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Die Lucifer Direktive

Titel: Die Lucifer Direktive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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lehnte sich zurück und schloß schweigend die Augen, während er an das dachte, was sie in Hamburg antreffen mochten, und sich bemühte, wegen des herben Gestanks der Druckerschwärze nicht durch die Nase zu atmen.
    Jill Levine hielt die Augen geöffnet und studierte die kaum erkennbaren Umrisse der dösenden Gestalt neben sich, stellte sich seine herabfallenden Locken über ihr vor, als sie sich in der letzten Nacht geliebt hatten. Sie lächelte, aber das Lächeln endete in einem Seufzer.
    Gabriele Lafontaine hatte sich an das erinnert, was Jill Levine, die es nie gegeben hatte, vergessen wollte.
    Dan Lennagin mußte sterben.
    Sie mußte ihn töten. In Hamburg. Alles war arrangiert.
    Der Junge war unschuldig, ebenso wie ihre Eltern und die vielen anderen unschuldig waren. Warum hatten sie sterben müssen? Warum der Junge? Es gab keine Antworten, weil keine Fragen gestattet waren. Regel Nummer eins in dem Leben, das sie gewählt hatte. Sie war dazu verurteilt, es zu erledigen, und durch dieses Urteil verdammt.
    Gabriele Lafontaine tastete nach der Hand des Jungen und drückte sie.
    In der Lobby des Baur au Lac beobachtete ein hochgewachsener grauhaariger Mann mit schwarzem Schnäuzer, wie der Zeitungswagen sich vom Bürgersteig entfernte. Offensichtlich hatten die Dinge sich zum Besseren gewendet.
    Er lächelte innerlich und begab sich zur Rezeption, um einen Flug nach München zu arrangieren.

24
    Der Präsident kam zu spät zum frühmorgendlichen Meeting, gerade als seine Sekretärin den Kaffee für die wartenden Teilnehmer im Oval Office ausgeschenkt hatte.
    »Ich möchte mich für meine Abwesenheit gestern entschuldigen, aber es hätten zu viele Leute Verdacht geschöpft, wenn ich die Kabinettssitzung abgesagt hätte.« Er ging auf Sparrow zu, der sich erhob, um ihn zu begrüßen. »Man hat mich über das Wesentliche von Isosceles gebrieft, aber ich würde gerne von Ihnen mit Ihren eigenen Worten erfahren, um was es genau geht.«
    Sparrow nahm wieder Platz. »Ein Vergeltungsschlag, der im Falle eines größeren terroristischen Angriffs auf den Plan kommt. Jedenfalls haben wir es so vor über einem Jahrzehnt definiert.«
    »Und wie definierten Sie ›größer‹?«
    »Etwas, das den üblichen Ablauf der Dinge ernstlich unterbricht. Dabei kann es sich sowohl um einen Mord als auch um die Detonation einer Atombombe handeln, die von Terroristen ausgelöst wurde. Ich hatte den Eindruck, daß Lucifer ein Pendant benötigte, eine Antwort, um mit solchen Situationen fertig zu werden.« Sparrow nippte an seinem Kaffee. »Das Isosceles Project war, wie der Name schon sagt, ein Drei-Stufen-Angriffsplan, mit dem Lucifer einen Angriff gegen drei – die er damit auslöschen würde – Terroristenhochburgen irgendwo auf dem Erdball starten würde.«
    »Sie sagten auslöschen«, bemerkte MaCammon. »Das klingt für mich wie ein dreifacher Angriffsschlag der Luftwaffe.«
    »Wahrscheinlich würde er das einschließen«, bestätigte Sparrow. »Das weitläufige Beschaffungsnetz von Lucifer schließt den Zugriff zu einem begrenzten Bestand an abrufbereiten Jagdbombern und ausreichende Munition dafür ein.«
    »Aber Sie haben davon nie Gebrauch gemacht.«
    »Mein Plan sah das nicht vor. Isosceles sollte eher der Abschreckung dienen. Wir streuten an den geeigneten Stellen die Information aus, daß extreme Gewalt auf Seiten der Terroristen mit noch extremerer Gewalt beantwortet würde. Auf alle Fälle blieb Isosceles während meiner letzten zwei Jahre bei Lucifer nur ein reiner Entwurf. Aber die Führung bei Lucifer änderte sich allmählich, wurde radikaler. Die ihrer Ansicht nach brillante Logik von Isosceles faszinierte sie und förderte ihren Entschluß, Dinge geschehen zu lassen, statt darauf zu warten, daß etwas passierte. Sie suchten nach einer Rechtfertigung, Isosceles in Aktion treten zu lassen, als aber kein Grund zu finden war, erwogen sie, selbst einen zu schaffen.«
    »Zu welchem Zweck?« fragte der Präsident.
    »Den Terrorismus um jeden Preis mit der Wurzel auszurotten. Die Terroristen aus ihren Untergrundbasen aufzuscheuchen, damit sie Farbe bekennen und mit offenem Visier kämpfen müssen. Aber sie brauchten immer noch eine logische Erklärung.«
    »Ich ahne, jetzt kommt Amerika ins Spiel …«
    »Zwei Hauptgründe sprachen dafür. Zunächst mal, daß ihr Land bis dahin nicht von direkten Terroranschlägen betroffen war, nicht zuletzt dank Ihrer Grenzen. In die Vereinigten Staaten zu gelangen und sie heimlich zu

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