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Die Ludwig-Verschwörung

Die Ludwig-Verschwörung

Titel: Die Ludwig-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
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Grunde war der Hinweis schon im ersten Wort LINDERHOF enthalten gewesen; eine Linde, in die der Name von Marots heimlicher Liebe für immer eingeritzt war. Was hatte Marot noch mal am Ende des letzten Kapitels geschrieben?
    Wie konnte ich damals ahnen, dass dieses Mädchen unser aller Schicksal noch weit über den Tod hinaus bestimmen würde!
    Suchend blickte Steven sich um. Er musste unbedingt Sara finden und ihr von seiner Entdeckung erzählen. Mit ihrem neuen Laptop konnten sie sofort ausprobieren, ob seine Vermutung zutraf. Dann endlich würden sie …
    Plötzlich hielt Steven inne, weil er intuitiv spürte, dass er beobachtet wurde. Ganz langsam drehte er den Kopf, bis er wieder in Richtung des Festplatzes sah.
    Hinter dem Brunnenbecken, ungefähr zwanzig Meter entfernt, stand der Zauberer.
    Er hielt eine Fackel in der Hand und winkte ihm zu. Sein Zylinder war verschwunden, so dass Steven nun die nach hinten gegelten Haare und die hohe Stirn sah, wo die Schminke schlagartig aufhörte. Jetzt hielt der Mann die Fackel direkt vor sein Gesicht und lächelte, weiße Zähne funkelten im flackernden Licht. Mit einem Mal wusste Steven, woher er ihn kannte. Er hatte schon einmal mit ihm gesprochen, und es war kein gutes Gespräch gewesen.
    Ich interessiere mich für Augenzeugenberichte aus der Zeit von König Ludwig II. Haben Sie so etwas?
    Der Zauberer dort am Brunnenrand war kein anderer als der Mann im Trachtenanzug! Der Mann, der sich im Antiquariat nach dem Buch erkundigt hatte und der vermutlich der Anführer der Guglmänner war. Jetzt machten seine Hände eine beschwörende Bewegung, und im nächsten Augenblick hielt er ein schwarzes Tuch in der Hand.
    Verdammt, das ist kein Tuch, das ist …
    Der Zauberer wedelte mit der Kapuze, die wie der abgetrennte Kopf eines Hingerichteten hin- und herpendelte. Die Kapuze der Guglmänner!
    Panisch vor Angst drehte sich Steven um und rannte die mit bunten Blumen bepflanzten Gartenterrassen hinauf zum Venustempel. Als er schweißgebadet oben ankam, stand unten am Brunnen noch immer der Zauberer und winkte. Ein winziger Punkt im hellen Mondlicht.
    Sara hetzte durch den dunklen Park auf die Lichter des Festzeltes zu. Vor ihr, nur knapp hundert Meter entfernt, lachten Menschen, plauderten miteinander und lauschten der Musik Vivaldis. Keiner von ihnen hatte offenbar bemerkt, dass ganz in ihrer Nähe ein Kampf stattgefunden hatte. Als die Kunstdetektivin endlich den Lichterschein erreicht hatte, hielt sie zum ersten Mal inne und sah sich um.
    Der Koloss war verschwunden, der Alptraum schien vorbei.
    Sara atmete tief durch und brachte ihr Kleid in Ordnung, das hinten am Rücken und an der Seite eingerissen war. Ihr Gesicht und ihre Arme waren zerkratzt und schmutzig von Laub, Kies und Erde, einige ihrer Fingernägel abgebrochen. Ihr Magen schmerzte noch immer von dem heftigen Schlag, doch ansonsten schien sie unverletzt. Trotzdem konnte sie nicht aufhören zu zittern.
    Ich habe einem Mann ein Auge ausgestochen! Das Geräusch werde ich niemals vergessen.
    Sie starrte hinüber zu den anderen Festgästen und überlegte, was sie nun tun sollte. Die Ordner von Manstein Systems alarmieren? Die Polizei rufen? Sicher würde es Fragen geben, sie würde erklären müssen, wer sie war und was sie hier zu suchen hatte. Früher oder später würden die Beamten dann nach ihrer Begleitung fragen und auf Steven stoßen. Das wäre das Ende ihrer Suche.
    Wieder wanderte ihr Blick über die meist in Schwarz gekleideten männlichen Gäste mit ihren Masken, Zigarren und Sektgläsern. Wo war nur Steven? Drüben beim Wasserbassin konnte sie ihn nicht entdecken, und auch auf dem Schlossplatz war er nicht zu sehen. Sara konnte nur hoffen, dass er nicht einem anderen dieser Fanatiker in die Arme gelaufen war. Sie musste ihn finden und dann so schnell wie möglich von hier verschwinden, ob mit oder ohne Schlüsselwort.
    Das Schlüsselwort!
    Siedend heiß fiel ihr ein, dass das Tagebuch noch immer im Safe ihres Hotelzimmers lag. Es würde nicht lange dauern, bis dieser wahnsinnige Ritter oder einer seiner Helfershelfer anfing, darüber nachzudenken, wo Sara und Steven eigentlich die letzte Nacht verbracht hatten. Und der Koloss hatte nicht den Eindruck gemacht, als ob ein Hotelsafe ihn vor allzu große Schwierigkeiten stellen würde.
    Nachdem sie ein letztes Mal das Gelände abgesucht hatte, eilte Sara zu einer der wartenden Kutschen und ließ sich hinüber ins Hotel chauffieren. Das Gebäude war über und

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