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Die Ludwig-Verschwörung

Die Ludwig-Verschwörung

Titel: Die Ludwig-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
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und blieb mitten auf der Straße stehen. Steven kam es so vor, als würde er sie eine Ewigkeit mustern, bevor er schließlich zügig auf sie zuging.
    »Verfluchter Mist!«, ächzte er. »Der hat uns erkannt! Schnell weg!«
    »Das wäre jetzt wirklich das Blödeste, was wir machen könnten«, meldete sich Albert Zöller von der Rückbank. »Jetzt heißt es Ruhe bewahren. Blicken Sie einfach gelangweilt zur Seite. Und Sie, Frau Lengfeld, starten ganz langsam den Motor.«
    Sara drehte den Zündschlüssel, während Steven krampfhaft versuchte, wie ein x-beliebiger amerikanischer Tourist dreinzuschauen. Gemächlich rollten sie an dem dicken Polizisten vorbei, der weiterhin geradeaus marschierte. Im Rückspiegel konnte Steven gerade noch erkennen, wie der Beamte seine Serviette in einen Papierkorb warf und seinem Kollegen im Auto irgendetwas zurief. Kurze Zeit später war Saras Mini in einen benachbarten Großparkplatz eingebogen, die Polizisten tauchten nicht mehr auf.
    »Ein Hoch auf die deutschen Beamten und ihre heilige Mittagspause!«, rief Sara erleichtert aus. »Eine halbe Stunde später, und der Dicke hätte uns mit tödlicher Sicherheit kontrolliert. Jetzt lasst uns schnell untertauchen.« Sie grinste. »Wenigstens das sollte uns hier nicht allzu schwer fallen.«
    Steven zwängte sich aus dem Mini und blickte auf das Gewimmel von Schulklassen, Touristen und plärrenden Kindern an den Händen sichtlich genervter Eltern, das an ihnen vorüberzog. Immer wieder klapperten bis zum letzten Platz besetzte Kutschen über den Asphalt, weiter hinten versuchte ein vollbesetzter Bus von einem Hotel bis zum Schloss hinaufzufahren.
    »Wie wir in diesem Getümmel ein Rätselwort finden sollen, ist mir schleierhaft«, sagte Sara ein paar Minuten später, während sie gemeinsam mit Albert Zöller ihre Eintrittskarten unten an der Kasse kaufte. »Kennen Sie hier nicht auch irgendeinen Nachtwächter, der uns abends ins leere Schloss lässt?«
    Der Alte schüttelte betrübt den Kopf. »Leider nein. Den Sicherheitsservice auf Neuschwanstein hat erst vor kurzem eine neue Firma übernommen. Und selbst wenn, glaub ich nicht, dass uns nach dem Vorfall auf Herrenchiemsee noch irgendeiner meiner Leute reinlassen würde.«
    »Dann muss es eben so gehen.« Steven hatte sich mittlerweile an einem der Souvenirshops nebenan einen krummen Wanderstock, ein T-Shirt mit aufgedrucktem Schlossmotiv und einen billigen Trachtenhut gekauft. Wortlos nahm er seine Eintrittskarte entgegen und schritt in seiner neuen Verkleidung voraus.
    »Ich verbitte mir jeglichen Kommentar«, erklärte er trocken, als er Zöller grinsen sah. »Der Blick dieses dicken Polizisten von vorhin hat mir gereicht. Wenigstens wird mich in dieser lächerlichen Aufmachung keiner mehr so leicht erkennen. Bus, Kutsche oder zu Fuß? Irgendwelche Vorlieben?«
    Gerade wollte der Antiquar die Straßenseite wechseln, als ein weißer Maserati so knapp an ihm vorbeibrauste, dass er überstürzt zur Seite sprang.
    »Verfluchter Dreckskerl!«, schrie er dem Fahrer hinterher. »Das hier ist Neuschwanstein und nicht der Nürburgring!«
    Plötzlich hielt der Wagen an und fuhr einige Meter rückwärts.
    Perfekt!, dachte Steven. Nicht nur, dass du wegen Mordes gesucht wirst und ein Wahnsinniger dich erschießen will. Jetzt vermöbelt dich auch noch so ein prolliger Maserati-Trottel aus der Provinz.
    Die verspiegelte Scheibe auf der Fahrerseite fuhr herunter, und Steven blieb der Mund offen stehen.
    »Hallo, Mister Landsdale. Ist das Ihre Folkloreausrüstung für zu Hause in Milwaukee?«
    Luise Manstein lächelte ihn freundlich an. Sie hatte ihre Sonnenbrille in die kurz geschnittenen grauen Haare geschoben und trug wie bei ihrer Begegnung vor der Venusgrotte in Linderhof einen eng geschnittenen Hosenanzug.
    »Was … was machen Sie denn hier?«, stammelte Steven.
    »Das Gleiche könnte ich Sie fragen, Herr Landsdale.« Die Konzernchefin von Manstein Systems zog gekonnt die rechte Augenbraue nach oben. »Von meiner Geburtstagsparty in Linderhof sind Sie ja ziemlich plötzlich verschwunden. Ging Ihr Flieger etwa mitten in der Nacht?«
    »Nein, nein.« Steven lachte gekünstelt. Im letzten Augenblick fiel ihm ein, einen amerikanischen Slang in seine Stimme zu legen. Er überlegte krampfhaft, wie die Zeitung geheißen hatte, für die er angeblich arbeitete. Von den grausigen Vorkommnissen in Linderhof schien Luise Manstein jedenfalls nichts mitbekommen zu haben.
    »Äh, ein Anruf aus der Redaktion in

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