Die Lucifer Direktive
an. »Und vielleicht gibt es auch etwas, das ich für Sie tun kann.«
»Was zum Beispiel?« fragte der Manager mißtrauisch. Er war ein untersetzter Mann mit einem schlecht sitzenden Toupet, das im schummrigen Licht unecht glänzte.
»Ich mache Filme«, erklärte Dan ihm.
»Sollte mich das interessieren?«
»Ich suche Wolfgang Bauer. Ich habe gehört, daß er die Art Schauspieler vertritt, die ich suche.«
»Ich kenne keinen Mann dieses Namens.«
Dan beugte sich näher zu dem Mann mit Toupet hinüber und dämpfte die Stimme. »Lassen Sie mich erklären. Die Art Filme, die ich mache, sieht man nicht im Kino. Sie werden unter der Hand für viel Geld an Leute verkauft, deren cineastische Interessen sonst schwer zu befriedigen sind. Selten drehen die Akteure Fortsetzungen. Nur One-option-deals, deshalb ist die Summe, die ihr Agent für die Vermittlung erhält, besonders hoch. Die eine Hälfte für ihre Haut und die andere, damit er den Mund hält. Habe ich mich deutlich ausgedrückt?«
»Das kommt drauf an.«
»Worauf?«
»Darauf, wer aus der Branche Ihnen den Namen dieses Wolfgang Bauer gegeben hat.«
»Lutz Stettner.« Dan bemerkte, wie Jill bei dem Namen des Toten zusammenzuckte.
Der Manager zog die Augenbrauen hoch. Sein Toupet saß wie eine Kappe auf seinem Kopf. »Tote Kontakte sind natürlich schwer zu überprüfen.«
»Ich fürchtete, Wolfgang Bauer könnte ein ähnliches Schicksal ereilen, ehe wir eine Chance hätten, ins Geschäft zu kommen. Deshalb bin ich jetzt gekommen.«
Der Geschäftsführer überlegte ein Weile. »Ich kenne keinen Mann namens Bauer, aber es gibt da jemand anderen, der vielleicht mit Ihnen ins Geschäft kommen möchte. Der ist aber sehr teuer.«
»Das ist alles abzugsfähig.«
Der Manager starrte ihn seltsam an. »Vielleicht empfängt er Sie.«
»Wovon hängt das ab?«
»Ein gutes Wort von mir führt ziemlich weit.«
»Was ist der übliche Tarif für Ihr Wort?«
»Fünfhundert Mark.«
Dan langte in die Tasche und zog die Geldscheine hervor. Die Miene des Managers spiegelte seine Überraschung wider.
»Sie haben erwartet, daß ich mich drücken würde, nicht?« fragte Dan ihn. »Warum sollte ich mich deswegen aufregen? Geld ist nicht das Problem. Meine Kunden zahlen sehr gut für die Filme, die ich ihnen biete. Sie und ich, wir sind nur Mittelsmänner. Mittelsmänner sollten sich gegenseitig helfen.«
Der Manager lächelte und schob die Fünfhundert in seine Brusttasche. »Ich sehe, was sich machen läßt.«
Er verließ den Tisch und begab sich zu der geheimen Nische, grüßte den Wachhund automatisch und verschwand die Treppe hinauf.
»Nicht übel, ha?«
»Glaubst du, du hast sie eingeseift, Collegeboy?« fragte Gabriele.
»Warum denn nicht? Irgendwelche Gründe?«
»Bestimmt tausend, und der unwichtigste ist nicht, daß sie dich umgekehrt reinlegen könnten, denn davon leben sie.«
»Wie kann ich das wissen?«
»Du weißt es nicht. Baader-Meinhof ist für eine Kugel in den Hinterkopf berühmt.«
Dan lehnte sich unbehaglich zurück. »Vielleicht sollte ich deine Waffe mitnehmen.«
»Schon mal geschossen?«
»Mein Bruder ist drüben, bei uns zu Hause, Polizist. Ich bin ein paarmal mit ihm auf dem Schießstand gewesen.«
»Menschen sind ein bißchen was anderes als Pappfiguren. Außerdem werden sie dich durchsuchen, ehe sie dich zu Bauer vorlassen. Eine Kanone könnte sie nervös machen.«
»Ich habe verstanden.«
»Dann paß auf, Collegeboy. Falls ich das Gefühl habe, irgend was ist faul, komme ich rauf. Solange sie nicht mehr sind als sechs von diesen Gorillas, sind wir okay. Ich schwärme nicht gerade für die Vorstellung, nachladen zu müssen.«
Der Manager mit dem Toupet kehrte an ihren Tisch zurück. Ein größerer Mann mit einem schmalen Schädel und dicken Koteletten stand neben ihm.
»Das ist Hoffer. Er wird Sie nach oben begleiten. Ich werde Ihrer Freundin Gesellschaft leisten, während Sie mit meinem Arbeitgeber sprechen.«
Der Manager lächelte. Seine Drohung war deutlich. Jill war eine Geisel. Wenn oben irgend etwas schieflief, würde sie sterben. Dan erhob sich ohne Zögern, keineswegs beunruhigt. Sie konnte gut auf sich selber aufpassen, wußte er. In dem gleichen Moment fragte Gabriele, ob sich dasselbe von ihm sagen ließ.
Der große Kerl geleitete Dan die Treppe hinauf. Der Umstand, daß er hinter dem Größeren gehen durfte, ließ Dan leichter atmen. Mit dem Rücken zu einem kann ein Mann einem recht wenig antun. Von hinten gibt es
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