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Die Lucifer Direktive

Titel: Die Lucifer Direktive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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dabei eine andere, weitaus gefährlichere eingegangen. Der Roboter in ihr schaltete sich ab. Sie hatte sich unabhängig von ihren Erwartungen verhalten. Das gab ihr ein gutes Gefühl, irgendwie belebend, obwohl sie nicht damit rechnete, daß dieser Zustand lange anhalten würde.
    Dan spürte die Veränderung in ihr, konnte sie sich aber nicht erklären. Er faßte sich wieder, und sie lächelte ihn an. Ihre Augen widersprachen dem. Zwar zum erstenmal warm blickend, waren sie irgendwie traurig.
    »Sie wissen, daß wir hier sind«, sagte er ausdruckslos.
    »Wir gehen besser rein.«
    Und gemeinsam gingen sie über die Straße ins Zum Vergnügen.
    Als sie drin waren, hieß es als nächster Punkt der Tagesordnung, nach oben zu gelangen.
    Sie standen im Vorraum und warteten auf jemanden, der ihnen einen Tisch in der rauchgeschwängerten Bar zuwies. Sie war etwa halb voll. Bei den meisten handelte es sich um Pärchen, die sich erst hier gefunden hatten. Die Musik war leise, und von ihrem Standort aus kaum hörbar. Das Foyer wirkte entschieden kleiner als von außen, geradezu eine Illusion, denn dieses Geschoß war in mehrere Räume unterteilt, die jeweils eine Stufe höher lagen als der andere. In gewisser Hinsicht mußte man sich hinaufarbeiten.
    Weiter hinten links vom Hauptraum befand sich eine in demselben Blutrot wie die Leuchtreklame gestrichene Tür, von der in schwarzen Buchstaben das Wort ›Lounge‹ prangte und den Eingang zur unteren Etage signalisierte, dem Terrain für jedermann.
    Nachdem sie ein paar Minuten herumgestanden hatten, begriffen sie, daß niemand kommen und ihnen einen Platz zuweisen würde, und suchten sich selber einen aus. Wie Flittchen gekleidete Kellnerinnen glitten mit Tabletts durch den Raum, auf denen sie Getränke balancierten. Keine blieb an dem Tisch stehen, wo die ungewohnt gekleideten jungen Leute Platz genommen hatten.
    Dan sah sich um. »Die Geschäftsräume müssen sich oben befinden.«
    Sein Blick war auf eine mit Teppich ausgelegte Treppe gerichtet, die sich am äußeren Ende des Raums hinter einem Mauervorsprung verborgen befand. Ein Mann stand dienstfertig am unteren Absatz, die Arme verschränkt. »Dort muß ich hin.«
    »Und wie willst du an dem Kerl mit dem Bulldoggengesicht vorbeikommen?« fragte sie herausfordernd.
    »Ich habe vor, mich vom Geschäftsführer hinaufbegleiten zu lassen. Ich bin hier, um was zu kaufen, erinnerst du dich?«
    »Das muß mir entfallen sein. Wie auch immer, ich dachte, wir würden dies zusammen durchziehen. Jetzt triffst du auf einmal die Entscheidungen.«
    »Und auf einmal bist du die Stimme der Diplomatie.« Er sah sie ruhig an. »Ich kann auf mich selbst achten.«
    »Das erzählst du mir schon die ganze Zeit.«
    »Hast du einen besseren Vorschlag?«
    »Ja. Falls wir das Glück haben, den Manager an unseren Tisch zu bekommen, dann überlaß mir das Reden.«
    Dan schüttelte den Kopf. »Das wird nicht funktionieren.«
    »Klär mich auf, Collegeboy.«
    »Sieh dich um, Jill. Die Frauen in diesem Raum haben ihren Grips nur unterhalb der Halskrause. Das sind Huren, und das ist vielleicht noch geschmeichelt. Sie lächeln, tanzen und bumsen, muß nicht unbedingt in dieser Reihenfolge sein. Der Manager wird sich von einer Frau nichts sagen lassen, geschweige denn, Geschäfte mit ihr machen.«
    »Also hab' ich nur hier zu sitzen und zu lächeln.«
    »Tanzen und Bumsen hieße die Sache dann doch zu übertreiben.« Seine Augen sahen sich forschend um. »Es sei denn, du willst die anderen Zimmer kennenlernen.«
    »Nein, danke. Ich seh lieber zu, wie du versuchst, dir den Weg nach oben zu erschwindeln. Was die Unterhaltung betrifft, soll's da ja besser sein.«
    »Es wäre eine Möglichkeit.«
    »Natürlich.«
    Als die Kellnerin endlich kam, schob Dan ihr einen Zwanzigmarkschein in die Hand und bat sie, den Geschäftsführer zu holen. Gabriele beobachtete seine Bewegungen mit geschärftem Interesse. Sie waren sicher, bestimmend. Der Junge lernte schnell, was sie seinetwegen traurig stimmte. Es gab einige Lektionen, die man nie mehr vergaß. Sie hatte alle gelernt, und er mußte so viele einstecken. Sie blickte über den Tisch und suchte seine Augen. Sie waren kalt und hart, erinnerten sie an die Augen, die sie jedesmal sah, wenn sie in einen Spiegel blickte.
    Der Geschäftsführer erschien am Tisch. »Kann ich etwas für Sie tun?« fragte er in mangelhaftem Englisch mit stark deutschem Akzent.
    »Vielleicht«, sagte Dan, zog einen Stuhl heran und bot ihn ihm

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