hotel zurück«, krächzte er unter Schmerzen. »Schnappen Sie sich Ihr Mädchen. Sie ist gut in ihrem Metier. Sie wird Ihnen helfen. Wenn ihr sterbt, dann gemeinsam und nicht so einsam wie ein alter Russe.« Koralski begann zu lächeln. Das Lächeln verwandelte sich in ein Husten. Sein Atem ging jetzt ganz flach. »Sie müssen nach Amerika zurückkehren, junger Freund. Sparrow ist dort, und nur ihm können Sie trauen.«
    »Sparrow?«
    Der Name ließ ihn zusammenzucken. Das einzige Mal, daß er ihn gehört hatte, war von Bathgates sterbenden Lippen gewesen, und jetzt starb auch Koralski, und bald würde er wieder alleine sein.
    Koralski versuchte zu nicken, aber die schwache Geste war ihm versagt. »Sparrow einziger, dem Sie jetzt trauen …«, wiederholte er. »Erzählen Sie ihm … Geheimnis. Geheimnis von … Isosceles.«
    »Welches Geheimnis?«
    Koralski bekam keine Luft mehr, versuchte zu husten, schaffte es aber nicht. Seine Augen waren trüb, teilnahmslos. Sie flackerten nicht mal.
    Dan packte ihn bei den Schultern und zog ihn an sich. »Was ist das Geheimnis von Isosceles?«
    Mit letztem Atem

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