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Die Lucifer Direktive

Titel: Die Lucifer Direktive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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ähnliche Tonfolge abgab. Sein Anruf würde jetzt in Amerika von einem nicht aufspürbaren Apparat weitergegeben. Der Mann, mit dem er telefoniert hatte, würde keine Ahnung haben, daß er in Wirklichkeit in Spanien war.
    »Ja«, antwortete der Mann aus Houston.
    »Hier spricht Black.«
    »Wie lautet Ihr Bericht?«
    »Lennagin hat dem FBI nichts weitererzählt, was uns schaden könnte. Der Auslöser ist nicht bekannt.«
    »Dann gilt Code Oscar also definitiv.«
    »Die Amerikaner tappen seinetwegen immer noch im Dunkeln. Der Sprengstoff ist in Los Angeles und wird wie geplant an Ort und Stelle gebracht werden.«
    »Sehr gut.«
    »Ich werde jetzt eine Überprüfung aller Startbasen der F-16er vornehmen, um höchste Einsatzbereitschaft zu gewährleisten. Bislang keine Probleme.«
    »Rufen Sie mich an, wenn Sie fertig sind.«
    »Mit Vergnügen«, sagte Black.
    »Bitte nehmen Sie Platz«, sagte der Präsident.
    Sparrow setzte sich und sah ihn an.
    »Ich habe Sie nicht wegen eines Plauderstündchens hergebeten.«
    »Ich weiß.«
    Der Präsident zögerte. »Ich habe Sie beschatten lassen, nachdem wir heute nachmittag unsere Konferenz abgebrochen haben. Das heißt, ich weiß, wohin Sie gegangen sind … und warum Sie tatsächlich hier sind.«
    »Ich will Black.«
    Der Präsident sagte nichts.
    »Und wenn diese Angelegenheit erledigt ist, erwarte ich von Ihnen, daß Sie ihn mir auf jeden Fall überlassen.«
    »Das kann ich nicht versprechen.«
    »Ich würde vorschlagen, daß Sie's tun. Sie brauchen mich, und ich will Black. Ein fairer Handel, meinen Sie nicht?«
    »Nur, daß Sie sonst von Ihrer Seite aus nichts anzubieten haben.«
    Sparrow wartete mit seinen nächsten Worten einen kurzen Moment, um die Wirkung zu erhöhen. »Außer dem Kopf von Lucifer. Ich habe die ganze Zeit über gewußt, wer es ist.«
    »Immer noch der Löwe der Nacht, was?«
    Sparrows Blick wirkte abwesend. »Aber die Nacht ist dunkler geworden.«

26
    Der Wind pfiff kalte und feuchte Meeresluft über die Reeperbahn von St. Pauli in Hamburg, dem Rotlichtbezirk der Stadt. Die Nacht war kühl und frisch, und die beiden Gestalten, die sich vorne an der schmalen Gasse herumdrückten, bliesen sich in die Hände, um die Blutzirkulation in Gang zu halten, da sie keine Handschuhe trugen. Rings umher lärmte das Sündenbabel mit seinen verbotenen Freuden. Sie standen an der Ecke der Herbertstraße, einer Fußgängerzone, in der Prostituierte ihre Ware in durchsichtigen oder hautengen Kleidern anpriesen, die nichts verbargen. Männer oder Frauen, Jungen und Mädchen, alles war für seinen Preis zu haben, der übrigens nicht mal so ungeheuer hoch war. Ein Überangebot an menschlichem Fleisch hielt die Preise unten. Nachschub war leicht zu bekommen, wenn eine Frau, ein Mädchen oder ein Junge nach einer Abtreibung verschwanden und nie wieder gesehen wurden, bis man ihre Leiche eines Tages aus der Elbe zog. Das änderte kaum etwas. Das Überangebot blieb.
    Die mit grellbunten Leuchtreklamen werbenden Bars und Clubs befanden sich im Hauptabschnitt der Reeperbahn unmittelbar vor den beiden Gestalten im Eingang der Herbertstraße. Eine davon – genauer gesagt, die größte – zog ihr Interesse auf sich. Zum Vergnügen, lockte der Name in riesigen blutroten Lettern.
    Paßt direkt, dachte Dan Lennagin.
    Gabriele dachte nicht im geringsten an die Buchstaben oder daran, daß dies im Englischen ›for pleasure‹ hieß. Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr: zwanzig Uhr fünfundfünfzig. In fünf Minuten würde direkt in ihrem Blickwinkel eine schwarze Limousine am Anfang der Straße auftauchen. Sie würde die Lichthupe betätigen. Sie würde Lennagin aus ihrer Deckung locken und ihn ungeschützt stehen lassen, während der Wagen sich näherte. Die Scheiben würden heruntergleiten und schwarze Läufe aus den Schatten des Innern auftauchen, die niemand bemerken würde, der nicht darauf achtete. Der Junge würde nicht darauf achten.
    Zwanzig Uhr sechsundfünfzig …
    »Wann gehen wir rein?« fragte er sie.
    »Gleich. Wenn es ein bißchen voller geworden ist. Geduld, Collegeboy.« Ihre Maske der Jill Levine bröckelte. Sie hoffte, er würde es nicht merken. Sie haßte Jill Levine fast ebenso wie sich selbst.
    Zwanzig Uhr siebenundfünfzig …
    In den letzten paar Tagen hatte der Junge sie so oft in ihr Inneres blicken lassen. Ihn aus der Entfernung zu töten war leicht, sowohl physisch wie psychisch. So aus der Nähe war es viel schwerer. Sie wußte, sie liebte Dan

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