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Die Lucifer Direktive

Titel: Die Lucifer Direktive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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salutierend die Hand zu heben. Alte Gewohnheiten gibt man nicht so leicht auf. Zweiundzwanzig Jahre lang war er bei der Navy gewesen, genau bis zu dem strategischen Desaster, das die Historiker Koreakrieg nannten. Ridgestone, wenn er überhaupt davon sprach, nannte es eine Schlamperei. Während des Zweiten Weltkriegs hatte er sich in der Schlacht von Midway und einem Dutzend anderer ausgezeichnet. Große Dinge kündigten sich an. MacArthur machte ihn zum Architekten seiner Marinestrategie gegen Japan. Dann kam der Koreakonflikt, und noch größere Dinge kündigten sich an. Ehe seine Dienstzeit zu Ende ging, würde Ridgestone den Admiralsrang und eine Karriere erreicht haben, die sein Name prägte.
    Er bekam beides nicht.
    Als MacArthur unterging, ging Ridgestone mit ihm. Nicht aus Loyalität – der Admiral hielt das Verbleiben auf einem sinkenden Schiff nie für militärisch sinnvoll. Er war ganz einfach zu eng mit dem großen General verbunden, und als die Zeit kam, MacArthurs Haus in Ordnung zu bringen, fand er sich in der unteren Etage wieder. Sie begruben ihn in einem Büro und gaben ihm einen Bleistiftanspitzer statt der Admiralssterne.
    Nun, Ridgestone war es, der als letzter gelacht hatte. Er hatte den Dienst am Vaterland quittiert und sich selbständig gemacht. Er hatte genügend top secret Verteidigungspläne für die Zukunft gesehen, um zu wissen, daß mit Mikrocomputern ein Vermögen zu machen war. Ridgestone Industries war geboren. Als Privatmann, der er jetzt war, nahm er sich die Freiheit, sich selber zum Admiral zu befördern, und fast jeder nahm an, der Titel stehe ihm legal zu. Er spürte aber immer wieder, daß sein wichtigstes Kommando noch auf ihn wartete, und als es endlich soweit war, gab es niemanden, der ihn davon entbinden konnte. Seine Karriere war ihm nie vergönnt, aber sein Unternehmen machte das mehr als wett.
    Drei Jahre nach seinem siebzigsten Geburtstag sah der Admiral noch sehr rüstig aus. Er stolzierte mit geradem Rücken, aufgerichtet und würdevoll einher. Sein Haar hatte seit zwanzig Jahren denselben silbernen Schimmer, und in dieser Zeit hatte er nicht mehr als eine Handvoll Strähnen eingebüßt. Er besaß vierzehn maßgeschneiderte Admiralsuniformen, die er penibel wechselte, wobei der Kragen immer ordentlich gestärkt und die Krawatte eng gebunden war. Ein Dutzend Jahre vor Pearl Harbour hatte er sein linkes Auge in einem Trainings-Camp verloren und sich wegen ihrer Wirkung für die Augenklappe entschieden. Die Legende sagte, daß ein japanisches Bajonett der Übeltäter gewesen war, statt der geworfenen Gabel in einer Offiziersmesse von South Carolina.
    Admiral Ridgestone fuhr mit dem Lift in den obersten Stock und weidete sich an den gaffenden Blicken seiner Angestellten ringsum. Mit seinem gesunden Auge starrte er mürrisch vor sich hin. Sein linker Mundwinkel verzog sich Richtung Augenklappe. Erst als die Tür des Fahrstuhls im dreißigsten Stock aufglitt, erkannte Ridgestone, daß er während der letzten acht Etagen alleine gewesen war.
    »Guten Morgen, Admiral«, begrüßte ihn seine Sekretärin, und reichte ihm seine morgendliche Tasse reichlich gesüßten schwarzen Kaffee, als er aus der Kabine trat.
    »Irgendwelche Nachrichten?«
    »Ein Dutzend. Alle auf Ihrem Schreibtisch.«
    Ridgestone stolzierte, als wären hundert Augen auf ihn gerichtet, in sein Büro. Das erste, was ihm auffiel, als er die Tür schloß, war, daß sein Drehsessel zur Rückwand wies, was seltsam war, denn er ließ ihn nie in dieser Position zurück und der Reinigungstrupp kam immer mittwochs. Er verspürte eine eisige Kälte in seinen Eingeweiden, und sein nächster Schritt hätte logischerweise zurück ins Vorzimmer führen müssen, denn jetzt witterte er die Anwesenheit eines Eindringlings ganz deutlich. Statt dessen ließ er die Kaffeetasse auf den Teppich fallen und begann, den Raum zu durchqueren. Für einen Mann über siebzig war er recht schnell, und er hatte seine Waffe schon in der Hand, ehe der Mann den Sessel zu ihm herumkreiseln ließ.
    »Sie waren nie ein guter Schütze, Admiral.«
    Sparrow hielt Ridgestones Blick fest. Das Gesicht des Admirals war außergewöhnlich blaß. Unsicher hielt er die Pistole in der Hand.
    »Stecken Sie sie weg«, riet Sparrow. »Sie wären tot, ehe Sie zum zweitenmal feuern könnten.«
    »Wie sind Sie reingekommen?« fragte Ridgestone und bemühte sich, gelassen zu erscheinen.
    »Falsche Frage, Admiral. Sie sollten fragen, was ich hier tue. Mein

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