Die Lucifer Direktive
aus, wovon sie sich nie wieder ganz erholt haben. Dann haben sie einen neuen Markt entdeckt: Kinder. Sie haben ihre Auferstehung wortwörtlich mit Blutgeld finanziert. Du wärst überrascht, für wieviel Bucks ein kleiner Junge heutzutage weggeht. Baader-Meinhof sackt das Geld ein und investiert es in Ausrüstung und die Rekrutierung jedes westdeutschen Psychopathen in ihre Gefolgschaft. Zum Vergnügen arbeitet mit ihnen zusammen. Aber das wird mich nicht davon abhalten, mich dorthin zu begeben.«
»Warum?«
»Weil das kleine Fitzelchen Information, das Stettner dir gegeben hat, mir zwei Wochen Arbeit erspart hat, Lennagin. Solange hätte ich gebraucht, um eine von Renaldo Blacks Kontaktstellen ausfindig zu machen. Solche Geschenke darf man nicht vergeuden. Ich schätze, ich hätte wissen sollen, daß Baader-Meinhof und Zum Vergnügen die logische Verbindung waren, aber unter den gegebenen Umständen funktionierte mein Hirn nicht so reibungslos wie es hätte sein sollen.«
»Du scheinst eine ganze Menge über Terroristen zu wissen.«
»Und alles aus Erfahrung, Lennagin, nicht aus Büchern. In der Dritten Welt habe ich die Scheiße der letzten Million Jahre oder so ausbaden müssen. Terror gehört zum Leben. Die meisten Leute, die ebensoviel wie ich über die Interna wußten, sind schon längst in irgendeinem Fluß ersoffen. Schätze, ich hatte einigermaßen Glück und war einigermaßen gut. Wie auch immer, Lennagin, du hast mir einen Anlaß gegeben, noch ein bißchen länger auf mein Glück und meinen Verstand zu bauen.« Sie schwieg einen Moment. »Zum Vergnügen wird mich zu Black führen.«
»Wirst du ihn dann töten?«
»So wie ich Stettner getötet habe.«
»Black ist keine fette Büchse Schweineschmalz mit einem Kretin als Leibwächter.«
»Vor meinen Schießeisen sind alle Menschen gleich.«
»Du wirst es alleine nicht schaffen.«
Mit funkelnden Augen kam sie auf ihn zu. »Für jemanden, der beinahe sein Hirn in einem Lagerhaus gelassen hätte, bist du ganz schön keß, Collegeboy.«
»Du und ich, wir sind hinter der gleichen Sache her, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Du hast mir das Leben gerettet, und ich habe dir zwei Wochen erspart. Damit wären wir fast quitt – Grund genug, jetzt eine Art kollegiale Beziehung aufzunehmen.«
»Ich arbeite alleine, Lennagin.«
»Das habe ich auch getan, bis vor drei Stunden. Erstaunlich, wie ein Revolverlauf am Schädel die Perspektive verändern kann. Du fährst nach Hamburg, und ich auch. Es wäre vernünftig, wenn wir gemeinsam reisten.«
»Nein, für mich nicht.«
»Wieso?«
»Weil du ein Amateur bist.«
»Nicht mehr als du. Du hast deine Familie verloren. Ich meinen Vater und meinen besten Freund. Wir haben beide eine Rechnung zu begleichen und dieselben Rechte dazu. Wir werden beide von Zorn und Schmerz getrieben und von ein bißchen Furcht vor Übermut bewahrt.«
»Nur daß ich Black will, weil ich meine Rache will. Du suchst ihn für …« Sie suchte nach dem Wort, »… als Beweis.«
»Wer ist also der Amateur?«
Jill wandte ihm fragend ihr Gesicht zu. Als sie sprach, klang ihre Stimme dunkler, einlenkend. »Ich nehme an, du hast auch einen Plan, wie wir Bauer im Zum Vergnügen erwischen können.«
»Ich würde jedenfalls nicht mit rauchenden Colts hereinspaziert kommen.« Dan überlegte kurz. »Immerhin bin ich bis zu Stettner vorgedrungen, oder?«
»Du hast es doch selber vorhin gesagt: Lutz Stettner war was anderes. Ein kleiner Fisch im Vergleich zu dem, was uns in Hamburg bevorsteht.«
»Nur daß Bauer ebenso Geschäftsmann wie Terrorist sein muß. Wie du schon sagtest, hat er die neue Baader-Meinhof finanziert, indem er kleine Jungs auf der Reeperbahn verscherbelt.«
»Also?«
»Also ist das meine Eintrittskarte. Ich werde ein undurchsichtiger Amerikaner sein, der wegen gewisser Produkte nach Hamburg gekommen ist, die dort vertrieben werden. Wenn ich ihm lange genug mit den guten alten Dollars vor der Nase herumwedle, wird ihn das vielleicht so lange ablenken, bis wir haben, worauf wir eigentlich scharf sind.«
Jill lächelte ihm zu und nickte. Ihre perfekt geformten Brüste schwangen sanft hin und her, als sie sich vorbeugte. »Mir gefällt die Art, wie du redest, Lennagin. Vielleicht sind wir letzten Endes doch gar kein so übles Team.«
»Dann fahren wir also morgen nach Hamburg …«
»Nicht so schnell«, wandte sie ein. »Ich habe mich bereits damit abgefunden, daß man mich umbringt, aber bei dir ist das was
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