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Die Ludwig-Verschwörung

Die Ludwig-Verschwörung

Titel: Die Ludwig-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
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Praktikantin, hä? Das hättest du wohl gern.«
    »Auf die Schnelle hatte ich nichts anderes parat«, erwiderte Steven achselzuckend. »Außerdem hat sie’s ja geschluckt, und eine Möglichkeit, ins leere Schloss zu kommen, haben wir jetzt auch noch. Also mecker nicht.«
    »Ich soll nicht meckern?«, brauste Sara auf. »Die alte Ziege ist scharf auf dich, und du spielst bei dem Spielchen auch noch mit!«
    »Aber doch nur, weil wir so ins Schloss kommen, verdammt!«
    »Wäre einer von Ihnen so freundlich, mich aufzuklären«, knurrte Zöller dazwischen. »Warum heiße ich plötzlich Adolf und bin Fotograf?«
    Steven wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Das ist eine längere Geschichte«, seufzte er. »Am besten, ich erzähle sie Ihnen, während Sara an der Touristeninformation ein Hotel für uns bucht. So, wie es aussieht, werden wir hier nämlich mindestens bis morgen bleiben.«

    Nach einigem Suchen fanden sie eine überteuerte, altertümliche Absteige im Ortskern von Schwangau, nicht weit von Neuschwanstein entfernt. Als Steven seinen Blick über die zerschlissenen Hotelmöbel aus den sechziger Jahren unten in der Lobby schweifen ließ, musste er unwillkürlich daran denken, was Luise Manstein gerade gesagt hatte. Dieser Ort war wirklich im letzten Jahrhundert stehen geblieben. Sollten ihn Terroristen irgendwann einmal als Anschlagsort auswählen, wäre außer den beiden Schlössern nicht viel verloren.
    Diesmal hatten sie ein Doppelzimmer und ein Einzelzimmer ergattert, so dass Sara und Steven in den nächsten Stunden noch ein wenig Zeit für sich hatten. Doch das freundschaftliche Gespräch verebbte bald, sie lagen schweigend auf dem Bett und starrten an die holzvertäfelte Decke.
    »So oder so ist es nun bald zu Ende«, sagte Steven monoton.
    Sara drehte sich zu ihm herum. »Wie meinst du das?«
    »Nun, entweder wir knacken heute Nacht das dritte Rätselwort und finden heraus, was uns Theodor Marot sagen wollte, oder …«
    »Oder?«
    Steven seufzte. »Oder ich gehe mit diesem verfluchten Tagebuch zur Polizei. Mittlerweile ist es mir egal, ob die mich als Doppel- oder Dreifachmörder suchen. Ich will einfach nur, dass es zu Ende geht.«
    Sara fuhr im Bett hoch. »Das kannst du nicht!«, zischte sie. »Nicht so kurz vor dem Ziel! Soll denn alles umsonst gewesen sein? Und außerdem …« Sie nahm Marots Tagebuch vom Nachtkästchen und hielt es Steven dicht unter die Nase. »Hast du nicht selbst gesagt, dass dieses Buch dich magisch anzieht? Dass es irgendwas enthält, was mit deiner Vergangenheit zu tun hat? Wenn du jetzt aufgibst, Steven Lukas, wirst du nie die ganze Wahrheit über dich erfahren!«
    »Will ich das?«, murmelte Steven. »Die ganze Wahrheit? Bis jetzt bin ich ganz gut ohne sie ausgekommen.« Er sah Sara nachdenklich an. »Davon mal abgesehen, sollte man im Glashaus nicht mit Steinen werfen. Wer bist du, Sara Lengfeld? Ich weiß von dir so wenig, dass es auf eine Postkarte passen würde. Also sprich du mir nicht von Geheimnissen.«
    Sara schien einen Moment lang etwas sagen zu wollen, dann drückte sie ihm einen Kuss auf die Stirn und stand vom Bett auf. »Alles zu seiner Zeit. Erst einmal muss ich aufpassen, dass mir diese alte Schabracke von Konzernchefin nicht meinen Parcival entführt. Die ist ja ganz versessen auf dich.« Sie zwinkerte ihm zu. »Und jetzt lass uns erst mal eine Kleinigkeit essen gehen. Ich habe das Gefühl, dass wir beide ziemlich am Ende unserer Kräfte sind.«
    Auf der Terrasse des Hotels trafen sie sich mit Onkel Lu. Die Wiener Schnitzel waren so zäh, dass man sie kaum kauen konnte, und das Bier schmeckte nach Spülwasser. Danach mussten sie irgendwie die Zeit bis zu dem nächtlichen Termin totschlagen.
    Als hätten sie es vereinbart, sprachen weder Sara noch Steven noch einmal über das Tagebuch. Eine gespannte Erwartung lag in der Luft. Während die Kunstdetektivin in der Hotellobby im Internet surfte und Onkel Lu in seiner Kiste nach brauchbaren Büchern über Neuschwanstein und die mittelalterliche Sagenwelt stöberte, ging Steven wieder nach oben auf sein Zimmer. Er nahm die Notizen Theodor Marots zur Hand und machte es sich auf dem quietschenden Hotelbett einigermaßen bequem. Nur noch wenige Kapitel waren zu lesen. Steven spürte, dass er schon bald die wahren Hintergründe des Todes von Ludwig II. erfahren würde.
    Und vielleicht auch die Wahrheit über sich selbst.

28
JTI, JG
    D ie Zeit im Schloss verrann so unerbittlich langsam wie Sand in einem

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