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Die Ludwig-Verschwörung

Die Ludwig-Verschwörung

Titel: Die Ludwig-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
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räusperte und zum ersten Mal das Wort ergriff.
    »Es deutet tatsächlich alles auf eine Paranoia hin. Es wäre nicht der erste Fall in seiner Familie. Dafür müsste ich mich aber einmal länger mit dem König unterhalten.«
    »Das können wir nicht riskieren!«, zischte Pfaffinger. »Wenn Ludwig Wind davon bekommt, dass wir ihn für verrückt erklären lassen wollen, stellt er uns alle an die Wand.«
    Ich erstarrte. Das Queue entglitt beinahe meinen Händen, als mir aufging, was ich da gerade gehört hatte. Die Minister wollten Ludwig Wahnsinn attestieren und ihn dann absetzen! Kein Attentat also, sondern schleichender Mord! Jetzt fiel mir auch ein, woher ich den dritten Mann kannte. Es war kein Geringerer als der berühmte Irrenarzt Dr.   Bernhard von Gudden, der schon Ludwigs Bruder Otto für verrückt erklärt hatte. Ich hatte ihn ein- oder zweimal im Schloss Fürstenried gesehen. Was die drei Herren dort drinnen planten, war schlicht und einfach Hochverrat!
    Die Kellnerin warf mir vom Tresen aus einen misstrauischen Blick zu. Offenbar war ihr nicht entgangen, dass ich immer blasser wurde. Nervös nippte ich am Bier, um nicht weiter aufzufallen. Als die Frau sich wieder anderen Gästen zuwandte, schlich ich ganz nahe an die Glastür heran, um das geheime Gespräch weiter zu belauschen.
    »Ich habe mit Bismarck gesprochen«, meldete sich nun Carl von Strelitz. »Er ist damit einverstanden, dass Prinz Luitpold die Regentschaft übernimmt. Allerdings nur, wenn das ärztliche Gutachten unangreifbar ist. Wir können uns keinen Bürgerkrieg in Bayern leisten.«
    »Ein Gutachten, ohne den König vernehmen zu dürfen?«, murmelte Dr.   von Gudden. »Das dürfte schwierig werden.«
    »Herr Doktor, verstehen Sie doch!«, insistierte Pfaffinger. »Die Gefahr ist zu groß, dass er die Minister allesamt erschießen lässt!«
    »Ach was, die Gefahr ist vor allem groß, dass er sie alle entlässt«, erwiderte Gudden schroff. »Ist es nicht das, was Sie eigentlich fürchten? Wenn Sie ihm weiter das Geld für seine Schlösser verweigern, sucht er sich einfach andere Minister.«
    »Ludwig vertraut dem Kabinett Lutz«, sagte Pfaffinger mit gedämpfter Stimme. »Mit den Ultramontanen und ihrer Papsthörigkeit kann er nichts anfangen, also bleibt er uns treu.«
    »Wie lange noch?« Doktor von Gudden seufzte, bevor er weitersprach. »Aber ich verstehe ja, was Sie meinen. Der König wird in der Tat immer mehr zu einer Last für sein Land. Voraussetzung für ein solches Attest ist allerdings, dass die Bevölkerung die Entscheidung mitträgt. Bedenken Sie, Ludwig hat immer noch Fürsprecher.«
    »Keine Angst«, beruhigte der Sekretär. »Wir werden die Zeitungen unter Druck setzen und ein paar entsprechende Artikel lancieren. Unsere Leute sitzen überall.«
    »Gut«, sagte von Strelitz. »Dann kann ich den Reichskanzler davon unterrichten, dass alles zu seiner Zufriedenheit …«
    Er brach ab, und es entstand eine Pause. Viel zu spät erkannte ich den Schatten hinter dem milchigen Glas. Irgendjemand musste mich vom Separee aus gesehen haben! Der preußische Agent riss die Tür auf und starrte mich wutentbrannt an. »Was fällt Ihnen ein …«, begann er. Doch da hatte ich ihm bereits das Queue in den Magen gerammt. Von Strelitz brach ächzend zusammen, während hinter ihm laute Stimmen ertönten.
    »Wer in Gottes Namen ist das?«, rief Pfaffinger aufgeregt.
    »Vermutlich ein Agent des Königs, der sich als unser Kutscher ausgegeben hat!«, stöhnte von Strelitz, der viel zu schnell wieder auf die Beine kam.
    Ich hatte mittlerweile einen der Billardtische umrundet und war eben im Begriff, durch die Vordertür zu fliehen, als ich den Schuss einer Pistole hörte. Etwas zischte um Haaresbreite an meinem linken Ohr vorbei.
    »Sie bleiben hübsch, wo Sie sind«, knurrte von Strelitz und zielte mit einem kleinen Derringer auf mich. »Sonst bläst Ihnen die nächste Kugel das Hirn raus.« Hinter ihm standen ein aufgelöster Sekretär Pfaffinger und Dr.   von Gudden, der nervös seinen Zwicker putzte.
    Ich nickte zaghaft und ließ die Hände auf den Tisch vor mir sinken, wo noch immer die Billardkugeln meines Übungsspiels lagen. Nervös glitten meine Finger über das kalte Elfenbein.
    »Nehmen Sie gefälligst Ihre Drecksgriffel hoch, bevor ich …«, begann von Strelitz, als ihn eine von mir geworfene Kugel frontal an der Stirn traf. Schreiend ging er zu Boden, mein nächstes Geschoss erwischte ihn an der Schulter. Ich schleuderte eine

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