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Die Lucifer Direktive

Titel: Die Lucifer Direktive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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Lennagin nicht, denn zur Liebe war sie nicht mehr fähig. Diese Fähigkeit war vor langer Zeit aus ihr herausgebrannt worden, als all jene, die sie geliebt hatte, ermordet worden waren und sie ihren jetzigen Weg eingeschlagen hatte.
    Zwanzig Uhr achtundfünfzig …
    Aber Dan Lennagin war kein Politiker oder Kapitalist oder ein Symbol der Tyrannei über die Unterdrückten. Er war einfach ein Mensch, den man in eine Arena geworfen hatte, deren Wände des Todes sich um ihn schlossen. Er kannte die Mächte nicht, gegen die er kämpfte, oder jene, für die er indirekt arbeitete. Einfach ein Mensch … Sein Tod war sinnlos. Zumindest hatten die anderen Morde, an denen sie im Laufe der Jahre beteiligt gewesen war, einen Sinn gehabt, einen Zweck. Oder zumindest hatte man sich das damals leichter einreden können. Symbole konnte man leicht abschlachten. Sie bluteten, wenn man sie erschoß oder erstach, aber ihr Blut war bereits kalt und leblos, ehe es sprudelte. Menschen waren etwas anderes.
    Zwanzig Uhr neunundfünfzig …
    Auf einmal war alles so kompliziert in ihrem Leben. Wo einst Befehle ausgeführt wurden, gewann heute das Chaos immer mehr die Überhand. Und alles wegen dieses Jungen, den sie töten mußte. Ihr blieb keine Wahl, wie sie nie eine gehabt hatte. Sie war verdammt.
    Einund …
    Zu ihrer Rechten schaltete die Ampel auf Rot. Ein schwarzer Wagen, der die wartende Schlange der Autos an der Kreuzung anführte, ließ die Lichthupe aufblinken. Die Ampel schaltete auf Grün. Der schwarze Wagen kam langsam näher, bremste, um einen anderen überholen zu lassen, fuhr dann weiter. Siebzig Meter noch. Die Fenster waren geschlossen.
    »Wir sollten uns jetzt auf den Weg machen«, sagte sie zu Dan.
    »Vor drei Minuten war es noch zu früh.«
    »Ich werde auch ungeduldig, Collegeboy. Es sind reichlich genug Leute drin, um uns Deckung zu bieten.« Sie biß sich auf die Lippe, unterdrückte das Gefühl der Leere, das sich in ihr ausbreiten wollte.
    Der schwarze Wagen rollte weiter. Er war keine fünfzig Meter mehr entfernt, die Scheiben waren heruntergelassen.
    Zwei Gestalten traten aus der engen Gasse, Gabriele starrte auf den Wagen, dann wieder zurück zu Dan. Seine Augen waren wie gebannt auf Zum Vergnügen gerichtet. Der Mord würde kurz und schmerzlos sein. Black wäre erfreut.
    Das Gefühl der Leere erreichte ihren Magen, hielt ihn im eisernen Griff, erinnerte an das Elend, das hinter ihr und vor ihr lag.
    Der schwarze Wagen war jetzt fünfundzwanzig Meter entfernt, Fenster geöffnet. Die Waffenläufe auf den Einfassungen, schemenhafte Gestalten dahinter.
    Dan Lennagin überquerte die Straße, lief ihnen direkt über den Weg. Gabriele machte einen großen Schritt ihm nach, dann einen zweiten. Die Kugeln stammten nicht von ihr. Ein kurzes Zu-Boden-Ducken, ein Feuerstoß, der Wagen würde sie aufnehmen, und alles wäre vorbei. So einfach. So simpel und unkompliziert. Halte dich einfach raus und laß es geschehen.
    Der Wagen war so dicht, daß sie hätte drauf spucken können, als sie sprang. Das Timing dieser Bewegung war so perfekt, wie es nur hatte sein können. Aber sie prallte auf Fleisch, statt auf Asphalt, was sie ebenso überraschte wie die Männer in der Limousine. Sie feuerten, aber eine abtauchende Gestalt von einem fahrenden Wagen zu treffen ist selbst für den besten Schützen so gut wie aussichtslos.
    Dan Lennagin spürte, wie sie hart gegen ihn prallte und ihn mit sich zu Boden riß. Eine Reihe leiser Plops folgte, und ein Bröckchen herausgerissener Asphalt spritzte ihm ins Gesicht. Er war völlig überrumpelt, zerkratzt. Aber immerhin hatte ihn keine Kugel getroffen.
    Der schwarze Wagen brauste davon.
    Gabriele Lafontaine half ihm auf. »Begrüßungskomitee«, sagte sie, denn so hätte Jill Levine geflachst.
    »Das kann man wohl sagen«, murmelte er erschüttert neben ihr.
    Aber es war nicht Jill Levine gewesen, die dem Jungen das Leben gerettet hatte. Es war Gabriele Lafontaine, deren Handlung unbewußt und unbeirrbar war. Sie hatte ein Leben gerettet, das aus keinem einsichtigen Grund genommen werden sollte.
    Die Männer im Wagen jedoch würden es nicht so sehen. Sie würden detailliert Bericht erstatten. Großes Geschrei würde folgen, aber nicht lange anhalten. Gabrieles Handeln diktierte das ihre. Ihnen blieb keine Wahl, so wie ihr keine blieb. Ein Zufallssprung, der sich in einem Sekundenbruchteil abgespielt hatte, änderte ihr ganzes Leben. Sie hatte gegen eine Verpflichtung verstoßen und war

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